Affe

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Affe

[28] Affe nennt man jedes Thier, welches aufrecht gehen kann, ein plattes Gesicht hat, und dessen Hände, Finger, Nägel und Zähne denen der Menschen mehr oder weniger gleichen.

Von jeher hat man die Affen als die dem Menschen ähnlichsten Thiere betrachtet, doch sind sie von ihm vielfach verschieden; sie haben dünne, schmale Hüften, keine Waten und statt der Füße Hände; ihr aufrechter Gang ist nicht natürlich, auch ist ihr Schädel abweichend von dem des Menschen gebildet und der Bau ihrer Stimmröhre macht es ihnen unmöglich sprechen zu lernen. Dagegen haben sie, wie der Mensch, die Augen nach vorn gerichtet, auch ist ihr innerer Bau und namentlich ihre Brust der menschlichen Bildung sehr ähnlich. Wegen ihrer vier Hände heißen sie Vierhänder und machen als solche ein besonderes Geschlecht der Säugethiere mit 62 Abarten aus. Sie sind im Allgemeinen überaus gewandt, wissen besonders ihre Hände gut zu gebrauchen, können vermöge ihrer Muskelkraft sehr weit springen und namentlich mittels ihres Schwanzes, der bei einigen Arten sehr lang ist, sich schwebend erhalten. Diejenigen Arten, denen der Schwanz fehlt, haben lange Arme und statt der Nägel gewöhnlich Krallen. Die geschwänzten Affen gebrauchen [28] ihren Schwanz beim Sitzen als Kissen, während die ungeschwänzten am Gefäß hochrothe oder blaue Schwielen haben. Im Allgemeinen sind die Affen sehr lebhaft und muthwillig, so lange sie jung sind, gelehrig, im Alter aber boshaft, wild und unbändig. Erfahrene Beleidigungen vergessen sie fast nie. Die Mütter lieben ihre Jungen mit großer Zärtlichkeit und sollen sie öfters sogar aus Liebe todtdrücken, weshalb man auch übertriebene Liebe der Ältern zu ihren Kindern Affenliebe nennt. Sie schleppen sie überall mit sich herum und gewähren ihnen Alles, so lange sie noch nicht sich selbst zu ernähren vermögen. Neugierde und Nachahmungssucht ist ihnen eigenthümlich. Geschickt wissen sie sich mittels ihrer Hände und Zähne, sowie mit Steinen und Stöcken zu vertheidigen und wagen es oft sogar einzelne Menschen anzugreifen. Ihre größten Feinde sind, nächst den Menschen und einigen wilden Thieren, die Schlangen, weil sie ihnen auch auf den Bäumen nachsetzen.

Die Affen leben sowol in der alten als neuen Welt, einheimisch sind sie in Amerika, Afrika, Asien und auf den Inseln des indischen Archipels; am liebsten halten sie sich in den Gegenden auf, welche nicht hoch über die Meeresfläche sich erheben, sehr heiß, aber waldig sind. In Europa finden sie sich nur auf den Felsen Gibraltars. Die Affen der alten Welt unterscheiden sich von denen der neuen durch ihre Nase, welche, wie bei dem Menschen, nur eine dünne Scheidewand und nach unten oder nach vorn geöffnete Nasenlöcher hat, während bei jenen die Nasenlöcher durch eine breite Scheidewand getrennt sind. Außerdem haben die Affen der alten Welt meistens Backentaschen, d.h. eine Verdoppelung der innern Backenhaut, welche sie zur Aufbewahrung der Nahrung benutzen. Nur wenige Affenarten leben paarweise; meist findet man sie in Haufen, welche das älteste Männchen anführt. Wegen ihrer Geschicklichkeit in Verrichtung mancher Dienste werden sie oft gefangen und auch in der Wildniß weiß man ihre Nachahmungssucht zum Abnehmen der Früchte und dergl. zu nutzen.

Der bekannteste unter den Affen der alten Welt ist der Orang-Utang oder Waldmensch, der im jüngern Alter mit dem Menschen die größte Ähnlichkeit haben soll. Ihm sehr ähnlich, und deshalb häufig mit ihm verwechselt, ist der starke und kühne Schimpansen auf der Congoküste, der sich besonders durch schwarzes, wolliges Haar auszeichnet. Außer diesen sind zu erwähnen die sogenannten langarmigen Affen auf Sumatra, wo sie oft durch ihr furchtbares Geschrei den Einwohnern lästig werden; die Meerkatzen mit langen Schwänzen, worunter eine Art wegen ihrer menschenähnlichen Nase sich auszeichnet; der gemeine Affe und die Paviane. Zu den letztern gehört auch der Hundskopfaffe, ein wildes, boshaftes Thier mit hundeähnlichem Kopfe, dessen eine Art die Ägypter verehrten und öfters einbalsamirten, sowie der Mandril mit blauen Backen, den man häufig in Menagerien findet. Unter den Affen der neuen Welt verdient besondere Erwähnung [29] der rothe Brüllaffe mit schwarzem Gesichte, der in Südamerika heimisch ist und die Größe eines Fuchses hat, sowie die öfters nach Europa gebrachten kleinen Affen, Saschus-, Sapaschus-, Uistiti-, Eichhorn- und Wieseläffchen, welche meist von brauner Farbe sind und eine zarte, quikende, fast vogelartige Stimme haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 28-30.
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