Aragonien

[105] Aragonĭen, jetzt eine Provinz der span. Monarchie von mehr denn 600 ! M. mit 856,000 Einw., ehemals ein unabhängiges Königreich, mit welchem seit 1319 auch die Provinzen Valencia, Mallorca und Catalonien verbunden waren, wird nördl. von den Pyrenäen, deren höchste Gipfel, der Pic du Midi und Mont Perdu, sich hier erheben, westl. und südl. von der Hochebene Castiliens begrenzt und bildet größtentheils ein Gebirgsland, das von dem Ebro in einem schönen Thale durchzogen wird. Das Klima ist gemäßigter als in den übrigen Provinzen Spaniens; im Winter sind die Gebirge mit Schnee bedeckt, aber häufig suchen [105] starke Stürme das Land heim. Außer dem Ebro wird A. durch den Gallego, Cinca, Xiloca u.s.w., die sich in jenen ergießen, und durch den Turia, welcher den Alhambra aufnimmt, bewässert; höchst merkwürdig ist der Kaiserkanal, den Karl V. anlegte und der sich von Tudela in Navarra bis Saragossa, wo er in den Ebro mündet, erstreckt. Die vornehmsten Erzeugnisse des Landes sind: Getreide, Hanf und Flachs, Färbepflanzen, Wein, Öl im Süden der Provinz, Schafe und Schweine; auch ist es nicht arm an verschiedenen Metallen, aber der Bergbau wird schlecht betrieben, wie denn überhaupt die Industrie noch sehr daniederliegt. Ist der Spanier im Allgemeinen stolz, so ist es ganz besonders der Aragonier, der in frühern Zeiten sehr große Vorrechte genoß und den Königen, gegen deren Bedrückungen A. mehrmals in Kampf trat, mit den Worten huldigte: »Wir, die wir so viel gelten, als ihr, wir machen Euch zu unserm Könige und Herrn unter der Bedingung, daß Ihr uns unsre Rechte und Freiheiten, ungekränkt lasset, und anders nicht.« A. zerfällt gegenwärtig in drei Bezirke: Huesca, Saragossa und Teruel. Die Hauptstadt der ganzen Provinz ist Saragossa; außerdem sind als die merkwürdigsten Orte zu erwähnen: die Handelsstadt Calatayud am Xiloca mit 9000 Einw.; Huesca mit 8000 Einw. und einer Citadelle, der Sitz eines Bischofs und einer Universität; Ainsa, ein Flecken, einst die Residenz der aragon. Könige; Teruel mit 10,000 Einw. und bedeutendem Wollhandel, ebenfalls der Sitz eines Bischofs, und Otos Negros, wo die ergiebigsten span. Eisenbergwerke sind.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 105-106.
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