1. Alte Häuser haben trübe Fenster.
Dän.: Gammelt huus haver dumme vinduer. (Prov. dan., 315.)
2. Alte Häuser leiden mehr als neue.
Wenn diese nicht schon zusammenfallen, ehe sie fertig gebaut sind.
3. Alte Häuser streicht man an, wenn man sie verkaufen will.
4. Alte Häuser, Uhren und Huren kosten viel Reparaturen.
Frz.: Horloge entretenir, jeune femme à, gré servir, vieille maison à reparer, c'est tousjours à récommencer. (Leroux, II, 228.)
5. Alte Häuser und junge Mägdlein brennen leicht.
6. Alte Häuser werden nicht neu, wenn man sie frisch streicht.
Holl.: Aan oude huizen nieuwe deuren, zoó zijn ze nog voor goed te keuren. (Harrebomée, I, 339.)
7. Altem Haus und neuem Freund ist nicht leicht zu trauen. – Lehrengel, I, 37.
8. An einem alten Hauss hat man immerdar zu flicken. – Petri, II, 16.
Engl.: An old sack asked much patching. (Gaal, 868.)
9. An olde Husen un olde Froens gift't immer wat to flicken. – Hauskalender, I; Frommann, II, 389, 36; für Luzern: Schweiz, II, 243, 36; für Hannover: Schambach, II, 8.
10. An ole Hüser un ole Wîfer is altît wat to flicken. – Eichwald, 880; Lohrengel, I, 47.
An alten Häusern und alten Weibern ist stets was zu flicken. (Simrock, 4413.) Man vernimmt aber sehr oft die gegentheilige Behauptung, dass junge Frauen mehr kränkeln als alte.
11. Arm Haus, arm Freund.
Frz.: En pauvre maison bastizon. (Leroux, II, 125.)
12. Auch in armen Häusern wird ein gehorsamer Sohn geboren.
13. Auff ein altes Hauss vnd zurissen Dach fliegen keine Tauben. – Henisch, 631, 22; Petri, II, 23.
[396] 14. Aus einem armen Haus dampft kein Bratenduft heraus.
15. Aus einem leeren Hause trägt der klügste Dieb nichts 'naus.
16. Aus grossen Häusern kompt offt gross Vnglück vnd Vnfall. – Petri, II, 22.
17. Aus gutem Hause kommen gute Kohlen. – Reinsberg I, 106.
Was beim Eingehen einer ehelichen Verbindung zu erwägen ist.
Span.: De buena casa, buena brasa. (Cahier, 3282.)
18. Aus jedem Hause führt ein Weg nach Rom.
19. Aus keinem Haus ist der Neid heraus. – Parömiakon, 99.
20. Aus manchem neuen Haus guckt ein alter Schelm heraus.
21. Aus reichem Hause kauf' dein Pferd, aus armem ist das Weib was werth. (Finn.)
22. Aus schlichtem Haus sieht oft ein kluger Mann heraus. – Gaal, 864.
23. Aus seinem Haus sieht der Hund als Löwe 'naus.
Frz.: Tout chien est lion en sa maison.
24. Auss geitzigen Hauss geth nichts als rauch. – Lehmann, 252, 37.
Und auch dieser wol noch spärlich genug.
25. Bald brennt ein Haus, aber langsam löscht man's aus.
26. Bawest du ein Hauss, so gucket ein ander zum Fenster auss. – Henisch, 1069, 7; Simrock, 12320a.
27. Bawest ein hauss, so machs vollends auss. – Franck, II, 8b; Egenolff, 13a; Eyering, I, 160; Petri, II, 31; Gruter, I, 7; Sutor, 412; Eiselein, 286; Simrock, 4408; Körte, 2664.
Lat.: Domum quum facis, ne relinque impolitam. (Binder I, 363; II, 843; Seybold, 135; Egeria, 32a.)
28. Bei kleinen Häusern brennt es gleich zum Dach hinaus.
29. Besser ein klein Haus ganz als ein grosses halb.
Holl.: Een nieuw huis is maar de eene helft; vele stoffen komen voor den huurder. (Harrebomée, I, 341.)
30. Besser in Häusern als in Reisern. – Eiselein, 290; Simrock, 4418; Braun, I, 1171.
31. Besser zu Haus bei schmalem Tisch, als im Gasthaus bei Braten und Fisch.
Böhm.: Špatný to hospodář, jemuž doma slano ani mastno neni, a jinde voni kadidlo a kořeni. – V hostech (v hospodĕ) veselo, ale doma lépe. (Čelakovsky, 375.)
Holl.: Beter t' huis rapen te eten dan elders gebraad. (Harrebomée, I, 339b.)
32. Besser zu Hause arbeiten (ruhn), als in der Kirche schlafen (nichts thun).
Röhm.: Do kostela jíti a se nemodliti do hospody jíti a netancovasti, radĕji doma zůstati. (Čelakovsky, 262.)
33. Bestell' dein Haus; wär' gleich der Tod noch weit, so ist doch nur ein Schritt zur Ewigkeit. – Hertz, 10.
Hausinschrift in der Schweiz.
34. Binnen Haus und Hof hat jedermann Friede. – Graf, 496, 69.
Altfries.: That allera monna hwek frehto hede binna honi and binna huse. (Wiarda, 233, V, 1.)
35. Blif te Hus un kuok den Bri, dann küemste nitt in Täggeri (Zänkerei). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 687, 76; Woeste, 78, 329.
36. Bringst du nichts ins Haus, so bleibe draus. – Parömiakon, 2558.
37. Das ganze Haus voll Meister und keiner ist in der Lehre gewesen.
Holl.: Een huis vol korporaals, en nog niet één die zijne dienst verstaat. (Harrebomée, I, 341a.)
38. Das Haus brennt, und die Alte kämmt sich. (Wal.)
Vgl. Die Walachen. Ein ethnographisches Charakterbild von Edm. Frhr. von Berg in den Erheiterungen (Stuttgart 1861), Hft. 10.
39. Das Haus hat Augen, ders darff trawen, so lange Herr und Frawe selber schawen. – Froschm., XVIIIb.
40. Das Haus ist an die Kunkel gefallen.
Die Entstehung dieses Sprichworts ist nach Lendroy (1266) diese. Nachdem Chilperich I., König von Soissons, im Jahre 584 ermordet worden war, machten viele Grosse am Hofe Schwierigkeiten, seinen erst vier [397] Monate alten Sohn als Chlotar II. anzuerkennen, weil das anstössige Leben der Königin Fredegunde Zweifel erregte, ob das Kind wirklich aus Chlodwig's Blute sei. Diese Meinung war so allgemein verbreitet, dass es die Königin für nöthig hielt, nach damaligem Gesetz an der Spitze von 300 amtlichen Juratoren vor dem Gerichtshofe zu erscheinen und mit ihnen zugleich auf Seele und Gewissen die Echtheit Chlotar's, als eines Sohnes Chilperich's, ihres Gemahls, zu beschwören. »Wenn das ist«, rief Guntram, der Onkel des jungen Prinzen und König von Orleans, »so ist die Krone an die Kunkel gefallen«, ein Ausdruck, der sich auf die Lieblingsbeschäftigung der Königin Fredegunde bezog, die man nie ohne Spindel und Kunkel sah. Da die Höflinge Guntram's und die zahlreichen Feinde Fredegundens nicht aufhörten, den Ausspruch zu wiederholen, so ging er in ein Sprichwort über, um etwas zu bezeichnen, das sich allein in der Gewalt einer Frau befindet, oder ein Erbe, das an eine weibliche Person fällt.
Frz.: Cette maison est tombée en quenouille. (Lendroy, 1266.)
41. Das Haus ist des Bürgers Feste. – Graf, 497, 82.
42. Das Haus ist fertig, aber nicht ausgemacht.
43. Das Haus ist mein und doch nicht mein, der nach mir kommt, ist auch nicht sein. Und wird's dem dritten übergeben, so wird's ihm ebenso ergehen. Den vierten trägt man auch hinaus. Nun sagt mir doch, wess ist das Haus? – Hertz, 8.
Hausinschrift in Tirol.
44. Das Haus ist nicht schön durch seine Ecken, sondern durch seine Küchen.
45. Das Haus ist schlecht gedielt, wo der Rocken dem Degen befiehlt.
46. Das Haus macht nicht den Herrn, sondern der Herr das Haus.
Böhm.: Každý dům hezký dobrým hospodářem. – Ne dům pánu čest' dává, ale pán domu. – Ne pán domem stoji, ale dům pánem. (Čelakovsky, 374.)
47. Das Haus nennt sich ein Häuslein, aber die Hundehütte will ein Schloss sein.
Aehnlich russisch Altmann VI, 419.
48. Das Haus soll man stützen und das Geld mittlerweile nützen. – Pistor., V, 72; Seybold, 12.
49. Das Haus verbirgt 's Elend.
Man sieht es einem nicht stets von aussen an, was man im Innern findet. Von glänzendem Elende. Die Odschineger haben ein ähnliches Sprichwort, wenden es aber bildlich auf die Frau an.
50. Das Haus verliert niss. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 81.
In Koburg: Di Stûb'm verliert nex.
51. Das Haus wird besser verschlossen als das Herz.
Wenigstens von vielen, welcher Ansicht auch die Russen sind. (Altmann VI, 405.)
52. Das Hauss nehrt den Mann nicht. – Peiri, II, 64.
53. Das Hauss ziert den Mann nicht, der Mann muss das Haus zieren. – Petri, II, 64.
54. Das ist ein glücklich Haus, wo kein Pfaff geht ein oder aus.
55. Das leere Haus ist voll von Lärm. (Bask.)
56. Das liebe hauss, das beste hauss, – Petri, II, 68; Henisch, 327, 18; Hertz, 23.
Lat.: Domus amica, domus optima. (Henisch, 327, 19.)
57. Dass dieses Haus aus Noth und nicht aus Lust gebauet, weiss der, der voriges hat ehmals angeschauet. – Hertz, 26.
Hausinschrift.
58. Dat Hûs ist verhüret, sagte die Hure, als sie zum Fenster hinaussah.
Holl.: Dat huis is verhuurd, zei de hoer, en zij kijkt ten venster uit. (Harrebomée, I, 330.)
59. Dem Hause gibt der Nachbar seinen Werth.
Böhm.: Nekupuj sobĕ domu, kup souseda; dům koupís, souseda neprodás. (Čelakovsky, 412.)
Frz.: N'acheté pas la maison, mais achète le voisin. (Cahier, 2022.)
Poln.: Niekup uj majętności, kupaj sasiada. (Čelakovsky, 412.)
60. Dem Hause steht es übel an, wann Henne kräht und piepet der Han. – Abraham a Sancta Clara, 1720; Eiselein, 299.
Lat.: Cucurit gallus, gallina gracillat.
61. Dem ist besser, der ein Haus werbet, als dem, der es erbet. – Henisch, 321, 23; Graf, 223, 293.
Nämlich in dem Falle, wenn er die Erbschaft unbedingt angetreten hätte und nun, unter Anwendung des [398] römischen Rechts, mit seinem eigenen Vermögen die Schulden des Erblassers decken müsste. (S. ⇒ Erbschaft 4, ⇒ Erbgut 7, ⇒ Heller.)
62. Der ein Hauss macht, der kans machen, nicht der viel dauon redt. – Petri, II, 85.
63. Der sein Haus bauet mit fremder Habe, läutet seinem Glück zu Grabe.
64. Des Hauses Grund und First ist der Mann. – Nass. Schulb., XIV, 5.
Der Schmuck des Hauses ist die Frau. Die Serben dagegen: Das Haus ruht nicht auf dem Boden, sondern auf der Frau.
Böhm.: Nestojí dům na zemi, ale na ženĕ. (Čelakovsky, 390.)
65. Dessen Hauss am Weg stehet, der muss sich von jederman meistern vnd rechtfertigen lassen. – Lehmann, 650, 1.
66. Deutsches Haus, deutsches Land, schirm' es Gott mit starker Hand. – Hertz, 34.
Hausinschrift in Hannover.
67. Die Häuser der Vorstadt fragen am wenigsten nach dem Kreml. (Moskau.)
68. Dies Haus hab' ich für mich gemacht, und ob auch mancher spottet und lacht; ein jeder baut nach seiner Nase; ich heisse Konrad Wilhelm Hase. – Hertz, 35.
Hausinschrift in Hannover.
69. Dies Haus ist mein und doch nicht mein, der vor mir war, 's war auch nicht sein. Der ging hinaus und ich hinein; nach meinem Tod wird's auch so sein. – Hertz, 8.
Hausinschrift im Magdeburgischen.
70. Dies Haus ist mein und doch nicht mein; ich gehe aus, du gehest ein. Mann, wer wird wol der letzte sein? – Hertz, 8.
Hausinschrift in dem Dorfe Au bei Freiburg im Breisgau.
71. Dies Haus stehet in Gottes Hand. (Hausinschrift.)
In Wien stand noch im vorigen Jahrhundert ein Haus mit dem Spruch: »Dies Haus stand früher in Gottes Hand und dennoch ist es abgebrannt; jetzt hab' ich's wieder aufgebaut und dem heiligen Florian anvertraut.« (Ruppius' Sonntagsblatt, 1864, Nr. 50, S. 400.) Nach Hertz (27) lautet eine Hausinschrift in Steiermark: »Dies Haus stellt' ich in Gottes Hand, da ist es dreimal abgebrannt. Nun hab' ich's dem heiligen Florian vertraut, und hoffe, dass er besser darnach schaut.«
72. Dies Haus steht in Gottes Hand, ach behüt's vor Feu'r und Brand, vor Sturm und Wassersnoth, mit einem Wort, lass stoh wie's stot. – Hertz, 27.
Hausinschrift in der Schweiz.
73. Dies Haus steht in Gottes Hand, ist vorn neu vnd hinten alt. Hätte den Meister das Geld nicht g'reut, da hätt' er's nach hinten auch erneut. – Hertz, 26.
Hausinschrift in der Schweiz.
74. Dies Haus steht in Gottes Hand, zweimal bin ich herausgerannt, denn zweimal ist es abgebrannt. Komm' ich zum dritten mal gerannt, dann segne Gott meinen Lauf, dann bau ich's nicht wieder auf. – Hertz, 28.
Hausinschrift bei Pyrmont.
75. Dies Haus steht in Sanct-Florian's Hand, verbrennt es, ist's ihm selbst ein Schand'. – Hertz, 27.
Hausinschrift in Baiern.
76. Dieses Haus ist mein, und doch nicht mein, der's vor mir hatte, sagte auch, es gehöre sein; er zog hinaus, und ich hinein, nach meinem Tod wird's wieder so sein.
Hausinschrift in Oberösterreich.
77. E hâlb Haus, e hâlb Höll. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 148.
78. E jêd Hous huot se Gekierschel. – Schuster, 710.
79. Ehe das Haus einfällt, muss man ausziehen. – Mayer, II, 18.
80. Ehe du ein Haus kaufst, frag' nach dem Nachbar, und nach dem Gefährten, ehe du dich auf den Weg machst.
[399] 81. Ehe man aus dem Hause geht, (soll man) beissen (essen), und ehe man aus dem Walde geht – scheissen.
Böhm.: Před vyjitím z domu dobře jest se najísti, a před vyjitím z lesa životu polehčiti. (Čelakovsky, 253.)
Poln.: Z domu niejadszy, a z lasa nie wyfejdawszy się nie wyjeżdżaj. (Čelakovsky 253.)
82. Ehe man in ein fremdes Haus geht, klopft man an der Thür.
Span.: Quando fueres à casa agena, llama de fuera. (Bohn I, 244.)
83. Eigen Haus, das beste.
Böhm.: Milý dům, nejlepší dům. (Čelakovsky, 242.)
84. Eigen Haus ist Himmel und Hölle.
85. Eigen Haus und Herd ist Goldes werth.
Selbst der Afrikaner erkennt diesen hohen Werth auch in bürgerlicher Beziehung an, indem er sagt: Wer kein Haus hat, hat keine Stimme in der Gesellschaft. In Italien: Wer kein Haus hat, hat keine Heimat. (Reinsberg III, 110.)
Mhd.: Aigen haas und aigen chind machend grossen mü ze wind und klainen fröd ze paradeys. (Ring.) (Zingerle, 196.)
Böhm.: Vlastni dům zlatem nezaplatiš. (Čelakovsky, 374.)
Holl.: Waar men zich wendt of keert, eigen huis wordt meest begeerd. (Harrebomée, I, 345.)
Wend.: Wosebna wjaža jo zlota winowata. (Čelakovsky, 374.)
86. Ein alt Hauss fragt nichts nachm Rauch. – Lehmann, 81, 46.
87. Ein alt Hauss ist des rauchs gewohnt. – Lehmann, 312, 31.
»Also ein böss gewissen böser hendel.«
88. Ein alt Haus und ein jung Mägdlein darf man nie aus den Augen lassen.
Dän.: Et gammelt huus og en ung pige, giver nok at bestille. (Prov. dan., 67.)
89. Ein altes Haus ohne Mäuse, ein ungekämmter Kopf ohne Läuse, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein junger Mensch ohne Liebe, ein Krämer, der nicht lügt, ein Jude, der keinen Christen betrügt, ein Wasser, das ohne Schaden fleusst, ein Wolf, der keine Schafe zerreisst, ein Ehestand, der allzeit wohl bestellt, sind seltsame Dinge in dieser Welt. – Parömiakon, 1355.
90. Ein an kloan Haus senn â (auch) oft gerasse Fenste. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 56.
91. Ein bawfellig Hauss, ein vnradlicher Wirt. – Petri, II, 167.
92. Ein böses Haus treibt den Herrn hinaus.
Die Aegypter sagen: Das Haus des grausamen Bedrückers wird (muss) verwüstet werden, sollte es auch erst in fernen Zeiten geschehen. (Burckhardt, 261.)
93. Ein brennend Haus verräth sich, wenn man auch Thür und Fenster schliesst.
Lat.: Quo magis tegitur, tectus magis aestuat ignis. (Ovid.) (Philippi, II, 146.)
94. Ein dunkel (finster) Haus speiet den Wirth aus. – Eiselein, 286.
Ein Haus, in dem Werke der Finsterniss getrieben werden, kann für die Dauer nicht bestehen.
95. Ein eingerissenes Haus ist halb gebaut.
Frz.: Château abattu est moitié refait. (Bohn I, 13.)
96. Ein fertiges Haus und eine junge Frau muss man zu erhalten suchen.
Die letztere nach seiner Weise ziehen.
Frz.: Maison faite et femme à faire. (Bohn I, 37; Lendroy, 699.)
97. Ein gastlich Haus lockt Gäste herbei.
Wo es etwas zu essen gibt, fehlt es nicht an Kostgängern. Der Reiche hat viele Freunde.
98. Ein gebautes Haus und ein gepflanzter Weinberg werden nicht so theuer bezahlt, als was sie gekostet haben.
Frz.: Maison bâtie et vigne plantée, ne se vend pas ce qu'elle a coutée. (Kritzinger, 430.)
It.: Casa fatta, vigna posta, non si paga quanto costa. (Kritzinger, 430.)
99. Ein gelegen Haus, ein ehrlich Weib, ein gut paar Ochsen, dabei bleib.
100. Ein gross Haus thut einen grossen Fall. – Seybold, 289.
Lat.: Magnae molis magna ruina cadit. (Seybold, 289.)
[400] 101. Ein gross Haus und nichts (wenig) drinnen, bringt manchen von seinen Sinnen. – Nass. Schulbl., XIV, 5; Coler, 214b.
102. Ein gross Hauss ein schwere last vnd bürde. – Petri, II, 192.
103. Ein halbes Hauss ist ein halbe Helle. – Petri, II, 195; Lehmann, II, 122, 45; Sutor, 99; Simrock, 4417; Körte, 2667; Venedey, 101.
Dän.: Halvt huus, halvt helvede. (Prov. dan., 269.)
Holl.: Half huis, half helle. (Harrebomée, I, 341.)
Lat.: Res est penalis casa semis et exicialis. (Fallersleben, 383; Sutor, 99.)
104. Ein halbes Hauss macht en Herrn vngefell. – Petri, II, 195.
105. Ein Haus, darin zwei Frauen sind, wird nicht rein gefegt. – Simrock, 2628.
106. Ein Haus, das mit dem Bäcker isst, stirbt bald an der Auszehrung.
Holl.: Een huis, dat bij den bakker leeft, geeft den kost aan bakkers kinderen. (Harrebomée, I, 340b.)
107. Ein Haus, ein Brand. – Hertius, II, 3, 433; Pistor., IV, 78; Eisenhart, 381; Graf, 115, 286; Sailer, 66; Eiselein, 286; Simrock, 4407.
Vom Pfandrecht. Es galt im altdeutschen Rechte der Grundsatz: wenn das in den Händen des Pfandgläubigers befindliche Pfand ohne Verschulden irgend jemandes verloren gehe, so verliere dadurch der Pfandgläubiger ebenso sein Pfand, wie der Schuldner sein Eigenthum. Erst nach Platzgreifen des römischen Rechts und dem Aufblühen der Versicherungsgesellschaften kam der Grundsatz zur Geltung, dass das Pfandrecht auf das an gleicher Stelle wiederaufgebaute Haus übergehe. Nach andern soll es die Regel enthalten, dass, sobald ein Kauf geschlossen, die Gefahr der verkauften Sache auf den Käufer übergehe, daas er also auch den Schaden tragen müsse, wenn das erkaufte Haus abbrenne.
108. Ein Haus, in dem die Küche das Beste ist, kann nicht lange bestehen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 477.
109. Ein Haus, in dem zwei Frauen sind, wird nicht rein, fegt's nicht der Wind. – Reinsberg I, 17.
110. Ein Haus kann nicht zwei Hunde erhalten. – Simrock, 4403; Eiselein, 287.
Von denen, die nicht zusammen stimmen, weil sie beide Ein Ziel verfolgen, nach demselben Verdienste streben.
Lat.: Una domus non alit duos canes. (Eiselein, 287.)
111. Ein Haus kracht, eh' es einfällt.
112. Ein Haus leidet nicht zwei Herren.
Böhm.: Jeden dům dvou pánův netrpí. (Čelakovsky, 318.)
113. Ein Haus mit grosser Küche geht in die Brüche.
Span.: Casa hospidada, comida y denostada. (Bohn I, 208.)
114. Ein Haus ohne Bart hat keine Art.
Eine verständige männliche Leitung gehört zum Gedeihen eines Hauswesens.
It.: Corza sa domo qni non bi hat barba bianca.
115. Ein Haus ohne Frau ist eine Wiese ohne Thau.
Böhm.: Bez ženy dům jako bez kočky, a bez muže jako bez psá. (Čelakovsky, 390.)
Dän.: Huus uden hustru er lygte uden lys, skib uden styre. (Prov. dan., 317.) – Huus uden hustru og ild er som legem uden siel. (Pros. dan., 315.)
116. Ein Haus ohne Herd ist wenig werth.
Frz.: Maison sans flamme corps sans âme. (Leroux, II, 124.)
117. Ein Haus ohne Keller ist nicht werth einen Heller.
118. Ein Haus ohne Thür, ein Garten ohne Zaun und eine Börse ohne Band gelten wenig im Land.
Frz.: Maison sans porte, prometteur qui n'apporte, langue faconde et diserte, sans cloture et ouverte, bourse pleine et sans liens, peu profitent, ou tout rien. (Leroux, II, 124.)
119. Ein Haus schützt (hält) das andere.
120. Ein Haus verträgt nicht mehr als Eine Wirthin.
Slow.: Ena domovina, ena gospodina.
121. Ein Haus verwalten und ein Land hüten sind schwere Aemter.
Die Russen: Es ist schwerer Hausverwalter sein als Landeshüter. (Altmann VI, 480.)
122. Ein Haus voll Töchter ist ein Keller voll sauer Bier. – Reinsberg VII, 20.
Holl.: Een huis vol dochters is een kelder vol zuur bier. (Harrebomée, I, 341; Bohn I, 314.)
123. Ein Haus von Lehm (Koth) erbaut, hat immer schmuzige Wände.
124. Ein Hauss deckt viel. – Lehmann, 365, 10.
»Darumb seind die zu straffen, die verschwetzen, was im Hauss geschieht, das alles soll bedecken.«
[401] 125. Ein Hauss ist bald angesteckt, aber langsam geleschet. – Lehmann, 443, 112; Gaal, 232.
126. Ein Hauss vnd ein Kleid bedeckt viel armuth. – Lehmann, 46, 72.
127. Ein hauss vnd ein mantel bedeckt viel schand. – Henisch, 669, 47; Seybold, 135.
Lat.: Domesticum malum. (Binder II, 837; Lang, 293.) – Domus sunt vela arcanarum turpitudinum. (Seybold, 135.)
128. Ein Hauss von Kartenblättern, vnnd ein Pferd vom Krautstiel vnd ein Freund mit dem maul seind so viel werth als ein muckenfuss. – Lehmann, 207, 41.
Frz.: Maison de terre, cheval d'herbe, et ami de bouche ne valent pas un pié de mouche. (Kritzinger, 429b.)
Holl.: Een huis van leem, een paard van gras, een vriend van mond, 't is al maar glas. (Harrebomée, I, 340.)
129. Ein Hauss zur Lage, ein Megdlin von gutem Behage, ein Pferd von gutem trabe sind drey gute Gabe. – Petri, II, 196; Henisch, 1328, 47.
130. Ein klein Haus, in allen Winkeln voll, ehrt den Wirth und ziert ihn wol. – Nass. Schulbl., XIV, 5; Coler, 214b.
131. Ein kleines Haus ist Gottes liebe Herberge.
Holl.: In een klein huis heeft God een groot deel. (Harrebomée, II, 343.)
132. Ein kleines Haus und langer Mantel decken viel Armuth. – Philippi, II, 167.
133. Ein kleines Haus voll, ist besser als ein grosses leer. (Eifel.)
134. Ein neues Haus muss man das erste Jahr bewohnen lassen durch einen Feind, das zweite durch einen Freund, und erst im dritten muss man selber hineinziehen.
Holl.: Laat een nieuw huis bewonen, het eerste jaar door uw' vijand, het tweede jaar door nw' friend, en het derde jaar door u zelven. (Harrebomée, I, 344.)
135. Ein ordentlich Haus will einen tüchtigen (ordentlichen) Erker.
136. Ein schönes Haus macht noch keine gute Tafel.
Frz.: La belle cage ne nourrit pas l'oiseau.
137. Ein truncken Hauss speiet seinen Wirt auss. – Mathesy, 197b; Petri, II, 231.
138. Einem Haus, das fallen will, gibt jeder einen Stoss.
It.: A venir in giù, ogni cosa ajuta. (Cahier, 2941.)
139. Einem Hause sind drei Dinge überlegen: der Rauch, ein böses Weib und Regen.
140. Einem Hause, wo Frieden, ist Glück beschieden.
It.: La felicità d'una casa è l'esser senza liti. (Pazzaglia 200, 5.)
141. Einem schönen Hauss ein schöner Wirt. – Petri, II, 177; Eyering, II, 175; Egenolff, 328b; Eiselein, 288.
142. Einer im Haus ist so stark wie zwei draussen.
Dän.: En inden døren er bedre end to uden for. (Prov. dan., 117.)
143. Eines Hauses wegen schmeisst der Bettelmann den Sack nicht weg. – Schles. Provinzialbl., 1866, 429.
144. Erst ans Haus gedacht und dann Hochzeit gemacht.
145. Erst das Haus fegen, dann vor der Thür.
Sinn: Kehre erst vor deiner Thür u.s.w.
146. Erst ins eigene Haus (sehen), dann hin- (oder darüber) aus.
Lat.: Aedibus in nostris, quae prava aut recta geruntur, attendere fas est. (Gaal, 996.)
147. Erst richte dein Haus, dann sieh nach andern aus. – Körte, 2666 u. 3310.
148. Erwirb ein Haus, das gemacht ist, und eine Frau, die noch zu machen1 ist.
1) D.h. zu ziehen ist, also keine Witwe.
Dän.: Fly dig huus som er giort, og pige som skal giøres til kone. – Man vil gierne have afrittet hest, men ingen afret kone. (Prov. dan., 170.)
Frz.: Maîson faite, et femme á faire. (Cahier, 988.)
Holl.: Een huis is gemaakt, maar eene vrouw is nog te maken. – Men moet een huis kiezen, dat in orde is, en eene vrouw, die men naar zijne hand kan zetten. (Harrebomée, I, 340 u. 344.)
149. Es bringt mancher lachend nach Haus, was er weinend nicht bringt hinaus.
Span.: A las veces lleva el hombre á su casa con que llora. (Bohn I, 196.)
[402] 150. Es gehöret viel in ein hauss, sagen die Haussväter. – Mathesy, 322b.
151. Es gehört viel in ein Haus, aber mit wenig kommt man auch aus. – Simplic., 81.
152. Es gibt überall mehr Häuser als Kirchen, aber sie haben nicht alle einen Thurm.
Holl.: Daar zijn meer huizen dan kerken. (Harrebomée, I, 339.)
153. Es gibt (noch) viel Häuser, die ihren Giebel in die Höhe recken, sagte die Magd, als ihr die Frau den Dienst aufsagte.
154. Es halbs Hus isch e halbi Hell. (Solothurn.) – Schild, 98, 4; hochdeutsch bei Lehmann, II, 122, 45.
Es verursacht mancherlei Unbehagen und Unfrieden.
155. Es ist das Schlimmste, wenn das Haus von innen brennt.
156. Es ist ein hauss baldt antzündet, aber langsam gelescht. – Franck, I, 82b; Henisch, 692, 17; Lehmann, II, 141, 145; Sailer, 247; Körte, 2668; Simrock, 4435.
Empfiehlt Vorsicht bei Kriegserklärungen und Processanfängen.
157. Es ist in allen Heusern nicht gut Jungfrauen ziehen. – Petri, II, 264.
158. Es ist kein Haus so fein, es geht ein Rauch hindurch.
Es gibt überall Verdriesslichkeiten.
Böhm.: Není domu bez dýmu. – Není toho domu, kde by nebylo časem dýmu. (Čelakovsky, 388.)
Span.: No hay casa do no haya su calla, calla! (Bohn I, 236.)
159. Es ist kein Haus so voll, 's hat noch ein Mäuslein Platz.
Um einen Gast, der behauptet, satt zu sein, zu nöthigen, noch von einer Schüssel zuzulangen.
It.: Non è mai si piena la casa, che non vi resti luogo per un forastiere. (Pazzaglia, 290, 3.)
160. Es ist kein Hauss so klein, man helt dess Jahrs einmal Kirmess drinn. – Lehmann, 230, 5.
161. Es ist kein so elend hauss, es kan sich noch eines elenderen trösten. – Petri, II, 270; Henisch, 872, 60.
162. Es ist leichter im fremden Hause dienen, als ein eigenes zu regieren.
Böhm.: Tĕžko v cizím domĕ sloužiti, ale tíže svůj zříditi. (Čelakovsky, 377.)
163. Es ist selten ein Haus, da nicht Doctor Siemann inne regieret. – Ehe Teuffel im Theatrum Diabolorum. 299b.
164. Es ist so mehr ein hauss verdorben als zwey. – Petri, II, 277; Henisch, 847, 28.
165. Es ist ums Haus geschehn, wenn Simson mit den Säulen spielt.
166. Es ist vnbesonnen, dass einer sein Hauss in Brandt steckt, damit er seinen Nachbawren ein bösen Rauch mache. – Lehmann, 694, 55.
167. Es kann nicht ein jeder grosse Heuser bawen. – Henisch, 205, 15; Petri, II, 281.
Die Russen: Es kann nicht jedes Haus ein Winterpalast sein. (Altmann V, 80.)
168. Es stehet wol in einem Hauss, wann ein Haane drinnen ist. – Lehmann, II, 139, 117.
169. Es steht im Hauss nicht wol, wenn der Knecht den Herrn lehren sol. – Petri, II, 298.
170. Es steht schlimm um ein Haus, in dem Katzen und Mäuse Freundschaft machen.
Böhm.: Zle tomu hospodáři, u nĕhož se myši a kočky spřátelují. (Čelakovsky, 375.)
Krain.: Gorje mu, per komur ge miši ino mačke bratijo. (Čelakovsky, 375.)
Kroat.: Težko onomu, pri kom ze mački s miši pokumé. (Čelakovsky, 375.)
171. Es steht übel im Haus, wenn der Katze befiehlt die Maus.
172. Es steht übel im Haus, wenn die Henne jagt (kräht) den Hahn hinaus.
Frz.: Triste est la maison où le coq se tait et la poule chante. (Bohn I, 60.)
Holl.: Het is in huis een groot verdriet, dar 't hennetje kraait en 't haantje niet. (Harrebomée, I, 341.)
[403] It.: In quella casa è poca pace ove la gallina canta, ed il gallo tace. – Trista è quella casa ove le galline cantano, e'l gallo tace. (Bohn I, 104 u. 128; Cahier, 2935.)
Port.: Mal voi á casa, onde a roca manda á espada. (Böhn I, 282.)
Span.: Con mal está la casa donde la rueca manda al espada. (Bohn I, 209.) – Triste es la casa, donde la gallina canta, y el gallo calla. (Bohn I, 260.)
Ung.: Jai annak a háznak, hol tehén bikának jármot vethet nyakában. (Gaal, 1679.)
173. Es wird schlimm im Hause stahn, wo die Henne lauter kräht als der Hahn.
Die Chinesen: Ein Haus, wo die Henne das Amt des Krähens verwalten will, muss bald zu Grunde gehen. In Venedig heisst es: Wehe dem Haus, wo die Frau die Hosen trägt. In Mailand: In dem Hause, wo die Henne kräht und der Hahn schweigt, wird nimmer Friede sein. Die Türken: Wehe dem Haus, wo die Henne kräht und der Hahn schweigt. (Reinsberg I, 168.)
It.: In quella casa non v'è pace, dove gallina canta, e gallo tace. (Gaal, 1679.)
174. Es wird uns oft ins Haus gebracht, woran im Traum wir nicht gedacht.
Holl.: Het wordt ons soms wel t' huis gebragt, waaran men nooit iets had verwacht. (Harrebomée, I, 342a.)
175. Et es kên Hûs so feste, et wagget auk mal ên suer Wind dadür. (Lippe.)
Wird gesagt, wenn in sonst guten Ehen, friedlichen Gesellschaften, Vereinen einmal eine Mishelligkeit vorkommt.
176. Et is beater en Hus, wo de Pannenstiel tor Döer herut steit, äs beim Annern in der Hüre (Heuer, Miethe). (Büren.)
177. Et is kein Hûs, wo nich de Râk doergeit. – Schambach, I, 6; Bremer Sonntagsbl., 1855, 4.
Es ist kein Haus, wodurch nicht der Rauch zieht. – Auch in glücklichen Ehen kommen Meinungsverschiedenheiten und Zwistigkeiten vor.
178. Et is nig noog (genug), dat das Huus vull Unglück is, dar steit noch en Wagen vull vör de Dör. (Holst.)
179. Et ward kên Hûs mit Lachen upholen. (Bremen.) – Köster, 252.
180. Ferrn von hauss ist nahe bey schaden. – Lehmann, 687, 11; Simrock, 4407; Körte, 2650; Braun, I, 1173.
Dän.: Hvo der er langt fra sit hjem, er næst ved sin skade. (Bohn I, 376.) – Langt fra huus, nær ved skade. (Prov. dan., 315.)
Engl.: Far from court, far from care. (Bohn II, 81.)
Holl.: Verre van de plats, verre van de gezondheid. (Harrebomée, I, 237.)
181. Gastfrei Haus treibt den Wirth hinaus.
Span.: Casa hospedada comida y denostada. (Cahier, 3473.)
182. Golden Haus, eisern (hölzern) Leben.
183. Goldene Häuser haben oft bleierne Stunden.
184. Gross Haus, gross Kreuz. – Winckler, XI, 38.
Holl.: Groot huis, groot kruis. (Harrebomée, I, 341.)
It.: Gran casa, gran croce. (Pazzaglia, 46, 4.)
185. Gross Haus, gross Unruh. – Faselius, 174.
186. Gross Haus und grosse Thür, und der Hunger guckt herfür.
Aehnlich die Aegypter: Ein Haus und eine grosse Thür, und die Maus findet keine Brotkrume darin. (Burckhardt, 265.)
187. Gross Hauss bedarf viel. – Lehmann, 365, 13.
188. Gross Häusser aufbauen und viel Mäuler thun speisen, der nechste Weg ist, der zum bettel-Stab thut weisen. – Zinkgref, III, 110.
Dän.: At bygge store huuse, og mange folk opføde, det er den giennest vey at man snart bliver øde. (Prov. dan., 444.)
Lat.: Aedificare domos et corpora pascere multa, ad paupertatem proximus est aditus. (Zinkgref, III, 110.)
189. Grosse Häuser bawen hat männig gerawen. – Nass. Schulbl., XIV, 5; Coler, 240b.
190. Hast du ein Haus, so dencke nicht drauss. – Hertz, 24; Petri, II, 372; Henisch, 678, 55; Latendorf II, 17; Sutor, 276; Eiselein, 288; Simrock, 4406; Lohrengel, I, 364; Körte, 2672; Reinsberg III, 111.
Hausinschrift in der Schweiz.
It.: Chi sta ben, non si muova. – Chi sta in agio non cerche disagio.
191. Haus ohne Frau, Stall ohne Sau, Krippe ohne Pferd ist all nichts werth. (Ostpreuss.)
192. Haus ohne Mann – Haus ohne Rath; Haus ohne Frau – Haus ohne Staat. – Simrock, 4429; Reinsberg I, 150.
[404] 193. Haus und Hof sind gefreit. – Graf, 497, 84.
Jedem gewährt sein Haus eine sichere Zuflucht, ebenso den Seinigen und jedem, der hineinflieht. (S. 338.)
Mhd.: Hus und hoff ist gefrygt. (Grimm, Weisth., I, 355.)
194. Haus verloren, Schmaus verloren. – Parömiakon, 1249.
195. Häuser haben das Fähnlein auf dem Dache, aber Jungfrauen unter dem Dache.
196. Häuser sind fahrend Gut gegen die Freunde, liegend Gut gegen den Herrn. – Graf, 64, 4.
Dies Sprichwort bezieht sich auf den Todfall oder das Besthaupt (s. ⇒ Fall 6), eine Abgabe an den Schutzherrn, die nur aus fahrender Habe oder beweglichem Gut entrichtet werden durfte, wovon Häuser ausgenommen waren, da sie in jener Zeit wirklich, wie die Zelte der Nomadenvölker, für bewegliche Güter galten. Wenn es einem Mann im Dorf nicht mehr gefiel, nahm er sein Haus und zog fort in ein anderes; die Freunde, d.h. die Erben, konnten es nach seinem Tode wie jede andere Fahrhabe verkaufen. Nur dem Herrn gegenüber galt es als liegend Gut, sodass er es nicht als Besthaupt. Todfall, Kormut u.s.w. beanspruchen konnte.
Mhd.: Aber sprechen sye daz huser farend gut is gegen den fründen vnd ligend gut ist gegen den herren. (Grimm, Weisth., I, 4.)
197. Häuser und Titel sind wohlfeil. – Frischbier2, 1520.
198. Hauss vnd güter erben wir von Eltern, ein vernünfftig weib kompt vom Herrn. – Petri, II, 374; Henisch, 908, 56.
199. Heil dem Hause, welches getrocknetes Fleisch besitzt. (Lomb.)
Hochschätzung bejahrter Personen, ihr Nutzen und Segen.
200. Hett ich ein Hauss für vngemach, das liess ich nimmer ohne dach. – Petri, II, 378; Henisch, 631, 27.
201. Heut ist unserm Hause Heil widerfahren, rief die Priorin, als der Abt bei ihr eingezogen. – Eiselein, 293; Klosterspiegel, 30, 22.
202. Heute bin ich nicht zu Haus, sagte der Teufel, ich muss einen Pfaffen holen.
203. Hier in'n Hus is grôte Noth, hier hungert dei Mûs in't Brotschapp dôd. (Mecklenburg.) – Raabe, 184.
204. Hier ist das Haus zur Sonnen; wer kein Geld hat, geh' zum Bronnen. – Hertz, 52.
Inschrift an einem Gasthause in Schwaben.
205. Hinger 'em Haus macht me 'em Golo der Garus. – Schild, 46, 24.
Dieser Spruch ist aus dem Volksschauspiel Die unschuldige Genoveva, das im Jahre 1804 aufgeführt wurde.
206. Hohe Häuser, kalter Bartsch. (Lit.)
Nicht selten fehlt es denen am Nothwendigsten, z.B. ordentlichem Essen, die mit äusserer Einrichtung prahlen. Bartsch ist ein litauisches Nationalgericht aus gesäuerten Runkelrüben.
207. Hohe Häuser sind gewöhnlich unter dem Dache leer. – Eiselein, 290; Simrock, 4432.
Spott auf ungewöhnlich lange Menschen, von denen man wissen will, dass die Natur sie in der Regel nicht mit hervorragenden Geistesgaben ausgestattet habe. Lehmann (939, 10) erzählt: »Ein Fürst hatte vnter zweyen Personen, die er zu Räthen wolt annehmen, die wahl, vnd erwehlt den kürtzten vnd sagt: ›Hohe Häuser seynd gemeinglich vnterm Tach lehr.‹«
Dän.: Høje huuse ere gemeenligen tomme inden i. (Prov. dan., 305.)
It.: Le case grandi speese volte dal mezzo in sù non s' habitano. (Pazzaglia, 50, 7.)
Lat.: Homo longus raro sapiens. (Binder II, 1323; Lehmann, 939, 11; Eiselein, 290.)
208. Hohe Häuser trifft der Blitz am ersten. – Parömiakon, 1906.
209. Hüüs' en at nian Müüsen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 371, 341.
Häuser bauen lassen ist kein Mäusefangen.
210. Ich bau' ein Haus für mich, gefällt's dir nicht, bau' eins für dich. – Sutor, 169.
Lat.: Tecum habita. (Sutor, 169.)
211. Ich bin aus einem durchlauchtigen Hause, sagte jener, mein Vater hatte wenig Schindeln auf dem Dache und wenig Breter am Giebel.
Aehnlich sagte auch Papst Sixtus V., der Sohn eines armen Bauern, in der Mark Ancona, in dessen Hause die Sonne überall durchscheinen konnte. (Einfälle, 421.)
[405] 212. Ich bin heut nicht zu Haus, sagte der Teufel, es wird ein Pfaff begraben.
213. Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen.
Dieser Ausspruch aus Josua 24, 15, ist, seit denselben Friedrich Wilhelm IV. von Preussen in seiner Thronrede vor dem Vereinigten Landtage anwandte, sprichwörtlich geworden.
214. Ik bû mîn Hûs, as 't mi gefällt. (Altmark.) – Danneil, 277.
Ich führe die Sache nach meinen Wünschen aus.
215. Im eigenen Haus kann man nimmer ein und aus.
Dän.: Naar alting er frest, er hiemme best. (Prov. dan., 198.)
Holl.: Een mach wael te late tot sijns self huus comen. (Tunn., 12, 20.)
Lat.: Sepe domum propriam vir invenit undique clausam. (Fallersleben, 339.)
216. Im eigenen Hause ist jeder König.
Die Aegypter haben, um zu sagen: Hier sind wir Herren, hier hat uns niemand was zu sagen oder niemand hat darein zu reden, das Sprichwort: Unser ist das Haus und unser das Gespräch. (Burckhardt, 70.) In Island: Jeder ist Herr in seinem Hause. In Venetien: Alle sind Herren in ihrem Hause. Der Pole: Jeder Hausherr ist zu Hause Herr. Der Franzose: Der Köhler ist Herr daheim. (Reinsberg III, 110.)
Böhm.: Doma jak chceš u lidí jak přislusí. – Doma jak ch či, u lídi jak kází. – Hospodář haždý domu svého pan. – Hospodář v domu jak Adam v ráji. – Tvůj dům tvá vůle. – Ve svém domĕ každý jest pánem. (Čelakovsky, 374.)
Kroat.: Moja hiža moja volja. (Čelakovsky, 374.)
Span.: Mientra en mi casa me estoy, rey me soy. (Bohn I, 232.)
217. Im eigenen Hause trocken Brot ist besser als Braten in einem fremden.
It.: E meglio pan ed aglio in casa nostra, che lesso ed arrosto in casa d'altri. (Gaal, 454.)
218. Im engen Hause bat man 's grösste Herz.
219. Im faulen Hause fallen die Balken von selbst heraus.
220. Im Haus ein frommes Weib, gesunde Nahrung in den Leib darf keinen Zeitvertreib.
Weder um auswärts sich zu zerstreuen, wegen xantippischer Auftritte, noch wegen Langeweile bei Unfähigkeit zu arbeiten.
221. Im Hause der reichen Frau gebietet Herr Käte. (S. ⇒ Frau 23.)
222. Im Hause des Faulen ist immer Feiertag.
223. Im Hause des Fiedlers muss jeder tanzen.
Frz.: En la maison du ménétrier chacun est danseur. (Bohn I, 17.)
224. Im Hause des Gehängten muss man nicht von Stricken reden. – Winckler, VIII, 2; Simrock, 4557; Lohrengel, I, 385; Braun, I, 1176.
Nicht Fehler und Gebrechen erwähnen in Gegenwart derer, die daran leiden. Die Tataren sagen: Im Hause des Gepfählten darf man sogar nicht von Gartenstäben reden. Die Letten: Im Hause des Kahlen sprich nicht vom Haar. (Reinsberg IV, 53.)
Frz.: Il ne faut pas parler de corde dans la maison d'un pendu. (Cahier, 450; Lendroy, 1185; Bohn I, 24.)
It.: Non parlar di corde in casa dell' impiccato. (Pazzaglia, 181, 4.) – Non ricordar il capestro in casa dell' impiccato. (Bohn I, 114.)
Port.: Em casa do ladrão, não lembrar baraço. (Bohm I, 276.)
Span.: En casa del ahorcado no se ha de mentar la soga. (Bohn I, 221.)
225. Im Hause Durst und keinen Schluck, und auf der Strasse in vollem Schmuck.
Böhm.: Venku jako růže, a domu holá nouze. (Čelakovsky, 98.)
Holl.: Na patu ružica, a na domu tužica, (Čelakovsky, 98.)
226. Im Hause eines Diebes ist es schlimm zu stehlen.
It.: E mal rubare a casa de' ladri. (Bohn I, 96.) – In casa de ladro è nu mal rubbare. (Pazzaglia, 183, 8.)
227. Im Hauss biss höfflich vnd tüchtig, auff der Gassen Ehrsamb vnd züchtig, auff dem Feld frisch vnd manlich, in der Kirchen andächtig vnd inniglich, vber Tisch gütig vnnd mild, im Bett freundlich, anmütig vnnd nicht wild. – Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 31.
In den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik (1867, Bd. 2, Hft.5, S. 264) hat Fr. Latendorf folgende wenig von der vorstehenden Fassung abweichende Lesart des Spruchs mitgetheilt: »Im hause bisz höflich vnd düchtig, auff der gassen ehrsam vnd züchtig, auff dem [406] felde mannlich vnd sinnig, in den kirchen andechtig vnd innig, vber den tisch gütig vnd mildt, im beth freundlich vnd nicht wildt.«
228. Im Hauss ist nur ein Knecht, nämlich der Herr. – Petri, II, 399.
229. Im Hauss muss der Mann Burgermeister seyn, das Weib Rathsherr, die Kinder Ja- Herren, die Dienstbothen Expeditores; so ist das Dompublic am besten bestellt. – Sutor, 651.
230. Im Hauss sol man freundlich seyn. – Petri, II, 399.
231. Im schönen Hauss find man auch ein wüsten Wirth, in einer schönen Haut ein wüsten Vnflat. – Lehmann, II, 28, 30.
»Nicht immer wohnt eine schöne tugendhaffte Seel in einem schönen Hauss.«
232. Im schönen Hauss wohnt ein schöner Wirth. – Lehmann, 326, 9.
233. In alte Häuser neue Thüren. – Winckler, XVIII, 10.
234. In alte Häuser setzt man keine neuen Fenster ein. – Parömiakon, 2824.
Die Kunst der Aerzte kann zwar ganze Reihen neuer Zähne einsetzen, vermag aber nicht, alten Leuten die Sehkraft der Jugend wieder zu verleihen.
235. In alten Häusern fehlt's selten an Mäusen.
236. In alten Häusern find man Meuss, in alten Beltzen Flöh vnd Leuss. – Lehmann, 7, 25; Simrock, 4405.
Dän.: I gamle huus ere muus, i gamle pelser lopper og luus. (Prov. dan., 315..)
237. In andern Häusern kocht man Bohnen, in meinem ganze Braukessel voll.
Holl.: In anderer huizen kookt men boonen en in het mijne bij heele ketels vol. (Harrebomée, I, 343.)
238. In armen Häusern findet man keine fetten Suppen.
Ung.: Östöver húsnak vékony a leve. (Gaal, 98.)
239. In dem eigenen Haus das böse Weib heisst Kratzmus.
240. In dem Haus gefällt mir's nicht, wo die Kuh den Ochsen sticht.
241. In dem Hause des Mildthätigen findet man keine Schätze.
It.: In domo de bonu coro non si bei incontrat oro.
242. In dem Hause, in welchem die Grillen laut schreien, da geht's glücklich zu. – Oldenburg. Volksbote.
In einem solchen Hause wird fleissig geheizt, z.B. beim Müller, Bäcker, Brauer.
243. In dem Hause steht's schlimm, wo die Kuh dem Stier das Joch auflegt.
244. In dem Hause, wo die Henne kräht und der Hahn schweigt, geht's liederlich zu (nimmer Friede sein kann).
245. In den grossen Heusern wonen die reichen. – Petri, II, 402.
246. In den heusern bis frolig vnd auffrichtigk, auff der gassen ehrlich vnd zuchtigk, in der kirchen andechtigk vnd ynnigk, aufm felde menlich vnd sinnigk, vber dische messigk vnd milde, in dem bette gutlichen vnd nicht zu wilde, an allen enden gedultigk vnd Ehrnueste, allzeitt gotfurchtigk, das ist das beste. – Latendorf in N. Jahrb. für Phil. und Päd., 1867, S. 264.
247. In diesem Hause stösst sich niemand an einer Seiten Speck, so am Raven hangt. – Eiselein, 275.
248. In eim schönen hauss sol ein schöner wirt wonen. – Franck, I, 63a.
249. In ein gross Hauss gehört viel. – Lehmann, 365, 13.
250. In ein hauss gehöret ein Haussvatter, wie ein König in ein Königrich. – Lehmann, 369, 79.
Dän.: Et huus, en huus-herre. (Prov. dan., 313.)
251. In ein klein Haus gehen viel Freunde.
252. In ein schön Hauss gehört ein hübscher Wirth. – Lehmann, 705, 3.
253. In einem frembden Hauss prangen hat kein Lob. – Petri, II, 403.
254. In einem fremden Hause muss man sehen und nicht sehen, hören und nicht hören.
Böhm.: V cizím domĕ nejlépe býti polonĕmým, polonĕmým, polohluchým. (Čelakovsky, 418.)
[407] 255. In einem grossen Hause sind nicht allein Gülden vnd Silberne Gefesse, sondern auch höltzern vnd irdische, vnd etliche zu Ehren, etliche aber zu vnebren. – Petri, II, 403.
256. In einem guten Hause ist man leicht eingewohnt.
Frz.: En bonne maison on a tost a presté. (Leroux, I, 125.)
257. In einem häbigen Hause ist der Tisch bald gedeckt.
Span.: En casa llena presto se guisa la cena. (Cahier, 3284.)
258. In einem Hause ohne Brot leidet (ist) Fried' und Freude Noth (todt).
Die Spanier sagen: In dem Hause, wo Brot mangelt, zanken alle, und alle haben recht. (Reinsberg III, 85.)
259. In einem Hause, wo gute Sitte fehlt, fehlt auch das Glück.
260. In einem Hauss muss man allerley Gefess haben. – Petri, II, 403.
261. In einem kleinen Hause hat Gott ein Kämmerlein.
Frz.: En petite maison Dieu a sa portion. (Kritzinger, 430a.)
262. In einem leeren Hause ist es gut freigebig sein. – Winckler, XV, 43.
263. In einem russigen Hauss wohnt offt ein verstendiger (guter) würt. – Lehmann, 326, 9.
264. In einem schönen Hause stehet die Tugend schön.
265. In einem vollen Hause ist bald ein Mahl bereit.
Holl.: In een vol huis is de kost haast bereid. – Uit een vol huis is haast de tafel gedekt. (Harrebomée, I, 343 u. 345.)
266. In einem wüsten Haus logiren Ratz und Maus.
Frz.: Villez et maisons sans habitans nids sont aux rats et chats huants. (Leroux, I, 121.)
267. In faulen Wormstichigen Häusern wohnt niemand gern, es seyn dann ein wüster Hausswirth. – Lehmann, 10, 76.
268. In frembden Häusern sol man taub vnd stumm seyn. – Henisch, 420, 48; Mathesy, 117b.
Böhm.: V cizím domĕ nejlépe býti polonĕmým, polohluchým, poloslepým. (Čelakovsky, 418.)
Dän.: I fremmede huuse vær stum, døv og blind. (Prov. dan., 197.)
269. In grossen Häusern sind viel Inngemach. – Sutor, 239.
270. In grossen Häusern stecken grosse Sorgen. – Sailer, 335.
»Und wer sorgt, der hat nicht, was er hat.«
Lat.: Amplis in domibus sunt amplae curae et opimae. (Binder II, 167; Seybold, 201.)
271. In grossen Heusern findet man selten gute Kinderzucht. – Petri, II, 404.
272. In guldin heussern hat man eisen odder höltzin leben. – Franck, I, 117b; Lehmann, II, 279, 56; Simrock, 4434; Körte, 2673 u. 3318.
273. In Häusern, wo Bildung herrscht und Sitte, da gehen die Frauen zuerst, die Männer folgen ihrem Schritte. (Ven.)
274. In jedem Haus ein Narr, in jeder Kirch' ein Pfarr', der Weisheit auf der Gassen ist Raum genug gelassen. – W. Müller, 81.
275. In leerem Haus bleibt keine Maus.
276. In lehren Heusern regieren Poltergeister. – Lehmann, 524, 22; Simrock, 4433; Eiselein, 290; Reinsberg I, 151.
Von unwissenden Menschen. Das leere Haus ist voll von Lärm, sagen die Basken. (Reinsberg I, 156.)
277. In oll' Hüser väl Müs', in oll Pelzen väl Lüs'. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 8b.
278. In seinem eigenen Hause ist jeder Herr (König). (S. ⇒ Daheim.)
Der Mailänder: In meinem Hause befehle ich. Der Russe: Dein Haus, auch dein Wille. Der Kroate: Mein Haus, mein Wille. Die Araber in Aegypten: Unser ist das Haus und unser das Gespräch. (Reinsberg III, 110.)
Frz.: Charbonnier est maître dans sa chaumière.
Holl.: Elk is koning (meester) in zijn huis. (Harrebomée I, 341a.)
It.: Ognuno è rè in casa sua. (Gaal, 1728.)
Lat.: Quilibet in sua domo rex. (Binder II, 2839; Lehmann, 365, 11.)
Port.: Cada hum em sua casa he rei. (Bohn I, 270.)
Ung.: Szabad a gazda maga házánál, ha az ágy, alá fekszik is. (Gaal, 1728.)
[408] 279. In seinem Hause ist selbst der Weber ein Fürst. – Tendlau, 804.
Zur Zeit der Talmudisten waren die Weber ihrer Ausgelassenheit und Frechheit wegen verrufen.
280. In seinem hause soll ein jglicher friede haben. – Klingen, 196b, 1; Graf, 496, 70.
Die Chinesen sagen: Wer aus seinem Hause geht, um glücklich zu sein, läuft dem Schatten nach. (Cahier, 2826.)
281. In seinem Hause weiss jeder Bescheid.
282. In vnserm hauss sehen wir wie die Maulwürffe, vnnd sehen mit Luchsaugen was ander thun. – Lehmann, 68, 69.
283. In was hauss das kind wirdt geboren, davon wirdt es geheyssen. – Comedia Vgolini; Eiselein, 287.
284. In welchem hauss die Henn kräht vnd der Hann schweigt, da gehet es liederlich zu. – Lehmann, 368, 56.
285. Ist das eigene Haus auch noch so voll, man muss doch oft zum Nachbar borgen gehen.
Böhm.: Ne vše doma máš, také lidí potrebuješ. (Čelakovsky, 265.)
286. Ist das Haus nicht rein, tritt ein seltener Gast herein.
Span.: El dia que no escobé entró quien no pensé. (Bohn I, 217.)
287. Ist das Haus schon klein, so ist's doch mein; keine Abtei könnte mir lieber sein.
It.: Casa mia, casa mia, per piccina che tu sia, tu mi sembri una badia. (Böhn I, 77.)
288. Ist fertig das Haus, trägt man den Herrn hinaus.
Frz.: Quand la cage est faite, l'oiseau s'envole. (Kritzinger, 101.)
It.: Casa fatta, possession disfatta. (Bohn I, 77.)
Span.: Despues que la casa está hecha, la deja. (Bohn I, 213.)
289. Ist kein Haus auf den Grund, dann ist kein Hausfriede gebrochen. (s. ⇒ Gewaltig 2.) – Graf, 381, 505.
Der Hausfriede konnte nur innerhalb der vier Wände gebrochen werden. Wenn auch jemand auf seinem eigenen Grund und Boden Gewalt angethan worden war, so war dadurch, wenn es nicht einen Fall künstlicher Erweiterung des Hausfriedens betraf, der Hausfrieden nicht gestört.
Westgoth.: Aer eign hus a tompt tha uer eig hevefrither brutin. (Collin, I, 119, 14.)
290. Ist mein Haus auch noch so klein, so ist's doch mein.
Die Franzosen: Es gibt kein kleines Zuhaus. Die Illyrer: Es gibt kein Haus, wie das eigene. In Italien: Das Haus ist lieb, wie die Mama. Hausmein, Mamamein. Hausmein, Hausmein, seist du auch noch so klein, du scheinst mir eine Abtei zu sein. In Mailand: Eigen Haus und wenig mehr. Die Bergamasken: Haus mein, Haus mein, bist eng aber ganz mein. Die Serben: Ist auch mein Schlösschen klein, so bin ich doch Castellan darin. Die Engländer: Heim ist heim, sei's noch so einfach. (Reinsberg III, 108.)
291. Ist mein Haus auch noch so klein, so kann ich doch mein Herr drin sein.
Böhm.: Ač mám jen malý hrádek, ale jsem já v nĕm hradni. (Čelakovsky, 246.)
292. Jder Huis hê zy Kruis. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 32.
Jedes Haus hat sein Kreuz.
293. Je grösser Hauss, je stoltzer Knecht. – Petri, II, 391.
294. Je grösser vnd herrlicher ist ein Haus, je stoltzer Knecht geht ein vnd aus. – Mathesy, 107; Petri, II, 419.
Lat.: Maxima quaeque domus servis est plena superbis. (Philippi, I, 244.)
295. Je heiliger Hauss, je grösser strauss. – Henisch, 1667, 65.
296. Je neher deinem Hauss, je weiter deinem schaden. – Petri, II, 395.
297. Jeder kann sein Haus einrichten wie er will, wenn er dem Nachbar nicht zu nahe kommt.
Holl.: Elk mag zijn huis wel naar zijnen zin vermaken, als hij zijnen buurman maar niet te na komt. (Harrebomée, I, 341.)
298. Jeder soll sein Haus bewachen, Gott wird schon das andere machen.
Span.: Cada uno en su casa, y Dios en la de todos. (Bohn I, 207.)
[409] 299. Jedes Haus gibt ein Huhn. – Graf, 51, 186.
Jede Herdstätte entrichtete an bestimmten Tagen des Jahres das sogenannte Leib-, Hals-, Weid- oder Rauchhuhn. Mit den Hühnern waren auch die Familien gezählt, und das Wort Huhn oder Henne bezeichnete auch den Hörigen selbst. Das Huhn war blos eine Abgabe zum Beweis dafür, dass das Gut pflichtig sei und war deshalb keine bestimmte Güte für das Huhn vorgeschrieben. »Item gibt igliches husch eyn Hune.« (Grimm, Weisth., I, 519.) (S. ⇒ Eigenrauch.)
300. Jedes Haus hat sein Kreuz.
Frz.: Chacune maison a sa croix et passion. (Leroux, II, 199; Kritzinger, 429b.)
Holl.: Elk huis heeft zijn kruis. (Bohn I, 317; Harrebomée, I, 341.)
301. Jedes Haus hat seine Risse.
It.: Nulla casa senza tegola rotta!
302. Jedes Haus hat seine Thür.
Es fehlt niemand an Entschuldigungen.
It.: Ogni casa hà il suo uscio. (Pazzaglia, 48, 6.)
303. Kauf' ich ein Haus, sagte Peter Schluck, so hab' ich Stein; kauf' ich Fleisch, so hab' ich Bein; kauf' ich aber (Brannt-)Wein, dann kann ich lustig sein.
Holl.: Koop ik huizen, dan heb ik steen; koop ik vleesch, dan heb ik been; doch koop ik van dit edele nat, dan heb ik wat, zei Peter Slokop. (Harrebomée, I, 344.)
304. Ke Hus ohne Mus, ke Schür ohne Korn, ke Ros' ohne Dorn. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 35.
305. Kein Haus ohne Maus, ohne Spreu kein Korn, keine Rose ohne Dorn. – Eiselein, 288; Simrock, 4404; Körte, 2653; für Mecklenburg: Schiller, III, 8a.
Dän.: Intet huus uden muus. (Prov. dan., 315.)
306. Kein Haus ohne Winkel. – Parömiakon, 293.
Das Sprichwort liebt diese Form, um den Gedanken auszudrücken, dass nichts so vollkommen ist, um nicht irgendeine Schattenseite zu haben. Abraham a Sancta Clara hat die Gewohnheit, sinnverwandte Sprichwörter zusammenzustellen; z.B. zu sagen, dass kein Stand ohne unwürdige Mitglieder ist, wendet er neben dem obigen Sprichwort noch die folgenden an: Kein Weinfass ohne Lager. Kein Garten ohne Nessel. Kein Baum ohne wurmstichige Frucht. Kein Weizen ohne Disteln. Keine Rosen ohne Dornen. Kein Markt ohne Dieb. Kein Garten ohne Sau. Kein Licht ohne Butzen. Kein Himmel ohne Wolken. Kein Handwerk ohne Stümper. Keine Scheuer ohne Stroh. Keine Apotheke ohne Gift.
307. Kein Hauss ist ohne Creutz. – Lehmann, II, 321, 50.
Dän.: Hvert huus haver sit kors. (Prov. dan., 330.) – Intet huus uden huus-kors. (Prov. dan., 326.)
Frz.: Nulle maison sans croix et passion. (Leroux, II, 271.)
Holl.: Geen huis zonder kruis. (Bohn I, 328.) – Huizen zijn kruisen. (Harrebomée, I, 341 u. 343.)
308. Kein Hûs ohne Mû. – Bremer Sonntagsbl., 1855, 4; für Lübeck: Deecke, 9; Schambach, II, 264.
Aergerlichheiten und Verdriesslichkeiten gibt es in jeder Familie.
309. Klein Haus, grosse Ruh. – Eiselein, 286.
Lat.: Non quam late, sed quam laete habites, refert. (Binder II, 2217; Faselius, 174.) – Parva domus, magna quies. – Si tibi parva est res, est tibi magna quies: (Eiselein, 286.)
310. Klein hauss, klein sorg. – Lehmann, 371, 117.
Holl.: Klein huis, kleine zorg. (Harrebomée, I, 344.)
311. Kleine Häuser haben auch Fenster. – Sprichwörtergarten, 393.
312. Kleine Häuser, kleine Fenster.
Frz.: A petit mercier, petit panier. (Gaal, 279.)
313. Kleines Haus, werthes Haus, keine Macht treibt mich hinaus.
It.: Casa mia, casamia, per picciola che tu sia, mi rassembri una badia. (Pazzaglia, 46, 2.)
314. Läwer än em geschlôänen Hous1, wä gânz dertouss. – Schuster, 409.
1) Ein »geschlôän Hous« ist ein Haus von Erde gestampft.
315. Leere Häuser geben keine Steuern. – Sprichwörtergarten, 428.
Unwissende und ungeschickte Menschen wer den nicht fürs gemeine Beste in Anspruch genommen. Von verlassenen Häusern entlehnt.
316. Lessestu einen ins haus, er kompt dir bald in die Stube. – Petri, II, 437; Simrock, 4131; Körte, 2660.
317. Man baut die Häuser von unten auf. – Gutzkow, Ritter vom Geist, I, 298.
318. Man hat kein Haus so sicher als den Sarg.
Aehnlich russisch Altmann VI, 403.
[410] 319. Man kann nicht zugleich das Haus fegen und den Acker pflügen.
It.: Non si puó attendere alla casa, et ai campi. (Pazzaglia, 48, 8.)
320. Man kann sein Haus nicht bei sich tragen.
Dän.: Man skal bære penge, men ikke huus med sig. (Prov. dan., 453.)
321. Man muss hinten und vorn zu Haus sein, wie ein Hemd. (Franken.)
322. Man muss sein Haus weder zu gross, noch zu klein bauen.
Frz.: Fais tu maison ne haut ne bas. (Cahier, 987.)
323. Man muss zuvor sein Hauss, wenn es brent, retten, ehe man dem nachbarn seinen brandt hilfft leschen. – Lehmann, 433, 7.
324. Man sieht am Hause, was der Herr trägt für eine Krause.
325. Man soll ein Haus meiden, in dem der Feind hinten einkehrt.
Dän.: Fær fra det huus hvor fienden slipper ind, men meere hvor han faaer natteleye. (Prov. dan., 164.)
326. Man soll ein Haus nicht eher loben, bis man heraus ist.
Die Russen: Du sollst das Haus nicht rühmen, bis du darin zu Gast gewesen. (Reinsberg II, 86.)
327. Man soll erst vor dem eigenen Hause fegen, ehe man vor des Nachbars Thür kehrt.
Dän.: Førend du betragter andre lande, grandsk først tilstanden i dit eget huus. (Prov. dan., 192.)
Holl.: Veeg eerst uw eigen huisje schoon. (Harrebomée, I, 345.)
328. Man soll nicht das Haus zerstören, das uns vor dem Wetter schützt.
Die Araber: Bete nicht um die Zerstörung des Hauses, von dem du issest. (Reinsberg II, 40.)
329. Man soll sein Haus so bauen, dass der Nachbar auch sehen kann.
Dän.: Bød saa bo, at du ei skader en anden. (Prov. dan., 84.)
330. Mancher baut ein Haus und geht dann hinaus.
331. Mancher baut ein Haus und muss zuerst hinaus. – Simrock, 4409; Körte, 2669.
Dän.: Mange dygger huus, og er først udhus. (Prov. dan., 97.)
It.: Nido fatto, gazza morta. (Gaal, 866.)
332. Mancher geht früh, mancher spät nach Haus.
Einige sterben jung, andere erreichen ein hohes Alter. Die Serben: Alles kommt nach Haus zurück. (Reinsberg II, 153.)
333. Mancher kommt zu spät in sein eigen Haus. – Körte, 4043.
334. Mancher steckt Hauss vnd hoff vnd seinen gesunden Leib in borg vnd richtet doch wenig auss. – Henisch, 291, 35.
335. Mancher wohnt in einem wurmstichigen Haus und begehrt doch nicht heraus.
336. Manches Haus zeigt, wie man kein Geld an ihm gespart, sondern nur Verstand. – Klosterspiegel, 28, 3.
337. Mein Haus ist für mich; gefällt es dir nicht, bau' eins für dich.
338. Mein Haus, meine Burg. – Hillebrand, 193, 277; Graf, 497, 84; Bluntschli, Allgemeines Staatsrecht (zweite Auflage), II, 506.
Keineswegs, wie etwa unsere Polizei meinen möchte, ein ausländischer, nur für Engländer sich eignender Satz, sondern ein echt deutscher, uns leider nur aus dem Bewusstsein, weil aus dem Volksrecht entschwundener. Im Haimburger Stadtrecht von 1244 heisst es: »Wir willen auch, daz einem jeglichen purger sein haus sein veste sei.« (Vgl. Meiller, Oesterreichische Stadtrechte u.s.w. aus der Zeit der Babenberger, S. 56.) Der berühmte Chatham sagte iu einer Parlamentsrede: »Der ärmste Mann kann in seiner Hütte alle Streitkräfte der Krone herausfordern. Sie mag verfallen sein, ihr Dach dem Einsturz drohen, der Wind durch ihre Ritzen blasen, Sturm und Wetter ihr Spiel damit treiben, aber vor dem Könige von England ist sie sicher. Alle seine Macht scheitert an der Schwelle des elenden Bauwerks.« (Bluntschli, Allgemeines Staatsrecht, S. 687.)
Frz.: Ma maison est mon château. (Cahier, 318.)
339. Mein klein Haus ist mir lieber als ein fern Schloss.
Die Russen: Die Häuser der Vorstadt fragen am wenigsten nach dem Kreml. (Altmann V, 96.)
[411] 340. Mir verbrennt kein Haus, verdirbt kein Haier, erfriert kein Wein, verreckt kein Vieh. – Eiselein, 288.
Lat.: Neque compluitur neque sole aduritur. (Eiselein, 288.)
341. 'N Huss is 'n Herrn werth. (Ostfries.) – Hauskalender, I; Bueren, 913.
342. Neben Hous äs ône Rûch. – Schuster, 709.
343. Neu Haus bedarf neu Glück.
Dän.: Huske om et nyt huus. (Prov. dan., 528.)
344. Nun das Haus fertig ist, stirbt der Herr.
345. Nur im eigenen Hause, wär' es auch nur von Grashalmen, heimt (heimathet) sich's. (Lit.)
Lit.: Namaj namuczej norint po smilgiû.
Frz.: Ma maison est mon chhâteau; ma maison est mon Louvre et mon Fontainebleau. (Cahier, 318.)
346. O schönes Haus, du wünschtes Thier, du hesch scho g'frässe dree oder vier, du hescht der Feuft im Rache, du wotsch em au der Garus mache. – Schild, 47, 27.
Bezieht sich auf ein Haus in Greng im Canton Solothurn, als ein fünfter hineinzog, nachdem schon vier darin zu Grunde gegangen waren.
347. Obschon offtermal Hauss vnd Hoff verbrennen, so bawt man doch wieder newe Heuser. – Lehmann, 517, 17.
348. Ole Hüse stât fast, wenn 't weiht; wenn de Sünn schient, fallt se um.
349. Richt vor deinem Haus, dann schau' nach andern aus! – Körte, 2606.
350. 'S sein noch vîl Haiser, dîde a Gîbel a de Hî drän. – Frommann, III, 416, 628.
351. Schaff dir ein Hauss, dass aussgemacht ist, vnd ein Weib zur Fraw zu machen. – Lehmann, 143, 60 u. 869, 5.
Die Spanier: Wähle dir ein gebautes Haus und einen gepflanzten Weinberg. (Gryphius, 45.)
352. Sich bei seinem abgebrannten Hause wärmen, ist übel Ding. – Winckler, XII, 62.
353. Sihe in dein Hauss, darnach darauss. – Petri, II, 524; Gruter, III, 81; Lehmann, II, 577, 79; Latendorf II, 25; Körte, 2665.
Lat.: Aedibus in nostris, quae prava aut recta geruntur, attendere fas est.
