Selichah

Kaan Sliche, kaan Mechile, kaan Kappore. Tendlau, 1070.

Jüdisch-deutsch, um zu sagen, dass alles verloren, alles dahin ist. Die Wörter selichah, mechilah, kapporah, die sich in Bussgebeten oft nebeneinander befinden, heissen eigentlich: Vergebung, Verzeihung, Versöhnung. Man versteht unter selichah aber auch ein bestimmtes Bussgebetbuch; mit mechitah bezeichnet das Volk auch das Gesäss (anus), und kapporah nennt man auch das Versöhnungshuhn. Nun ging einst ein Mann an einem Busstage früh morgens in einem finstern Hause die enge Treppe hinunter, in der Hand sein (Opfer) Huhn, unter dem Arme sein Bussgebetbuch, trat einen Fehltritt, stürzte die Treppe hinab. Das Buch entfiel ihm das Huhn entlief ihm und dabei hatte er sich noch sehr empfindlich aufgesetzt. Da rief er jammernd wie oben: Kaan Sliche, kaan Mechile, kaan Kappore.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 536.
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