[220] Benjowski (Moritz Aug., Graf von), ein wegen seiner außerordentlichen Schicksale, seiner Unverzagtheit im Unglück und seines rastlosen Unternehmungsgeistes merkwürdiger Mann, geb. 1741 zu Werbowa in der ungar. Gespanschaft Neutra, begann seine militairische Laufbahn als östr. Lieutenant während des siebenjährigen Kriegs, ging aber 1758 auf Einladung eines alten Verwandten nach Lithauen, der ihn zu seinem Erben einsetzte. Zwistigkeiten mit seiner Familie über den Nachlaß seines unterdessen in Ungarn verstorbenen Vaters, welcher östr. General war, und sein thatenlustiger Charakter bestimmten ihn, nach Danzig zu gehen, um sich dem Seewesen zu widmen. Er machte von da aus mehre Reisen nach Hamburg, Amsterdam und England und wollte 1767 nach Ostindien schiffen, als er dringend aufgefodert ward, sich der damals in Polen gegen die Russen gebildeten Conföderation anzuschließen. Nach Polen zurückgekehrt, ward er zum Commandanten der Reiterei und Generalquartiermeister ernannt und zeichnete sich mehrmals gegen die Russen aus, von denen er aber 1769 gefangen und wegen eines Versuches zur Flucht nach Kamtschatka verwiesen wurde. Mit mehren Verurtheilten zu Ochozk nach seinem Verbannungsorte eingeschifft, rettete er unterwegs durch seine Kenntniß vom Seewesen das Schiff und fand deshalb, sowie seiner Kenntnisse und Brauchbarkeit wegen beim Statthalter von Kamtschatka eine sehr gute Aufnahme. Derselbe gebrauchte ihn als Lehrer seiner Kinder, wirkte endlich seine Begnadigung aus und verlobte ihn mit seiner eignen Tochter Aphanasia, welche ihm mit der zärtlichsten Liebe ergeben war und es auch blieb, als sie später erfuhr, daß B. verheirathet sei. Dieser hatte längst an einem Plane zur Flucht für sich und etwa 60 zu diesem Zwecke verschworener Verwiesener gearbeitet, der aber kurz vor der Ausführung entdeckt wurde. Aphanasia warnte den Geliebten, der nun Gewalt brauchte, die gegen ihn abgeschickten Soldaten mit seinen Genossen zurücktrieb, sich der Festung bemeisterte, wobei der Gouverneur das Leben verlor und dann auf einem bestmöglichst ausgerüsteten Schiffe, von Aphanasia begleitet, im Mai 1771 Kamtschatka mit mehr als 90 Personen verließ. Aphanasia starb unterwegs, B. aber gelangte nach Überstehung vieler Abenteuer nach Frankreich, wo man ihm die Gründung [220] einer Niederlassung auf der Insel Madagaskar übertrug. Dies schwierige Geschäft suchte er gewissenhaft auszuführen und erwarb sich dabei die Zuneigung der Bewohner der Insel in solchem Grade, daß ihn mehre Stämme derselben zu ihrem Oberhaupte wählten. Einige Zeit darauf kehrte er nach Europa zurück, um Handelsverbindungen anzuknüpfen und sich einen mächtigen Bundesgenossen zu erwerben, fand aber in Frankreich keine gute Aufnahme. Besser glückte es ihm in England und Amerika; Privatleute und namentlich ein Handelshaus in Baltimore gingen auf seine Vorschläge ein und seine kranke Gattin in Amerika zurücklassend, segelte er 1785 wieder nach Madagaskar. Hier gerieth er aber in Feindseligkeiten mit den Franzosen, welche von Isle de France Truppen gegen ihn abschickten, und wurde am 23. Mai 1786 in einem Gefecht mit denselben erschossen. Seine Schicksale, die er zum Theil selbst ausführlich beschrieben, hat Kotzebue zu einem Schauspiele benutzt.