Adersbacher Felsenwald

Adersbacher Felsenwald

[25] Adersbacher Felsenwald heißen die wunderbar geformten Felsengruppen, die gleichsam einen Wald von Steinen bilden, noch mehr aber den Trümmern einer Stadt gleichen, bei dem Dorfe Niederadersbach am Fuße des Riesengebirges in Böhmen.

Beinahe jede einzelne Gruppe führt nach ihrer Gestalt einen eigenen Namen; so findet man unter Andern einen Zwergenstein, eine spanische Wand, einen Großvaterstuhl und einen Zuckerhut, der hier seiner besondern Merkwürdigkeit wegen abgebildet ist. Er hat die Gestalt eines umgekehrten Kegels, ist etwa 108 Fuß hoch; oben gegen 30 Fuß, unten nur etwa 9 Fuß breit. Bei längerer Betrachtung scheint er sich bald auf diese, bald auf jene Seite zu neigen und umstürzen zu wollen. Nicht weit vom Zuckerhut, an dem der Hauptweg des Steinwaldes vorbeiführt, wenn man an dem Schornstein, der Urne, Vase, der Kanzel, den Pauken, den Orgelpfeifen u.s.w. vorbeigekommen ist, tritt man durch eine hölzerne Thüre in die Felsenstadt, welche von der Natur großartig und wunderbar geformte Gassen, kleine und große Plätze, Thürme, Häuser, Pyramiden, Brücken, Säulen und Statuen hat. Eine klare Quelle, die einen Wasserfall bildet, und die Trümmer der zerstörten Burg Althaus, die auf dem höchsten Punkte von Adersbach liegen, verschönern diese sonst öde Felsengegend, über deren Entstehung sehr verschiedene Ansichten herrschen. Einige nehmen an, die Felsen seien Überreste eines vor Jahrhunderten zusammenhängenden Sandsteingebirges, welches durch Thau und Regen allmälig ausgewaschen und durch den Frost gesprengt worden sei; Andere dagegen meinen, daß sie durch den Ausbruch eines unterirdischen Vulkans als Trümmer der Steinrinde des Kraters aus der Tiefe emporgehoben worden seien.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 25.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika