Choriambus

[205] Choriambus. (Dichtkunst)

Ein Sylbenfuß von vier Sylben, davon die erste und vierte lang, die zwey mittlere kurz sind Choriambus. Er theilet sich also in zwey andere, einen Trochaus Choriambusund einen Jambus Choriambusund wird deswegen auch Trochäo-Jambus genennt. Man [205] kann ihn auch als einen Daktylus mit einer angehängten langen Sylbe ansehen, wie in dem Ausdruk himmlische Lust. Von diesem Fuß hat

Die choriambische Versart ihren Namen, welche in lyrischen Gedichten von den Alten bisweilen gebraucht, und im Deutschen, so viel uns bekannt, von Klopstok zuerst glücklich versucht worden. Der Vers besteht aus einem oder zwey Choriamben, welche mit Spondeen vermischt sind. Von dieser Art sind die drey ersten Verse jeder Strophe in der Horazischen 24 Ode des 1 Buchs.


Quis desiderio sit pudor aut modus.


Klopstok hat seine choriambische Verse mit Trochäen angefangen, welche die Deutschen ofte für Spondäen brauchen.


Unberufen zum Scherz, welcher im Liede lacht,

Nicht gewöhnet zu sehn, tanzende Gratien,

Wollt ich Lieder wie Schmidt singt,

Lieder singen wie Hagedorn.


Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 205-206.
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