354. Sihe vorhin zu deinem Hauss. – Lehmann, II, 569, 86.
355. Sind in einem Haus zwei Schwägerinnen, so ist der Teufel los darinnen.
356. So weit von deinem Hauss, so nahe deinem schaden. – Petri, II, 538.
357. Soll ein Haus wohl bestellet sein, so sei ein Noth-, Zehr- und Ehrpfennig darein.
358. Soll es wohl im Hause stohn, muss jeder drin sein Bestes thon.
359. Trunckenes Haus speiet den Wirth aus. – Heuseler, 125; Körte, 2652.
»Wenn wir«, sagt Luther in der Auslegung des Propheten. Habakuk (Kap. 3), »solch deutsches Sprichwort deuteten auf einen Tyrannen, der die Leute so schindet und schabet, wie jetzt etliche Bischöfe und Fürsten thun, so möchten wir auch sagen: Aue, er säuft zu sehr und macht sich zu voll, das trunken Haus wird den Wirth ausspeien.«
Dän.: Fordrukket huus udspyer gierne sin egen vert. (Prov. dan., 176.)
360. Und als das Haus gebauet war, da lag er nieder und starb. – Simrock, 12321.
361. Verfallene Häuser geben Ruinen.
Die Russen: Hat man die Häuser zerfallen lassen, so sucht man die Ruinen zu erhalten.
362. Viel gehöret in ein Haus, aber mit wenig kommt man auch aus. – Simplic. (Nürnberg 1684), S. 48.
363. Viel Häuser bauen hat manchen gerauen. – Sutor, 616.
Lat.: Qui struit callem multos habet ille magistros. (Sutor, 616.)
364. Viel Heuser bauen und viel Menschen speisen kan wol eine grosse Haushaltung zureissen. – Coler, 214b; Nass. Schulbl., XIV, 5.
Lat.: Aedificare domos et corpora passere multa ad paupertatem est senecta certa gravem. (Coler, 214b.)
365. Vîl Haüsa, vîl Praücha; vîl Köppe, vîl Sinn. (Ung. Bergland.) – Schröer.
[412] 366. Vmb hauss vnd hof ist bald zu kommen, aber langsam gewint mans wider. – Mathesy, Postilla, CCXCVIIa.
367. Volles Hauss (tolles Haus) speyet seinen eignen Wirt auss. – Mathesy, Postilla, III, LXXXI; Simrock, 4423; Körte, 2651.
368. Vom Hause fern ist nahe bei Schaden.
369. Vom schönen Hause kann man nicht essen.
Böhm.: Slavný dům a kočky hladovy. (Čelakovsky, 98.)
Frz.: La belle cage ne nourrit pas l'oiseau. (Kritzinger, 101.)
Kroat.: Hiža na glasu, a mačke gladne. (Čelakovsky, 98.)
370. Von deinem Hause zu meinem Hause ist es so weit, wie von meinem Hause zu deinem Hause.
Als Antwort, wenn jemand über spärliche Besuche des andern klagt.
371. Von Haus zu Haus (ziehen, kostet) ein Hemd, von Ort zu Ort ein Leben. – Tendlau, 804.
372. Vor jedem Hause liegt a Stein, is er nit gross, is er doch klein. (Hechingen.)
Unangenehmes gibt's überall.
373. Vornehm Haus und hartes Brot, davor bewahre mich Gott.
Böhm.: Pán hrdý, chléb tordý: ohlédnu se jinde. (Čelakovsky, 378.)
Lat.: Veteres migrate coloni. (Philippi, I, 247.)
374. Vor vier Häusern hütet sich der Kluge: vorm Gericht und Spital, vorm Hurenhaus und vorm Kruge.
Dän.: Man maae frygte sig for tre slags huus: kroe-og hore-huus, syge-huus og fængsels-huus. (Prov. dan., 315.)
375. Wam 's Haus ies, schar sich nauss. – Robinson, 517; Gomolcke, 1078; Frommann, III, 411, 434.
376. Wann das hauss fallen wil, so sol mann ausszihen. – Franck, I, 148a; Lehmann, II, 826, 14.
377. Wanns im hauss brennet, so mag Knecht vnd Magt ohn alle schew den Herrn vnd Fraw in ihrer schlaffkammer vffwecken. – Lehmann, 796, 27.
378. Wans im Haus raucht, muss man Ohren vnnd Augen stopffen. – Lehmann, 770, 8.
Man muss etwas übersehen lernen.
379. Was du hast in deinem Haus, plaudere nicht vor Herren aus. – Eiselein, 288; Simrock, 4422.
Lat.: Possideat tacitus, si qua adsunt munera divum. (Eiselein, 288.)
380. Wär zo Hûs nit höre well, denn krigge fremde Lück lösche1. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 162.
1) Leute zwischen. – D.h. zwischen die Fuchtel.
381. Was hauss verleurt, das findts wider, seindt anders die leut fromm. – Franck, II, 58a.
382. Was im eigenen Hause Böses geschieht, erfährt der Wirth zuletzt. – Luther's Tischr., 414b.
383. Was im Hause gekocht wird, soll man auch im Hause essen.
Widerwärtigkeiten und unangenehme Vorgänge im Hause sollen dort verschlossen bleiben und nicht in der Nachbarschaft verbreitet werden.
Böhm.: Co se doma uvaři má se doma snísti. (Čelakovsky, 82.)
Poln.: Choćby w domu trzy dni wróblem krasić (mašcić) to się za domem postawić trzeba. (Lompa, 7.)
384. Was man im Haus hat, braucht man nicht draussen zu suchen (holen).
Holl.: Dat men t' huis heeft, behoeft men niet buiten (verre) te zoeken. (Harrebomée, I, 340.)
385. Was man im Hause hat, darf man nicht kaufen.
386. Was man selbst zu Hause hat, muss man nicht an andern Orten borgen.
Holl.: Dat men t' huis heeft, moet men niet gaan leenen. (Harrebomée, I, 340.)
387. Was nutzt ein Hauss, wan's nit bewohnt? – Sutor, 651.
388. Was sie in fremdem Hause legen vor, hält kaum bis zum Thor.
389. Was soll mir ein Haus, in dem verhungert die Maus!
Frz.: Maison n'y convient acheter, qui meubles n'a pour y bouter. (Leroux, II, 124.)
390. Was stehet ihr für diesem Haus und lasst die bösen Mäuler aus? Ich hab' gebaut wie mir's [413] gefällt, mich hat's gekost't ein gut Stück Geld. – Hertz, 22.
391. Wehe dem Hause, in das nicht die Arbeit eines gezähmten Stiers kommt.
It.: Iscura sa domo ue non bi intrat trabagliu de boe domadu.
392. Wehe dem Hause, wo die Frau die Hosen trägt. – Reinsberg I, 168.
393. Weisse Häuser und schwarzes Brot. (Oberösterreich.)
394. Weit von unserm Hause ist nahe bei unserm Schaden. – Riehl, Novellen, 415.
Holl.: Ver van huis digt bij zijne schade. (Harrebomée, I, 345.)
395. Wem das Haus, der scher' sich 'naus. – Pistor., X, 64.
Wer das meiste Recht an eine Sache hat, dem bleibt oft der wenigste Gebrauch. Das Sprichwort findet besonders im Kriege seine Anwendung. Es wird aber auch im Scherz gebraucht', um den Wirth zu bedauern, dass er durch die vielen Gäste sehr beschränkt werde. (S. 375.)
396. Wem sein Haus verbrennt, der verliert sein Bürgerrecht nicht. – Graf, 437, 302.
Vom persönlichen Gerichtsstand, der durch eine vorübergehende Anwesenheit an einem Orte ebenso wenig begründet, als durch Störung oder Unterbrechung des Aufenthalts aufgehoben wird. Wer also an einem andern Orte wohnen muss, weil sein Haus abgebrannt ist, hat dadurch seinen Gerichtsstand nicht verloren. In der Schweiz: Swem sin hus verbrinnet, der verlüret nüt sein burgrecht. (Schreiber, I, 81.)
397. Wen das hauss in vnd ausswendig brent, so tröst Gott, der zuletzt herauss laufft. – Petri, II, 630; Henisch, 502, 21.
398. Wen man aus dem Hause weist ins Weite, dem geben die Krähen mit Krächzen das Geleite. (Böhm.)
399. Wen man ins Haus lässt, der kommt auch in die Stube. – Eiselein, 287.
400. Wen man zum Hause hinauswirft, dem nützt das Protestiren wenig.
Span.: A idos de mi casa, y qué quereis con mi muger? no hay que responder. (Bohn I, 195.)
401. Wenn auch das Haus brennt, die Schulden verbrennen nicht mit.
Böhm.: Když dům shoří, dluh na komín vyletí. (Čelakovsky, 274.)
402. Wenn das eigene Haus brennt, holt man nicht Wasser für den Nachbar.
Holl.: Wie brengt er water tot zijns buurmanns huis, als zijn eigen huis brandt. (Harrebomée, I, 345.)
403. Wenn das Haus brennt, ist das Wärmen theuer.
Holl.: Als het huis brandt, warmt men zich bij de kolen. (Harrebomée, I, 339.)
404. Wenn das Haus brennt, spielt man nicht zum Tanz.
It.: Non è tempo da giuocar a scacchi quando la casa brucia. (Bohn I, 112.)
405. Wenn das Haus brennt, wärmt sich jeder. – Reinsberg II, 38.
406. Wenn das Haus deines Nachbars brennt, so schone deine Eimer nicht.
407. Wenn das Haus einfällt, wehe dem Gebälk.
408. Wenn das Haus fertig ist, wird das Gerüst abgebrochen.
Holl.: Als het huis volbouwd is, breekt men de stellingen af. (Harrebomée, I, 339.)
409. Wenn das Haus gebaut, der Weinberg gepflanzt und die Nacht vertanzt, vergisst man, was es gekostet.
410. Wenn das Haus gescheuert ist, hat der Besen Ruhe.
Holl.: Als het huis schoon is, mag men de feil te droogen hangen. (Harrebomée, I, 339.)
411. Wenn das Haus niedergebrannt ist, kommt die Spritze zu spät.
Aehnlich die Letten und Portugiesen, und in Hindostan: Das ganze Dorf ist abgebrannt, und nun giesst's aus den Wolken. (Reinsberg IV, 27.)
Holl.: Als het huis verbrand is, wil men de schade inhalen met de spijkers op de rapen. (Harrebomée, I, 339a.)
It.: Arsa la casa, tardi si vien con l'acqua. (Pazzaglia, 369, 5.)
412. Wenn das Haus niedergebrannt ist, so bringen alle Leute Wasser.
[414] 413. Wenn das Haus sinkt, sinkt das Dach mit.
Aehnlich russisch Altmann VI, 389.
414. Wenn dein Haus brennt, so wärme dich dabei.
It.: Poichè la casa brucia, io mi scalderò. (Bohn I, 121.)
Span.: Puesque la casa se quema, calentémonos todos. – Quando vieras tu casa quemar, llegate á escalentar. (Bohn I, 242 u. 245.)
415. Wenn det Hûs an allen Ecken brennt, denn is swâr te löschen. – Schambach, II, 478.
416. Wenn dieses Haus so lang nur steht, bis aller Neid und Hass vergeht; dann bleibt's fürwahr so lange stehn, bis die Welt wird untergehn. – Hertz, 21.
Hausinschrift in Westfalen.
417. Wenn du ein Haus bauest, so lass es nicht ohne Dach.
Es wird vorausgesetzt, dass das Begonnene der Vollendung werth ist.
418. Wenn du in frembde Hauss taub vnd stumm kommen bist, so sey auch blind. – Mathesy, 134a.
419. Wenn durch ein Hauss der Rauch vergeht, ist besser, als wenns ledig steht. – Petri, II, 648.
420. Wenn eck nich to Hûs ben, kann eck denn uck kame, säd de Päkelhäring. (Danziger Nehrung.) – Frischbier, 1527.
421. Wenn ein grosses Haus brennt, gibt's viel verkohlte Balken. – Altmann VI, 439.
422. Wenn ein Haus arm wird, erkennt man den guten Sohn.
423. Wenn ein Haus einig ist, kann es wol arm, aber auch glücklich sein.
424. Wenn ein Hauss lernt Hebreisch reden, so frists der Wucher. – Lehmann, 368, 67; Simrock, 4436; Sailer, 159.
Folgen des Schuldenmacher. Wer dem Wucher in die Hände fällt, der geht zu Grunde.
425. Wenn einer in das Haus 'rein geht und sein Sinn nach Stehlen steht, der bleibe lieber draussen, meine Katz' kann selber mausen. – Hertz, 30.
Hausinschrift in Franken.
426. Wenn es in einem Hause einregnet, so werden auch die untern Stuben bald nass. – Parömiakon, 1507.
Schlimme Obrigkeit – verdorbene Unterthanen.
427. Wenn es zu Hause regnet, so regnet's in der ganzen Welt.
Wem in seinem Hause nicht wohl ist, dem scheint die ganze Welt zu enge.
428. Wenn grosse Häuser (ein-)stürzen, wird viel Staub.
429. Wenn im Hauss die Hauptbalcken nicht eingezäpfft seyn, so hat der baw kein bestand. – Lehmann, 164, 2.
430. Wenn in en'n Hûse jed'r sînen eigenen Geldbüel fört, dat werd sellen rîke. – Schambach, II, 493.
431. Wenn jeder sein Haus verwahrt, so wird der Stadt viel Noth erspart.
Die Russen: Wenn jeder sein Haus gut verwahrt, so ist die Stadt geschützt. (Altmann VI, 432.)
432. Wenn jeder vor seinem Hause fegte, so wären alle Gassen rein.
Kroat.: Vsaki naj pred svojum hižum pometa. (Čelakovsky, 272..)
Poln.: Gdy każdy przed swym domem umiecie, wszystko miasto chędogie będzie. (Čelakovsky, 272.)
433. Wenn jeder vor seinem Hause kehrt den Mist, die ganze Stadt bald sauber ist.
Holl.: Als elk voor zijn huis veegt, dan worden alle straten schoon. (Harrebomée, I, 339; Bohn I, 298.)
434. Wenn man nach Hause kommt, legt man die Reisetasche ab.
Holl.: Als men te huis komt, wordt de reiszak op zolder geworpen. (Harrebomée, I, 339.)
435. Wenn mein Hauss brennt, so ist meines Nachbar nicht fern. – Henisch, 502, 25; Petri, II, 670.
436. Wenn 's Haus in Flammen steht, ist 's Löschen meist zu spät.
Lat.: Serum est cavendi tempus in mediis malis. (Sebold, 554.)
[415] 437. Wenn 's Haus inna (innen) brennt, it's ärger, as wenn's auss'n brennt. (Franken.) – Frommann, VI, 316, 165.
438. Wenn 's Haus nicht verkaufte, würde die Thür nicht kaufen. (Surinam.)
Sinn etwa: Gelegenheit macht Diebe; oder auch: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.
439. Wenns Hauss brennt, dann ist eylen gut, sonst nicht. – Lehmann, 160, 28; Simrock, 12289.
440. Wenn's im Haus soll wohl zugehen, muss der Mann taub sein und die Frau nicht sehen.
Frz.: Pour faire un bon ménage, il faut que l'homme soit sourd et la femme aveugle. (Kritzinger, 45b.)
441. Wer allhier im statlichsten Haus gewohnt, der muss sich zuletzt mit einem Heusslein behelffen, do er mit der Nasen an Gipffel stöst. – Lehmann, 748, 34.
442. Wer an ein leeres Haus klopft, dem macht niemand auf.
443. Wer an einem fremden Hause rüttelt, dem fällt leicht das eigene über den Kopf.
Die Perser sagen: Wer das Haus eines andern zerstört, dem fällt die Erde auf den Kopf. Die englischen Neger: Wer einen Hauer (Negersäbel) schleift, um einen andern zu tödten, schleift ihn für seinen eignen Hals. (Reinsberg II, 32 u. 33.)
444. Wer bleibt im Hauss daheim, bricht nicht die Schu vnd stost kein bein. – Lehmann, 117, 21.
445. Wer dieses Haus jetzt tadeln will, der stehe nur ein wenig still und denk' in seinem Herzen frei, ob das seine daheim besser sei.
Hausinschrift in der Schweiz.
446. Wer dir das Haus abbricht, dem beut zu trinken, denn er hat Müh'. – Fischart.
447. Wer dir dient im Haus, den wirf (den bette) nicht hinaus.
Nachdem ich sein Haus gedeckt habe, sagt ein englisches Sprichwort, möchte er mich hinauswerfen, (Reinsberg II, 41.)
448. Wer ein alt hauss vnnd ein Jung Weib hat, der hat genug zu flicken. – Lehmann, 365, 14; Simrock, 4414; Reinsberg I, 131.
Holl.: Die een oud huis heeft en eene jonge vrouw, heeft werk genoeg. – Wie een oud huis heeft te greijen en een jong wijf heeft te vleijen, en de klok moet gade-slaan, zeg wanneer heeft die gedaan? (Harrebomée, I, 340 u. 345.)
449. Wer ein gläsern Haus hat, muss nicht Steine auf des Nachbars Dach werfen.
Holl.: Die een glazen huis bewoont, moet geene steenen op zijns buurmans dak werpen. (Harrebomée, I, 340.)
450. Wer ein gross Haus hat, beherbergt den Kaiser. – Pistor., V, 49; Simrock, 5367.
451. Wer ein Haus baut, bezahlt es; wer ein Haus kauft, findet es. – Eisenhart, IV, 25; Eiselein, 286.
Dies Sprichwort drückt die Erfahrung aus, dass in der Regel derjenige, weicher ein fertiges Haus kauft, wohlfeiler dazukommt, als der, welcher es selbst baute, Ueberdies hat der Käufer vor dem Erbauer die Bequemlichkeit voraus, es sogleich, der Gesundheit unbeschadet, beziehen zu können, wobei er freilich darauf verzichten muss, alles nach seinen Wünschen eingerichtet zu finden.
Dän.: Bygde huus og staalne varo, faaer man sielden værd for. (Prov. dan., 97.)
