Treppe

1. Je hoher Treppe, je schwerer Fall.Petri, II, 393.


2. Man muss auff der Treppe von einer Stuff zur andern steigen.Petri, II, 459.


3. Von hohen Treppen felt man hart.Petri, II, 511.


4. Wenn man die Trepp' schürt, so fängt 'n von haben an. (Mecklenburg.) – Raabe, 23.


5. Wenn man die Treppe wäscht, muss man oben anfangen.Körte, 6047; Körte2, 7591; Simrock, 10467.

Bei allen Verbesserungen muss, wenn sie was nützen sollen, der Anfang oben gemacht werden. Was nützt es, die untern Beamten durch bessere zu ersetzen, wenn von oben in der alten Weise fortregiert wird. Daher erhalten in China bei irgendeinem Dienstversehen die obersten Beamten stets die höchste Anzahl von Hieben.

Holl.: Men moet de trappen van boven af verwen (boenen) en niet van onderen op. (Harrebomée, II, 343b.)


6. Wer die Treppe hinauf will, geht Stufe für Stufe.

Holl.: Allengskens treden wij een trapje hooger. (Harrebomée, II, 343a.)


7. Wer die Treppe hinunterfällt, muss ohne Aufenthalt vorwärts.


8. Wer eine Treppe steigt, hält sich gern an der Stange (Leine) an.

Span.: Abiendo escalera por do bajor buscais soga para os colgar. (Bohn I, 193.)


9. Wer keine Treppe steigen kann, wird nie hoch kommen.

Das Schicksal eines Menschen hängt von seinem Betragen ab. »So gethan, so gegangen, ist ein Sprichwort in allen Landen.« (Henisch, 140, 61.)

Dän.: Den som ikke vil gaae op ad troppen kommer ikke vel paa salen. (Prov. dan., 210.)

Frz.: Les affaires sont ce qu'on les facts. (Recueil, 4.)

Lat.: Perinde sunt res, ut eas agis. (Binder II, 2556; Lehmann, 851, 17.) – Sui cuique mores fingunt fortunam. (Cornelius.)


10. Wer sich nicht will auf der Treppe zeigen wird noch weniger auf Dächer steigen.


[1306] 11. Wo ich Treppen und Leitern hab', da fall' ich nicht vom Thurm hinab.

»Vnd mein Gott sollt sein bereit mich schützen vor der fehrlichkeit; das heisst, Gott ohn not versuchen, aufs höhste lästern und versuchen.« (Waldis, II, 14.)


*12. Die Treppen im Rathhause sind glatt.

Holl.: De trappen van het stadhuis zijn glibberig. (Harrebomée, II, 343a.)


*13. Einen die Treppe hinabtanzen lassen.

Holl.: Hij doet hem de trappen af dansen. (Harrebomée, I, 128a.)


*14. Einen die Treppe hinaufwerfen.

»Es geschah mit ihm, was man mit dem Ausdruck. ›Treppe hinaufgeworfen werden‹ zu bezeichnen pflegt. Er fiel mit noch grösserer Geschwindigkeit die Treppe herunter, als er herauf befördert worden war.« (Pfälzischer Kurier, Ludwigshafen 1867, Nr. 135.)


*15. Er findet keine Treppe zum Himmel und keinen Sitz auf der Erde.Burckhardt, 603.

Von einem Menschen, dessen Umstände so verwickelt sind, dass er nicht weiss, wohin er sich wenden soll.


*16. Er ist die Treppe 'runter gefallen. (Königsberg.)

Wenn jemand das Haar (schlecht?) verschnitten worden ist.

Holl.: Hij is van de trappen gefallen. (Harrebomée, II, 343a.)


*17. Ich well der jett (gät = etwas) op de Trapp legen, denn bruchs doch dich nit zo bôcken. (Köln.) – Weyden, II, 8; Firmenich, I, 473, 99.


*18. Sich eine Treppe in den Himmel bawen. Herberger, Hertzpostille, I, 509.


[Zusätze und Ergänzungen]

*19. Du häst gewiss an der Margriethe Trepp' gesesse.

Eine scherzhafte altkölnische sprichwörtliche Redensart. An der Nordseite des kölner Doms befand sich eine andere Kirche »St. Maria im Pasch«. Einige ihrer Stufen heissen »ad gradus« oder: zu den Staffeln, die seit undenklicher Zeit der Sammelplatz einer Menge von Bettlern sind. (Bechstein, Grumbach, I, 224 u. 296.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Herzog Theodor von Gothland. Eine Tragödie in fünf Akten

Herzog Theodor von Gothland. Eine Tragödie in fünf Akten

Den Bruderstreit der Herzöge von Gothland weiß der afrikanische Anführer der finnischen Armee intrigant auszunutzen und stürzt Gothland in ein blutrünstiges, grausam detailreich geschildertes Massaker. Grabbe besucht noch das Gymnasium als er die Arbeit an der fiktiven, historisierenden Tragödie aufnimmt. Die Uraufführung erlebt der Autor nicht, sie findet erst 65 Jahre nach seinem Tode statt.

244 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon