Venenentzündung

[429] Venenentzündung (Phlebitis), ist theils Folge unglücklicher Aderlässe, mißhandelter Blutaderknoten etc., od. durch Gerinnung u. Vergiftung des Blutes in einer od. mehren Venen nach Aufnahme von Eiter, Leichengift, Spitalmiasmen etc. bedingt. Charakteristisch sind ein glühender od. dumpfer, durch Druck zunehmender Schmerz im Verlaufe der erkrankten Vene u. eine schmerzhafte Zellgewebsanschwellung unterhalb dieser Stelle nach den feinsten Verzweigungen hin (Weiße Schenkelgeschwulst, Oedema acutum, Phlegmasia alba dolens, Erysipelas phlegmonodes). Die V. endet mit Gerinnung des Blutes, Verstopfung, Verdickung u. Vereiterung der Vene, Brand od. anderen Krankheiten des Zellgewebes. Nicht selten gesellt sich zu V. ein typhusähnliches Fieber, verbunden mit Frost, großer Hinfälligkeit, Unruhe, Angst, Delirien, Erbrechen, Durchfällen u. oft in Folge metastatischer Ablagerungen mit den Symptomen von Entzündung u. Eiterabscessen der Lungen, Leber, Milz etc. im Verein, welches Fieber nicht selten zum Tode führt. Bedingt wird dieser Ausgang zumeist durch Eiteraufnahme ins Blut (Pyämie). Die Behandlung der V. muß die Gelegenheitsursache zu beseitigen trachten, die vergiftenden Flüssigkeiten entfernen, reine Luft im Krankenzimmer herstellen, etwaige Abscesse zeitig öffnen; ferner werden angewendet Blutegel, Schröpfköpfe, Mercurialeinreibungen, kaltes Wasser, später warme Breiumschläge. Die chronische V. verläuft ähnlich, doch milder. Vgl. Stannius, Über die krankhafte Verschließung größerer Venenstämme, Berl. 1839; Puchelt, Das Venensystem in seinen krankhaften Verhältnissen, Lpz. 1844.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 429.
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