Frs.: Maison faite et femme à faire. (Bohn I, 37; Körte, 2671.)
Span.: Casa labrada y viña plantada. (Bohn I, 208.)
452. Wer ein Haus baut und ein Weib nimmt, der muss eine volle Börse haben.
Span.: A quien hace casa, ó se casa, la bolsa le quede rasa. (Bohn I, 201.)
453. Wer ein Haus beginnt zu bauen, soll erst das End' beschauen.
Hall.: Begin geen huis te bouwen, of wil het eind aanschouwen. (Harrebomée, I, 339.)
454. Wer ein Haus hat, gehört zur Vielhandwerkerzunft.
Sollte dazu gehören, denn er muss bald Maurer, Maler, Tischler, Zimmermann, bald wieder Gärtner, Schmied, Klempner u.s.w. sein.
455. Wer ein Haus hat, hat Sorgen; wer kein Geld hat, muss borgen.
Bei B. Waldis (IV, 93, 90) gehört ein Hausmann ohne Sorgen zu der grossen Anzahl von (unmöglichen) [416] Dingen, die gar nicht vorhanden sind: »Ein armer Haussmann one sorgen, ein alter Scheffel, ungemessen, ein alter Stuhl, doch unbesessen; ein alter Doctor ohne lere, ein alter Haussuater ohne ehre u. s w.«
456. Wer ein Haus hat, worin er seinen Kopf stecken kann, der hat einen guten Helm.
Lat.: Nullus locus domestica sede jucundior. (Eiselein, 286.)
457. Wer ein Haus kauft, der findet es, wer eins baut, der kauft es. – Körte, 2670; Eiselein, 286; Simrock, 4411; Reinsberg III, 27.
458. Wer ein Haus kauft, hat manchen Balken und Nagel umsonst. – Simrock, 4412; Reinsberg III, 27; Körte, 2671.
Frz.: Achetez cheval fait, et femme à faire.
459. Wer ein Haus regieren will, braucht mehr als das Maul.
Böhm.: S otevřenou hubou obcházeti, není ještĕ dům spravovati. (Čelakovsky, 374.)
460. Wer ein Haus von Glas, treib' mit Steinen keinen Spass.
461. Wer ein Haus werbet, hat's besser, als der's erbet.
462. Wer ein Haus will bauen, muss den Grundstein auf seinen Beutel legen. – Winckler, III, 4.
»Der do wil hoe hewser bawen, der sal gar eben vor beschawen, das ym nicht gelts zurynne, ist er klug in seynem synne.« (Werdea, iiij.)
It.: A fabbricar caso non val borsa vuota. (Pazzaglia, 115, 1.)
463. Wer ein Hauss bawet, der gebraucht's am wenigsten. – Petri, II, 703.
464. Wer ein Hauss kaufft, das gebawet ist, der findts; wer eins kaufft, niederreisst vnd bawet, der bezahlts. – Petri, II, 703.
465. Wer ein Hauss so breit (gross) als der Rein, so gehört doch nur ein Herr vnd eine Frau drein. – Lehmann, 373, 148; Venedey, 101; Eiselein, 287; Körte, 2659; Reinsberg I, 94.
Lat.: Alexander dixisse fertur, mundum non capere duos soles. – Non enim fieri potest, fures ut unquam saltus alat unus duos. – Unicus saltus haud alit duos erithacos. (Eiselein, 287.)
Ung.: Illetlen ket molnár egy malomban. – Nem jó egy hajlékba két gazdasszony.
466. Wer ein neu Haus bauet, dem geben seine Freunde die Fensterscheiben.
Bezieht sich auf eine irgendwo herrschende Volkssitte, bei einem Neubaue Scheiben zu schenken.
Holl.: Waneer jemand een nieuw huis bouwt, dan geven de vrienden de vensterglazen. (Harrebomée, I, 345b.)
467. Wer ein reines Haus haben will, muss es mit keinem Mistbesen fegen.
Holl.: Men moet, om het huis de reinigen, den vloer niet met de vuiligheid uitvegen. (Harrebomée, I, 344.)
468. Wer ein sauber Haus haben will, muss es selber fegen.
Holl.: Wie zijn huis zuiver wil houden, moet et alleen waarnemen. (Harrebomée, I, 345.)
469. Wer eines andern Hauss wartet, der verseumet sein eigen. – Petri, II, 705.
470. Wer haben wil ein reines Hauss, lass Pfaffen, Münch vnd Tauben drauss. – Petri, II, 716.
471. Wer Häuser bauet, der bauet sich fröhlich arm, und wer Weinberge bauet, der bauet sich traurig reich.
472. Wer im Hause nichts hat, muss es draussen suchen.
Holl.: Die te huis niets heeft, moet het wel buiten 's huis zoeken. (Harrebomée, I, 340b.)
473. Wer im Hause wohnt mitten, den wird man von unten beräuchern, von oben beschütten.
Schicksal der Neutralen und unentschiedenen Mittelparteien.
Dän.: Hvo som boer midt i huuset bliver begydet oven fra og brødet neden fra. (Prov. dan., 78.)
474. Wer im Hauss wohnt, der muss Donner vnd Vngewitter erdulden vnd die Dachsteine bessern. – Petri, II, 721.
475. Wer in ein gebautes Haus und an gedeckten Tisch kommt, weiss nicht, was es kostet.
Span.: Quien entra en casa hecha, y se asienta á mesa puesta, no sabe lo que cuesta. (Cahier, 3218.)
[417] 476. Wer in ein New Haus nichts bringt, der findt nichts darin. – Lehmann, 365, 13.
Böhm.: Kdo doma zmokne, toho, pryý, ani bůh nelituje. – Lenoch i pod svou střechou zmokne. (Čelakovsky, 135.)
Dän.: Hvo intet fører ind i et nyt huus, finder der intet. (Prov. dan., 192.)
Frz.: En maison neuve, qui rien n'y porte n'y treuve (trouve). (Kritzinger, 429b.)
Poln.: Leniwy i w domu swém zmoknie. (Čelakovsky, 135.)
477. Wer in seinem Hause am Tage nichts findet, der muss nicht des Nachts suchen.
478. Wer kein eigen Haus hat, darf nicht Käse und Butter zusammen essen. – Erklärung, 47.
479. Wer kein eigen Haus hat, ist überall daheim.
Span.: El que no tiene casa de suyo, vecino es de todo el mundo. (Bohn I, 220.)
480. Wer kein Haus in Rom hat, erschrickt nicht, wenn auch die Engelsburg brennte.
Frz.: Qui a maison à Langres, il a chasteau en France. – Qui a maison à Uzerche a chasteau en Limousin. (Leroux, I, 232 u. 257.)
481. Wer mitten im Hause wohnt, wird von oben besaicht und von unten beräucht. – Opel, 390.
482. Wer nicht das Haus gerichtet und Boden hat zum Bebauen, der soll nicht nach einem Weibe schauen.
483. Wer nicht im Hause wohnt, weiss nicht, wo der Regen eindringt.
Man kann nur dann über eine Sache richtig urtheilen, wenn man sie genau kennt.
484. Wer nicht zum Hause herausgeht, kommt auch nicht wieder herein.
485. Wer sein eigen Haus betrübt, der hat Wind zum Erbtheil. – Petri, II, 751.
486. Wer sein eigen Haus nicht regieren kann, wie soll der ein Land regieren.
Die Russen: Wer kein guter Hausmann ist, der ist auch kein guter Staatsmann. (Altmann VI, 442.)
487. Wer sein Haus baut mit fremder Habe, läutet seinem Glück zu Grabe.
488. Wer sein Haus beschützt, den beschützt es wieder.
Frz.: Gardez votre maison, elle vous gardera. (Cahier, 799.)
489. Wer sein Haus dem Teufel öffnet, dem bleiben andere Gäste fern.
In Aegypten sagt man: Wenn das Haus durch Said (d.h. seine Anwesenheit) gesichert wird, so naht sich kein anderer von fern. (Burckhardt, 63.) Von unverschämten und zudringlichen Besuchern. Said ist der Name eines früher in Kairo berüchtigten Schmarotzers (freiwilligen Gastes), der eine ordentliche Gesellschaft gebildet hatte, die für alle, welche ein Gastmahl gaben, eine Plage wurde, indem sie, vollständig organisirt, ihren Häuptling an der Spitze, sich bei jedem Privatfeste aufdrängte, bis sie, durch ein Geschenk bewogen, das Haus verliess.
490. Wer sein Haus mit Gold deckt, wird selten ruhig schlafen.
491. Wer sein Haus nicht kann regieren, soll den Schulzenstab nicht führen.
Böhm.: Kdo svého domu spravovati neumiš, nech v obecni správy se nepouštiš. (Čelakovsky, 364.)
Poln.: Kto rządzić domu nieumie swojego, niepodejmuj się pospolitego. (Čelakovsky, 364.)
492. Wer sein Haus selbst anzündet, der erhält keine Brandhülfe.
Vorausgesetzt, dass es erwiesen wird.
493. Wer sein Haus selbst zur Traufe macht, muss über Nässe nicht klagen.
494. Wer sein Haus verkaufen will, der putzt es vorher ab.
Holl.: Die zijn huis verkoopen wil, schildert den gevel. (Harrebomée, I, 340.)
495. Wer sein Haus verkaufen will, putzt den Giebel. – Winckler, I, 70.
496. Wer sein Haus verkaufen will, schmückt es.
Wer sein Haus abputzt, geht darauf aus, es zu verkaufen. (Altmann VI, 437.)
497. Wer sein Haus zu rechter Zeit bestellt, der hat einen schönen Kram im Haus.
498. Wer sein Hauss andern trawt, dem bleibt es vngebawt. – Petri, II, 752.
499. Wer sein Hauss ansteckt, der ist vnbesonnen; wer sein Seel mit zorn ansteckt, der ist noch mehr vnbesonnen. – Lehmann, 924, 21.
[418] 500. Wer sein hauss bawet auff Sand, der wird ein thöricht Mann genannt. – Eyering, III, 534.
501. Wer sein Hauss bawt mit ander Leut gut, der samblet jhm Stein zum Grab. – Henisch, 205, 59; Lehmann, 59, 20.
Dän.: Hvo som bygger et huus med andens skade, samler steen til sin grav. (Prov. dan., 97.)
502. Wer sein Hauss nit selbst bedacht, dessen Gott auch wenig acht. – Eyering, III, 440.
503. Wer sein hauss will habenn sauber, hüt sich vor pfaffen vnd tauber. – Franck, I, 79a; Egenolff, 337b; Petri, II, 753; Lehmann, II, 850, 321; Simrock, 4427; Weilbuch, XLIIIIb.
504. Wer sein Hauss will halten (keusch vnd) rein, lass kein Studenten vnd Tauben hinein. – Facetiae, 479; Blum, 675; Pistor., X, 38; Körte, 2663.
Frz.: Qui veut tenir nette sa maison, n'y mette femme, prêtre, ni pigeon. (Bohn I, 54; Leroux, I, 125; Kritzinger, 429; Körte, 2663; Eiselein, 288.)
Holl.: Wie zijn huis zuiver wil houden, zette daar geen paap of duif in. (Harrebomée, I, 345.)
505. Wer sich bekümmert um sein Haus, kann nicht nach Händeln gehen aus.
Lat.: Cura viris levibus rerum solet esse novarum; cura viris gravibus rerum solet esse suarum. (Mant.) (Binder II, 672; Philippi, I, 107; Seiybold, 109.)
506. Wer sich immer zu Hause gewärmt, der sehnt sich nach fremdem Feuer.
507. Wer sich lässt in seinem Hause beregnen, dem wird Gottes Hülfe schwerlich begeg nen.
508. Wer sich zu Hause satt gegessen, wird auch im Dorfe was bekommen. (Lit.)
509. Wer viel ins Hauss schwatzet, der schwatzet auch viel auss dem Hauss. – Petri, II, 773.
510. Wer will haben ein ordentlich Haus, schaue selber ein und aus.
Böhm.: Chceš-li pravdĕ, bývej doma. (Čelakovsky, 375.)
511. Wer will haben eyn reynes huss, der lass pfaffen, Munch vnd Tauben daruss. – Agricola I, 320; Luther's Tischr., 252b; Lehmann, 368, 68; Lehmann II, 853, 374; Eiselein, 288; Körte, 2662; Simrock, 4426.
512. Wer wird sein Haus anstecken, um dem Nachbar Rauch zu machen!
513. Wer ynn seinem eygenen hause beschneyet odder beregnet, des will sich auch Gott nicht erbarmen. – Agricola I, 708; Tappius, 219b; Egenollf, 289b; Petri, II, 724; Gruter, I, 8; Lehmann, II, 841, 276; Blum, 49; Müller, 29, 4; Fabricius, 63; Simrock, 4416; Körte, 2656.
Frz.: En maison neufve qui n'y porte rien n'y treuve. (Leroux, II, 124.)
It.: In casa nuova chi nient' apporta niente ritrova. (Pazzaglia, 48. 5.)
Lat.: Qui domi compluitur, hujus ne deum quidem miseret. (Tappius, 207b; Erasm., 362; Philippi, II, 131; Eiselein, 287.)
514. Wer ynn seinem hause will friede haben, der muss thun, was die fraw will. – Agricola I, 747; Gruter, I, 80.
Aber auch so, wie sie es will, sonst könnte es noch zu unangenehmen Auseinandersetzungen kommen.
515. Wer zu Haus arbeitet, bekommt in der Schenke keine Prügel.
516. Wer zu Haus bleibt bei seiner Grütze, der kommt zu wenig Witze.
Holl.: Die te huis bij den brijpot blijft zitten, wat zou die weten. (Harrebomée, I, 340b.)
517. Wer zu Haus bleibt, der stirbt in seinem Nest. – Petri, II, 783.
518. Wer zu Haus bleibt, stirbt nicht in der Fremde.
Böhm.: Kdo doma sedí, ten se zlé přihody schodí. (Čelakovsky, 288.)
Holl.: Die te huis blijft, sterft in zijn nest. (Harrebomée, I, 340.)
519. Wer zwei Häuser hat, dem regnet's in eins.
520. Wer's im Haus will haben recht, der muss selber sein der Knecht. – Bücking, 223.
521. Wessen Haus mit Glas gedeckt ist, der soll nicht Steine auf des Nachbars Dach werfen.
Auch baskisch Reinsberg IV, 53.
[419] 522. Wie das Haus gewonnen, so geht's wieder von dannen.
523. Wie das Haus, so guckt der Mann heraus.
Böhm.: Jaký dům, takový stavitel. (Čelakovsky, 376.)
Frz.: Telle mesgnie telle oeconomie. (Leroux, II, 127.)
524. Wie Haus, so Gast; wie Gast, so Kost. – Simrock, 4430; Sailer, 66; Petri, II, 790; Henisch, 1370, 32.
525. Wie Hauss, so Staat. – Petri, II, 790.
526. Willst du dein Haus behalten sauber, so hüte dich vor Pfaffen, Mönch und Tauber. – Eiselein, 288; Körte, 2661.
527. Willst du haben ein sauber Haus, so lass Schreiber und Soldaten daraus.
528. Wir bauen Häuser gross und fest, darein wir sein nur fremde Gäst'; und da wir sollen ewig sein, da bauen wir gar wenig ein. – Hertz, 9.
Hausinschrift in Tirol.
529. Wo ein alt Haus ist, da findet man Meuse, wo ein böser Kopff, da sind Leuse. – Coler, 793a.
530. Wo he grad de Hüser heren kiekt, do sterwen all de Hennen. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 338.
531. Wo im Hause gute Sitte, wohnt Segen in der Mitte.
Die Perser: In dem Hause, wo Keuschheit fehlt, wird nimmer Glück sein. (Reinsberg I, 142.)
532. Wo im Hause regieren die Frauen, ist der Teufel als Hausknecht zu schauen.
533. Wo im Hauss ein hessliche fraw ist, so soll ein hübscher Ofen drin seyn. – Petri, II, 806; Henisch, 1196, 24.
534. Wo in einem Hause die Küche kalt ist, da ist wenig Freude. – Binder II, 3036.
Lat.: Scilicet accenso domus est ornatior igne. (Binder II, 3036; Buchler, 157.)
535. Wo ist ein Haus, durch das kein Rauch geht?
536. Wo nicht im Haus seynd Kinderlein, da ist's als leucht kein Sonnenschein. – Sutor, 83.
Lat.: Quod sine sole polus, hoc sine prole torus. (Seybold, 83 u. 513.)
537. Wo zwen in einem Hauss sind, bleiben sie selten eins. – Aventin, CCCIXb.
538. Wol dem Hauss, das einen guten Haussvater hat. – Lehmann, II, 858, 463.
Lat.: Gaudeat illa domus, quando bonus est sibi promus. (Sutor, 154.)
539. Zu den schönen Heusern fliegen die Tauben mit Hauffen. – Petri, II, 743.
540. Zu einem Haus gehört mancher Balken.
Aehnlich russisch Altmann V, 89.
541. Zu Haus ein Igel und draussen ein Schniegel.
Geschniegelt, geputzt, stutzerhaft. Aristophanes schildert die Athener als vernünftige Greise im Hause und als Narren in Versammlungen.
Böhn.: V cizím domĕ jak kníže, a doma jako ježek. (Čelakovsky, 375.)
542. Zu Haus ein Maulwurf, draussen ein Luchs.
Dän.: Hiemme som en muldvarp, ude som en los. (Prov. dan., 290.)
543. Zu Haus ist zu Haus, und wär' es noch so schlecht.
Holl.: T' huis is t' huis, al is het nog zoo slecht! (Harrebomée, I, 343a.)
544. Zu Haus ist zu Haus, wenn auch unterm Strohdach. (Lit.) – Reinsberg III, 108.
545. Zu Haus ruht man am besten aus.
Dän.: Hiemme er best at hvile. (Prov. dan., 291.)
546. Zu Haus wird nur ein Kalb erzogen.
Böhm.: Doma se vychová tele. (Čelakovsky, 287.)
