Zungenstoß

[741] Zungenstoß, beim Spiel der Blasinstrumente die Bewegung der Zunge des Spielers, durch welche die tongebende Luft stoßweise in das Instrument einströmt u. wodurch die Articulation u. Accentuation der Töne hervorgebracht wird. Der Z. verrichtet[741] auf diese Art dieselbe Operation, welche bei Bogeninstrumenten der Bogen leistet. Der Z. wird in den einfachen Z., bei welchem gleichsam die Sylben da, ta, dü, tü, du, tu ausgesprochen werden, u. in die Doppelzunge getheilt. Der einfache Z. ist allen Blasinstrumenten eigen; die Doppelzunge wird nur beim Spiel der Flöte, Trompete u. zuweilen des Waldhorns gebraucht. Früher bediente man sich beim Flötenspiel zum Vortrag des schnellen Staccato (s.d.) nach Quanzs Anleitung der Sylben tid'll, beim Vortrag der Triolen aber tid'lldi, welche Tromlitz in tad'll u. tad'lida umänderte. In neuerer Zeit braucht man die durch Drouet in Aufnahme gekommenen Sylben tügö, die sogenannte französische Doppelzunge, welche den damit hervorgebrachten Ton runder u. kräftiger machen, allgemein u. benutzt die erstere Art zuweilen blos zur Nüancirung. Die Doppelzunge auf der Trompete wurde sonst von den gelernten Trompetern geheim gehalten u. besteht aus den Sylben ritiriton, kitikiton, tiritiriton, tikitikiton, wobei die Sylbe ton immer auf die accentuirte Note fallen muß. Die Doppelzunge auf der Trompete kann nur beim sogenannten Principalblasen u. bei Rufen u. Feldstücken, nicht aber bei dem sogenannten Clarinblasen gebraucht werden (s.u. Trompete S. 864). Endlich nennt man die Schlagmanieren bei Behandlung der Pauken auch Z., u. unterscheidet die Doppel- od. gerissene Zunge, die getragene Zunge, die ganze Doppelzunge.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 741-742.
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