547. Zu Hause bin ich König.
548. Zu Hause hat man mit den Kindern Noth, in der Stadt schreien die Bettler nach Brot. (Lit.) – Reinsberg VII, 57.
549. Zu Hause ist's am besten.
Lat.: Nullus locus domestica sede jucundior. (Binder II, 2305.)
550. Zu Hause und im Kriege herrscht der Mann.
551. Zu Hauss ein Lew, draussen ein Lam. – Petri, II, 823.
[420] 552. Zum Haus gehört, was Niet und Nagel begreift. – Graf, 64, 12.
In der Schweiz: Zu einem verkaufften Huss, was nit, yand, nagel begryfft, gehort. (Schauberg, I, 307, 106.)
553. Zum schönen Hause gehört ein schöner Wirth. – Sailer, 83.
In einen schönen Leib auch eine schöne, edle Seele.
*554. A dâm Hause wâr ich wul nich olt wârden. (Schles.) – Frommann, II, 246, 152.
*555. A hot suffel (so viel) hoiser versuffen und ies em doch ken Sporn (Sparren) im Halse stecken blieben. – Robinson, 61.
*556. Anfangs Hauses. – Nefflen, 451.
In der ersten Zeit des Ehestandes.
*557. Auf den kann man Häuser bauen.
Um grosses Vertrauen auszudrücken.
*558. Aus seinem Hause kommt eitel Rauch.
*559. Blîw to Hûs bi de Tött. – Frischbier, 1523.
Spottend zu jemand, der einer Einladung nicht Folge leistet.
*560. Blîwt mi to Hûs möt june sure Gurke. – Frischbier, 1522.
Lasst mich damit zufrieden, ungeschoren.
*561. Dä drät et Hûs fêl. (Bedburg.)
Vom Plauderer und Waschhaften.
*562. Da ist niemand zu Haus.
Holl.: Daar is niemand t' huis. (Harrebomée, I, 339b.)
*563. Darin ist er zu Hause. – Frischbiers, 1516.
*564. Das führt zu bösen Häusern. – Eiselein, 290.
In Schwaben: Es führt zu baise Häuser. (Nefflen, 459.)
*565. Das Haus anzünden, um Fensterblei zu schmelzen.
In Hindostan: Ein Haus verbrennen, um eine Wespe zu tödten. (Reinsberg III, 21.)
It.: Romper la casa per vender il calcinaccio. (Bohn I, 124.)
*566. Das Haus beim Dache anfangen. – Altmann VI, 513.
*567. Das Haus hat einen Giebel.
Die Sache ist fertig, ist im klaren, hat Verstand.
It.: Cosa fatta ha capo. (Eiselein, 237.)
*568. Das Haus einreissen, um eine gute Baustelle zu erhalten. – Altmann VI, 513.
*569. Das Haus ist wie ein Schmuckkästchen.
*570. Das Haus ist zu vermiethen.
Holl.: Het huis is te huur. (Harmbomée, I, 341a.)
*571. Das Haus mit dem goldenen Dache.
Jetzt Hofkammer in Innsbruck. Es erbaute sich dasselbe Herzog Friedrich (Friedl) mit der leeren Tasche im Jahre 1425 zu seiner Wohnung. An die Vergoldung der kupfernen Kuppel hat er 200000 Dukaten verschwendet. (Meyer, Universum, Hft. 36, S. 20.)
*572. Das Haus räumen. (S. 651.)
Die alten Dienstboten durch neue ersetzen.
Frz.: Faire maison nette.
*573. Das Haus zum Fenster hinauswerfen.
Entweder von denen, die leichtsinnig mit ihren Sachen umgehen oder solchen, die alles in Verwirrung bringen, das Unterste zu oberst kehren.
Frz.: Nous jetterons la maison par les fenêtres. (Kritzinger, 387b.)
*574. Däs kann zu a baise Häuser gaun. – Nefflen, 453.
Es kann schlimme Folgen haben, einen bösen Ausgang nehmen.
*575. Däs wirft se über e Haus naus. – Nefflen, 453.
Dem widerspricht sie unbedingt, entschieden, in allem Ernst.
*576. Dass Hauss brent jhn. – Lehmann, 117, 17.
*577. Dass Hauss wird em og nog in a Holss stieben. – Robinson, 244; Gomolocke, 310.
*578. Dat Hûs hät golde Balcke. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 50.
Es ist stark mit pfandrechtlichen Schulden belastet.
*570. Dat Hûs must du fär 'n Schün' ansehn. (Bremen.) – Köster, 251.
*580. Dat huyss heisset zum hogen dürpel. – Tappius, 229.
Von einem ungastlich Abgeschlossenen.
Lat.: Fores habet tritas, ut pastorum casae. (Erasm., 358; Tappius, 228b.)
*581. Der kommt noch nach Haus und bringt seine Knochen im Sacktuch mit. – Simrock, 5788b.
*582. Du hast in diesem Haus ausgekocht. – Seybold, 603.
Du darfst dich nicht mehr darin sehen lassen.
Lat.: Tessoram confregisti. (Seybold, 603.)
[421] *583. Ein altes bemoostes Haus.
Student im sechsten Halbjahr.
*584. Ein brennendes Haus in Brand stecken.
Von überflüssigem, nutzlosem, zwecklosem Thun. (S. ⇒ Licht, ⇒ Mehl, ⇒ Stroh.)
*585. Ein gelehrtes Haus.
Ein Gelehrter. »Ich übergehe die Definitionen, die ein Schulmann oder sonstiges gelehrtes Haus niedergeschrieben hat.« (Vgl. Latendorf in den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, 1867, S. 268.)
*586. Ein gross Haus machen.
Viel Aufwand.
*587. Ein Haus einreissen, um den Kalk zu gewinnen. – Winckler, XI, 80.
*588. Ein Haus weiter gehen.
Lat.: Aliam quercum excute. (Erasm., 813.)
*589. Ein schön Haus und niemand darin.
Frz.: Belle maison et rien dedans. (Leroux, II, 124.)
*590. Einander zum hauss sagen. – Franck, II, 20a.
»Wann einer das tadelt, darinn er selbst steck biss vber die ohren; als so ein Jacobsbrüder eins spottet der Jacobsmuscheln trüg, ein hur eins sacks.« Franck a.a.O. hat die obige Redensart neben folgenden sinnverwandten aufgeführt: Ein Esel heysst den andern sacktrager. Es wil yn einer dem anderen ein Kleisper (= Splitter, vgl. Grimm, V, 1133). aus dem augen ziehen vnnd hat selbs einen balcken drinn. Ea hat ein hur ein frome fraw gescholten. Es ist keinem nindert recht. Was hebt der räuber dem brenner auff. Alle diese Redensarten hat Franck zusammengestellt, um die lateinische: Sori pedem rectus deridet, in ihren verschiedenen Anwendungen deutsch wiederzugeben.
*591. Einem das Haus wegtragen können, ohne dass er aufwacht.
Von denen, die einen sehr festen Schlaf haben.
*592. Einem durchs Haus laufen. – Frischbier2, 1517.
Einem Handwerker z.B., für: ein Geschäft, ein Gewerbe u.s.w. anfangen, ohne es zu beenden, einen Beruf nicht gründlich erlernen.
*593. Einem Hause eine neue Schürze vorhängen. – Frischbier2, 1518.
Die Vorderseite desselben neu abputzen.
*594. Einem nach Hause leuchten.
Ihn abfertigen.
*595. Einem von fern ins Haus hören. – Briefe August's.
Seine Gesinnung zu erforschen suchen.
*596. En demm Hûs hängk de Krepp (Krippe) huh. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 169.
Es geht da kärglich zu.
*597. Er baut das Haus vom Dach abwärts. (Stuttgart.)
*598. Er bawet ein Hauss vnd ist der erst drauss. – Henisch, 203, 53.
*599. Er behülfft sich gern in anderer Häuser. – Sutor, 143.
Von einem Schmarotzer.
Lat.: Muris in modum vivit. (Sutor, 143.)
*600. Er flickt fremde Häuser und sein eigen Dach ist faul (morsch).
Die Böhmen: Das fremde Haus stützt er, das seine wirft er nieder. (Reinsberg IV, 52.)
Ill.: Od budale stoji niže, rĕč je kod nas stara, koi tudju kućne diže, a svoju obara. (Čelakovsky, 272.)
*601. Er geht so weit vom Haus, wie eine Bruthenne von den Eiern.
*602. Er hat an seinem Hause nichts als den Verstand gespart. – Sutor, 163.
*603. Er hat das hauss voll, darffs nit weit suchen. – Franck, II, 94a.
*604. Er hat Haus und Hof an die Wand geseicht. – Körte, 2652a.
*605. Er hat Haus und Hof durch die Gurgel gejagt.
*606. Er hat Haus und Hof verdauet.
Frz.: Il a mangé tout son bien. (Kritzinger, 686b.)
*607. Er hat nicht am rechten. Haus angeklopft.
*608. Er hat weder Haus noch Hof.
Frz.: Il n'a ni feu ni lieu.
Holl.: Hij heeft haardstede noch woonstede. (Harrebomée, I, 270.) – Hij heeft noch huis noch dak. (Harrebomée, I, 342b.)
*609. Er ist dort zu Haus wie die Laus im Grind.
Holl.: Hij is daar te huis als eene luis in eene spijkerton. (Harebomée, I, 342.)
*610. Er ist eaba überall net z' Haus. – Neffel, 457.
In keiner Sache gründlich unterrichtet, bewandert, tüchtig, thätig, nirgends in Ordnung sein.
*611. Er ist hier nicht zu Hause.
Holl.: Hij is daar niet t' huis. (Harrebomée, I, 342a.)
[422] *612. Er ist in dem Hause so bekannt wie schimmelig Brot.
*613. Er ist nicht recht zu Hause. – Parömiakon, 2929.
»Nicht gar zu regulirt in seinem Verstand und Hirnhäusel.«
*614. Er ist zu Haus in einem Dorfe, wo keine Häuser stehen.
Holl.: Hij wijst op een dorp, daar geene huizen staan. (Harrebomée, I, 343a.)
*615. Er ist zu Hause angenagelt.
*616. Er ist zu Hause darin.
Wohl bewandert, weiss Bescheid damit.
Holl.: Hij is er geheel in t' huis. (Harrebomée, I, 342b.)
*617. Er kann sein Haus nicht wiederfinden.
Holl.: Hij kan het huis niet weder vinden. (Harrebomée, I, 342b.)
*618. Er kommt nach Hause mit den Schuhen des Honein. (Arab.)
Honein war der Name eines Schusters, zu dem ein Araber aus der Wüste kam, um von ihm ein Paar Schuhe zu kaufen. Doch sie wurden über den Handel uneins; der Araber schimpfte den Honein und kaufte die Schuhe nicht. Als er nun wieder heimreiten wollte, lief Honein ihm voraus auf den Weg, warf einen Schuh hin, ging dann eine weite Strecke und warf den andern Schuh hin, worauf er sich an der Stelle hinter einen Strauch verbarg. Als nun der Araber an dem ersten Schuh vorüberkam, sprach er: »Wie sieht doch dieser Schuh den Schuhen des Honein gleich! Wäre sein Kamerad auch dabei, so höbe ich ihn auf.« So ritt er weiter und kam zu der Stelle, wo der andere Schuh lag. Da bereute er es, dass er den ersten nicht aufgehoben; liess sein Pferd bei dem zweiten stehen und kehrte um, den ersten zu holen. Doch Honein kam hervor und ritt auf dem Thiere des Arabers davon, und als dieser zurückkam, sah er den Schuh, aber das Thier nicht. Er nahm dann das Paar Schuhe und ging zu Fuss nach Hause. Da fragte man ihn: Was bringst du heim von deiner Reise? Er sprach: »Die Schuhe des Honein«, und das ward zum Sprichwort.
*619. Er sieht vor lauter Häusern die Stadt nicht.
Frz.: Les maisons empêchent de voir la ville. (Leroux, II, 125.)
*620. Er wird noch das Haus von aussen ansehen. – Sutor, 186.
*621. Er wirft's über ein Haus hinaus. (Rottenburg.)
Leugnet die Sache rein weg, will nichts davon wissen'; anderwärts aber auch mit der Sinnangabe: Es ist ihm gleichgültig, er kümmert sich nicht darum, lässt sich deshalb keine grauen Haare wachsen.
Lat.: Epaminondae nil interest homine, an sublime putrescat. (Sutor, 169.)
*622. Es ist ein Haus comme il faut.
*623. Es ist ein Haus, in dem man die Narrheit in Flaschen (Gläsern) verkauft.
Ein Wirthshaus.
*624. Es ist ein Haus mit einem gläsernen Dache.
*625. Es ist ihm zu Haus und Hof gekommen.
Lat.: Sortem et usuram persolvit. (Philippi, II, 96.)
*626. Es ist jhm ein steinern Haus durch den Bauch gefahren (oder: durch den Magen gewischt). – Eyering, II, 544; Eiselein, 288; Sailer, 296; Körte, 2652.
Zur Bezeichnung derer, die auf die eine oder andere Art mit ihrem Besitzthum fertig geworden sind, haben wir die Redensarten: Er hat ausgebadet. Er hat aufgesponnen. Er hat Feierabend gemacht. Er hat einen heissen Magen, er verdaut Eisen. Sein Magen kocht wohl, er hat Haus und Hof verdaut. Es ist ihm Haus und Hof im Wein ertrunken. Er hat sein Gut an nasse Waare gelegt, dass es ihm nicht verbrennt.
Frz.: Il a depensé tout son bien dans la debauche. (Kritzinger, 686b.)
*627. Es ist jhm Hauss vnd Hoff im Wein (oder: in der Kante) ertruncken. – Eyering, II, 544; Sutor, 255; Sailer, 296; Eiselein, 288; Körte, 2652c; Körte2, 3291.
Als Söffel morgens ging herfür, stand dieser Spruch an seiner Thür: »Es steht dies Haus in Gottes Hand, versoffen ist's und nicht verbrannt.«
Lat.: Nunc acquisivit bursa sitim. (Sutor, 255.)
*628. Es ist niemand zu Hause bei ihm.
Die Gedanken sind fort, abwesend, nicht beisammen.
Frz.: Il n'a plus personne au logis.
*629. Es kommt ihm zu Haus wie dem Hund das Grasfressen. – Frischbier2, 1519.
*630. Es will alles in sein Haus. – Körte, 2987a.
*631. Es wird ihm kein Haus verbrennen.
*632. Es wirt dir zu haus und hofe kommen. – Schottel, 1131b; Simrock, 4437; Körte, 2687b; Braun, II, 525.
Vergolten werden. -» ... Vnd ander vnrath der hierauss [423] erfolgt, vnd kem dir selb zu hauss.« (B. Waldis, IV, 100, 52.)
Holl.: Het zal u ten huize en ten hove komen. (Harrebomée, I, 342.)
Lat.: Ne in nervum erumpat. (Terenz.) (Philippi, II, 14.)
*633. Et Hûs steht op popierne Solle. (Bedburg.)
*634. Etwas übers Haus werfen.
Sich darum kein graues Haar wachsen lassen.
*635. Ga na Hûs un gröt Möm. – Schütze, II, 1.
*636. Ga na Hûs, un segg, dat du da (hier) west büst.
Beide Redensarten werden gebraucht, jemand scherzhaft ab- und von sich zu weisen.
*637. Hab ja kein Haus angebrennt. – Mayer, II, 217.
*638. Haus und Hof durch die Gurgel jagen. – Körte, 2652a.
Marcus Cato wies einst auf einen Mann, der seine am Meere gelegenen väterlichen Güter verschlemmt hatte, mit den Worten: »Dieser Mann ist stärker denn das Meer; was dieses nicht wegspülen konnte, hat er mit leichter Mühe verschluckt.«
Frz.: Il a mangé son pain blanc le premier. (Körte, 2652a.)
*639. Haus und Hof ist ihm im Wein ertrunken. – Kritzinger, 686b.
*640. Haus und Schmaus haben.
Alles vollauf, Besitz und Wohlleben.
*641. Häuser bauen und nicht darin wohnen.
*642. Hauss vnd Heine haben. – Stettler, II, 122b.
*643. Hauss vnd hof dahinden lassen vnd mit dem rücken ansehen. – Mathesius, Postilla (1582-83), I, XVIIb.
*644. Hauss vnd hof faren lassen. – Mathesius, Postilla, I, CIb.
*645. Hauss vnd Hof verdawen. – Mathesy, 156a.
*646. He öss von da to Hûs, wo sie die grosse Kailche koche. (Heilsberg.) – Frischbier2, 1525.
*647. He ward die dat tu Hûs bringen. – Dähnert, 200.
Er wird das Unrecht rächen.
*648. Ich bin nicht jedermann zu Hauss. – Petri, II, 397.
*649. Ich hätte Häuser auf ihn gebaut.
Holl.: Men zou huizen op hem gobouwd hebben. (Harrebomée, I, 344.)
*650. Ich wollte lieber von Haus zu Haus betteln gehen, als dies thun.
Holl.: Ik wilde liever langs de huizen gaan bidden, dan dat ik dat deed. (Harrebomée, I, 343b.)
*651. Ik will rein Hûs maken. (Holst.)-Schütze, I, 28b.
Die Hausfrauen machen rein Haus, wenn sie alle ihre Dienstboten entlassen und neue dafür annehmen. Dieser Reinigung geht aber die andere Reinigung, das grosse Scheuerfest des ganzen Hauses, vorher.
Frz.: Faire maison nette (neuve). (Lendroy, 925.)
*652. In alte Häuser neue Thüren machen.
*653. In dem Hause ist nichts zu braten.
Es kommt nichts heraus bei der Sache; es ist nichts zu gewinnen dabei.
*654. In einem leeren Hause wohnen.
Viel Wesens von etwas machen, während man selbst Mangel am Guten leidet.
*655. In seinem Haus verhungert die Maus.
Von einem Geizhalse, in dessen Hause selbst die Maus so zahm wird, dass sie nichts frisst. In Aegypten sagt man: In seinem Hause wird selbst die Maus zahm. (Burckhardt, 772.)
Frz.: C'est la maison de Robin de la Vallée, il n'y a pot au feu ny escuelle lavée. (Leroux, II, 51.)
*656. In seinem Hause gibt's alles, nur kein Buch.
Engl.: Without book like a Dalmatian.
*657. Ins Haus fallen, wie der Teufel durchs Kamin. – Jer. Gotthelf, Erzählungen (Berlin 1850), I, 112.
*658. Oeck kann em nich na Hûs bringe. – Frischbier2, 1526.
Ich kann mich seines Namens nicht erinnern, weiss augenblicklich nicht, wo oder bei welcher Gelegenheit ich ihn schon früher gesehen.
*659. Sein Haus anzünden, um einen Eierkuchen zu backen.
Holl.: Hij steekt zijn huis in den brand, om zich aan de kolen te warmen. (Harrebomée, I, 343.)
Span.: No hace poco quien se casa quema: espanta los ratones y escaliuntase á la leña. (Bohn I, 235.)
*660. Sein Haus auf den Sand bauen. – Matth. 7, 26; Schütze, 199; Zaupser, 678.
Was auf den Sand gebaut wird, besteht nicht. Wenn jemand ein Geschäft anfängt, das nutzlos sein muss, weil der Grund dazu schlecht gelegt ist.
*661. Sein Haus auf einen Pulverkeller bauen.
Dies thut z.B. der, welcher mitten unter der Herrschaft der Gesetze die Herrschaft der Gewalt behaupten [424] will. Jemand wandte diese Redensart auf die Amerikaner in den Vereinigtm Staaten an, die mitten in der Freiheit die Sklaverei erhalten wollten.
*662. Sein Haus hat ein festen gibel. – Mathesius, Sarepta XXIIa.
Er befindet sich im Wohlstande, in gesicherten Verhältnissen.
*663. Sein Haus ist aufgeräumt, es stösst sich auch nachts niemand darin.
*664. Sein Haus ist aufgeräumt (aufgeputzt) wie die Altäre am Charfreitage. – Parömiakon, 279.
*665. Sein Haus ist bestellt wie der Himmel, wo man weder isst noch trinkt. – Parömiakon, 1452.
*666. Sein Haus ist eine wahre Arche Noah's.
Es befinden sich sehr viel Haushaltungen und Wirthschaften darin.
*667. Sein Haus ist oben leer und unten ist nichts darin.
Vom Herrn von Habenichts.
*668. Sein Haus ist vorn versetzt (verpfändet) und hinten gehört's den Jaden.
Vom gänzlich Verschuldeten.
*669. Sein Haus ist wie ein Taubenschlag.
Lat.: Semper aliquis in Cydonis domo. (Philippi, II, 174.)
*670. Sie müssen alle bei mir zu Haus kommen.
*671. Sie reissen einander die Häuser aus den Händen wie bei der Plünderung von Orleans.
Als jemand die Plünderung der Stadt erzählte, bemerkte er: die Soldaten waren so wüthend, dass sie einander die Häuser aus den Händen rissen.
*672. Sieben Häuser und keine Schlafstelle.
*673. Sü wern in d'r Zeit ke Häuser eiresse. (Meiningen.)
Werden nicht viel umgestalten, die Welt nicht eben machen.
*674. Tei dat Hus up'n Balken. (Westf.)
Auf den Balken heisst auf den Hausboden. Als Scherz oder Spott zu jemand, um zu sagen, dass es in seiner Abwesenheit sicher sei.
*675. Um ein Haus weiter.
*676. Ut'n Huse slugteren. – Eichwald, 878.
*677. Von einem hauss zu dem andern herumb stürtzen, wie die stotzeten Hund. – Aventin, CLXXXVb.
»Als das gemeine Sprichwort ist.«
*678. Von Haus aus. – Nefflen, 468.
Von Aeltern, von der Erziehung her.
*679. Von Haus aus Koch, will er Maler werden noch. (Poln.)
*680. Von Haus und Hof vertreiben. – Eiselein, 286.
Lat.: De possessione dejicere. (Eiselein, 286.)
*681. Von Haus zu Haus. – Eiselein, 286.
Lat.: E domo in domum. (Eiselein, 286.)
*682. Vor Häusern das Land nicht sehen können.
*683. Wann er recht ins hauss sihet, so werden die kelber blindt (desshalb schielt er). – Franck, II, 110b; Eyering, II, 437; Eiselein, 358; Körte, 2687b.
In Westfalen: War herecht inth huss suyt, dar werden die kalver blindt. (Tappius, 177a.)
*684. Weil sie kein Haus hat, kauft sie aus Bekümmerniss darüber einen Besen und ein wenig Oel. – Burckhardt, 203.
Von denen, die sich mit Hoffnungen trösten, wenn ihnen wirkliche Güter abgehen.
*685. Weil sie kein Haus hatte, machte sie aus dem Loche, in dem sie wohnte, einen Miethstall. – Burckhardt, 211.
Von dem lächerlichen Beginnen armer Leute, die Grossen und Reichen nachzuahmen, sich reich zu stellen.
*686. Zu Haus ist er der Klügste.
Lat.: Atticus in portu. (Philippi, I, 47.)
687. Alte Häuser haben selten neue Fenster, sagte der Doctor, als eine alte Frau über blöde Augen klagte. – Harssdörffer, 2690.
688. Auf Haus reimt Saus und Braus, weil sich auf beide reimt: hinaus.
689. Das Haus ist schlecht bestellt, darin der Herr fehlt.
690. Das Haus ist übel bestellt, wo des Alters Weisheit fehlt.
It.: Povera quella ca(= casa), chi di vecchio non sa. (Giani, 1703.)
691. Das hauss in glück zunemmen wirt, welches ein fromb hausshalter regiert. – Loci comm., 147.
Lat.: Gaudeat illa domus, quando bonus est sibi promus. (Loci comm., 147.)
692. Das ist ein glücklich Haus, aus dem kommt altväterische Luft heraus.
693. Das macht nix, wenn das Haus nur frühzeitig wieder geöffnet wird, sagte der junge Mann, als der Herr, der ihn in Dienst nehmen wollte, bemerkte, dass es pünktlich um zehn Uhr geschlossen werde.
694. Dies Haus ist gelegen in Gottes Hand, beim Hechten ist es zubenannt. – Herbert, 48.
Inschrift eines prager Hauses.
695. Dies Haus stand sonst in Gottes Hand, da ist es aber abgebrannt; nun ist es wieder aufgebaut und Sanct Florian anvertraut. (Wien.) – Weininger, 168.
696. Dieses Haus hab' ich gebaut; ich bin der Mann, der Gott vertraut; wenn dieser nur will bei mir sein, trag' ich die Last der Gilt allein. (Grosshasloch bei Ansbach.) – Weininger, 169.
697. Dieses Haus hab' ich gebaut nach meinem Sinn; dem es nicht gefällt, der geh' nur hin.
Inschrift eines Hauses in Langmoos bei Botzen.
698. Dieses Haus steht in Gotteshand, 1799 wurden die Schindeln gewandt. Wird mir Gott das Herz erwecken und der Schwager das Geld vorstrecken, so lass' ich's auch mit Ziegeln decken.
Inschrift an einem Hause in der sächsischen Stadt Berggiesshübel; das Haus trägt noch sein Schindeldach.
699. Ein grosses Haus und nichts dahinter als ein Häuflein kleine Kinder. (Komnitz.)
700. Ein Haus, das Vorrath genug enthält, hat eine Mahlzeit bald bestellt.
It.: Se la casa è piena, presto si fa da cena. (Giani, 323.)
701. Ein Haus ist kein Segen, wenn Zank die Glieder trennt.
Lat.: Domesticorum inimicitiae gravissimae. (Sailer, Sprüche, 194.)
702. Ein Haus ohne Mann ist wie ein Haus ohne First.
703. Ein Haus und treues Weib zu haben, geht über alle andern Gaben.
It.: La casa e la sposa si godon più d' ogni altra cosa. (Giani, 318.)
704. Ein jeder soll vor seinem Hause fegen, dann wird es rein auf allen Wegen.
It.: Se ognuno spazzasse da casa sua, tutta la città sarebbe netta. (Giani, 1579.)
[1413] 705. Ein rauchig oder dempffig hauss, darzu ein böses weib vorauss, soltu weit fliehen allezeit, sonst wird es dir mit schaden leidt.
Lat.: A fumo stillante domo et nequam muliere te remoue, quia sunt quae possunt ualde nocere. (Loci comm., 130.)
706. Ein schönes Haus auf meinem Wall, ein schönes Rind in meinem Stall, ein schönes Weib in meinem Bett, das sind drei Stück, die ich gern hätt'. – Weininger, 168.
Inschrift zu Winden bei Lautershausen in Mittelfranken.
707. Es ist ein nahrhaft Haus, in dem ein Teller mehrmal gefüllt wird.
708. Es neu's Hûs, 's muess bald ei's druss.
Das Sprichwort beruht auf einem alten Volksglauben; im Frickthal heisst es: Wenn der Neubau halten soll, muss er ein Opfer haben. (Vgl. Rochholz, Der Glaube, II, 93.)
709. Es steht übel um ein Haus, wo Soldat und Mönch geht ein und aus.
It.: Grama quella ca' (casa), dove soldato o prete va. (Giani, 322.)
Die Russen: Wer einen Palast hat, muss den Kaiser beherbergen, und wenn nicht den Kaiser, so doch des Kaisers Leute. (Altmann VI, 411.)
711. Grosse Häuser, grob Vnfall. – Mathesy, Syrach, 54a.
712. Hat ein (Sind im) Haus verliebte Leut (Maid), schützt ein Schloss zu keiner Zeit.
713. Im Hauss muss die Frau kuschen, sonst bekomt sie Huschen. – Callenbach, 57.
714. Im Hause eines Mohren soll man nicht arabisch reden. – Gryphius, 45.
Vor Ungelehrten nicht Latein.
715. In dem Haus habens gesunde Betten, stirbt keiner raus. (Rott-Thal.)
Wird von einem Hause gesagt, in dem die Dienstboten nicht lange bleiben.
716. In goldenen Häusern gibt's oft bleierne Stunden. – Eichsfelder Volksblätter, 1879, S. 175.
Altdeutsches Sprichwort.
717. In meinem Haus, sagte die Katze, duld' ich keine Maus.
Die Russen: Die Katze sagt: in meinem Haus, das Eichhörnchen: in meinem Wald. (Altmann VI, 404.)
718. In meinem Hause sieht es aus wie im Himmel, wo man weder isst noch trinkt, sagte jener arme Mann, als man ihn fragte, wie es bei ihm stehe.
719. In seinem Hause ist niemand gross, als wer tugendhaft ist.
Dän.: Et haver ingen dyd uden det holdes. (Prov. dan., 132.)
720. Jedes Hus hat sein Wis, jedes Land hat sein Schis. (Lübeck.)
721. Kein Haus (Dach) ohne zerbrochene Ziegel. – Buch der Welt, 1846, S. 661a.
It.: Nulla casa tegola volta.
722. Man findet oft in einem kleinen Hause, was man umsonst gesucht in grosser Kartause.
723. Man gehet offt wider in dass Hauss, da es einem wohlgehet. – Lehmann, 862, 36.
724. Man muss die Häuser nicht anzünden, ehe der Feind ins Dorf kommt.
725. Man soll eher das Haus eines Freundes ganz ausleeren, als an die Thür des Feindes klopfen und bitten. – Pers. Rosenthal, 67.
726. Man soll sein Haus nicht höher (grösser) bauen, als man langen kann.
D.h. als man Mittel besitzt.
Dän.: Big ikke saledes din grund, at du bygger dig selv uden for. (Prov. dan., 97.)
727. Schwätz aus dem Haus nicht alles aus.
728. Sei ein Haus gross oder klein, vor jeder Thüre liegt ein Stein. – B. Auerbach, Landhaus am Rhein, I, 126.
729. To Hûs is 't am Besten, un wenn 't in 'n Schwînkawen wier. – Schlingmann, 697.
[1414] 730. Um ein Haus es traurig steht, wo alles durch die Gurgel geht.
It.: Trista quella ca(casa), che mangia quanto ha. (Giani, 982.)
731. Von Haus aus verkehrt, durch Bücher gelehrt.
It.: Pazzo per natura, savio per iscrittura. (Giani, 1300.)
732. Wenn man ein altes Haus stützen muss, so will es bald einfallen. – Harssdörffer, 618.
733. Was nützt mir ein gross Haus, wenn der Hunger mich jagt heraus.
Wend.: Što mi pomha wulki hród, hdyž je nutřka luty hłód. (Čelakovský, 106.)
734. Wem wohl im Haus, der geht nicht gern heraus. – Devisenbuch, 236.
735. Wenn ein altes Haus brennt, hilft kein Löschen.
Wird auf alte verliebte Leute angewandt.
736. Wenn ein Haus einfallen will, so kracht es zuvor. – Dietrich, I, 550.
737. Wenn noch so wenig im Haus, es findt sich eine Maus.
738. Wer ein Haus bauet, der bau' den Nachbar nicht hinaus.
Er baue so, dass andere nicht darunter leiden.
739. Wer im eignen Hause hat zu schalten, kann das fremde nicht verwalten.
740. Wer sein Haus bauet mit der Armen Schweiss und sein Feld netzt mit der Wittwen und Waisen Thränen, der bleibt nicht lange Herr.
Dän.: Ellers naar man bijgger med de armes sved, og væder det med enkers og faderløses taare, bliver det ei længe hos herren. (Prov. dan., 97.)
741. Wer sein Haus stellt auf die Gassen, muss die Leute reden lassen.
742. Wer sein Haus wohl versorgen will, dass er nicht dürft borgen viel, säe Haberfeld Benedicti, Zwiebelsamen Ambrosii, säe Erbsen auf Gregorii, all Feld gemein Tiburtii, säe Gerstenfeld auf Walpurgi, kauf Butter auf Pancratii, sä Lein, setz Kraut auf Urbani, die Wintersaat sä auf Ruffi. Kauf Unschlitt, Salz Bonifacii, sä Rübsamen, Wicken Kilia ni, Linsen Minoris Jacobi, kauf Käse Vincula Petri, trag Sperber um die Zeit Sixti, fang Wachteln Bartholomäi, sä Korn und Weitz Egidii, schlacht Ochsen feist auf Sanct Galli, mach Würst, iss Gäns auf Martini, brat Kersen, Bieren Nicolai. Kauf Würz, Essig zu rechter Zeit, Stockfisch, Häring, auch nit sey weit, kauf Korn, Holz, Wein, wenn Geld da ist, es thut dir gut in Wintersfrist. Wenn's kalt ist, heiz die Stuben ein, trink Wein nach dem Vermögen dein. – Pflanzbüchlein, Frankfurt 1570 in Schaltjahr, IV, 176.
743. Wer will sein eignes Haus erkennen, blick' auch in seiner Nachbarn Tennen.
744. Will aus deim Haus ein böser Bube weichen, halt ihn nicht auf, lass ihn nur schleichen. – Harssdörffer, 578.
Mit Bezug auf belästigende Blähungen.
745. Wo im Hause fehlt der Herr, ist die Ordnung nicht weit her.
746. Zerstöre nicht eines andern Haus, sonst zerstört man das dein. – Merx, 258.
747. Zu spat mag in sein hauss wol kommen ein mann, des hat er kleinen frommen. – Loci comm., 52.
Lat.: Saepe domum propriam, uir reperire undique clausam.
*748. Dafür bringt man dir's noch ins Haus!
Spottweise Entgegnung, wenn der Preis eines Dinges zu niedrig geschätzt wird.
*749. Das Haus anzünden, um ein paar Eier zu sieden. – Harssdörffer, 2695.
*750. Das Haus ist wie ein Taubenschlag.
Stark besucht.
*751. Das Haus sitzt da, wie wenn's der Wind angeweht hätt'. (Ulm.)
[1415] *752. Das Haus von sieben Füssen.
Haupt (Zeitschrift, III, 219) hält es nicht, wie von andern geschehen ist, für den Sarg, sondern für das Grab.
*753. Der thät mi aus 'm Haus nausfresse(n). (Ulm.)
*754. Die wird uns auch kê Haus ei a Oarsch bauen, sie brengt kê Gesperre nei.
Sagte ein Bauer in der Oberlausitz in Bezug auf eine Gutsbesitzerin, die stets viel tadelte und nie etwas geben wollte.
*755. Du kriegst a (auch) a (ein) Haus, wo da (dir) 's (das) Dåch auf da Nåsen sitzt. (Wien.)
Anspielung auf den Sarg.
*756. Einem das Haus einlaufen (einrennen).
D.h. ihn überlaufen.
*757. Er bawt Häuser in Lufft. – Lehmann, 807, 5.
*758. Er hat Haus und Schmaus, Mittel und Kittel. – Heinmar, II, 41.
Ist wohlhabend, es fehlt ihm nichts.
*759. Er kommt nach Haus wie Nachbars Hund. – Holtei, Eselsfresser, I, 229.
*760. Er verwahrt das Haus wie die Lydier.
Die in dem Rufe standen, nicht irgendwo wegzugehen, ohne etwas mitzunehmen.
Lat.: Lydus ostium claudit. (Erasm., 214; Philippi, I, 232; Franck, II, 20b.)
*761. Erst ein Haus bauen, dann einen Weinberg pflanzen und erst dann ein Weib nehmen. – Löwenheim, 79, 308.
*762. Für den bin ich nicht zu Haus.
Ich will nicht mit ihm in Berührung kommen.
*763. He hört dar to Hûs, wo se de Bottermelk von de Hill haspelt. – Wochenbl. f. Schlesw.- Holst., 50.
Hill ist der Bodenraum unmittelbar über den Stallungen in den Häusern der Landleute.
*764. He hört dar to Hûs, wo se den Slîpstên in 't Ulenlock dreiht. – Wochenbl. f. Schlesw.- Holst., 49.
*765. Sein Haus mit dem Rücken ansehen.
Es verloren haben, wegen Schulden daraus vertrieben sein.
*766. Zu Hause werden sie ihn (sie) wol kennen. (Böhmen.)
So antwortet man, wenn man um eine Person gefragt wird, die man selbst nicht kennt.
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