Bonaparte [3]

[292] Bonaparte (Marie Françoise Josephine), Kaiserin der Franzosen, geb. 1763 in Westindien zu St.-Pierre auf Martinique, war die Tochter eines begüterten Edelmanns, Tascher de la Pagerie. Frühzeitig mit dem Vicomte Alexander de Beauharnais (s.d.) vermählt, kam sie mit ihm nach Frankreich, wo ihr Gemahl 1794 guillotinirt, auch sie selbst eingekerkert wurde, nach Robespierre's Sturze aber ihre Freiheit wiedererhielt. Die junge Witwe, mehr ausgezeichnet durch ungewöhnliche Anmuth als durch Schönheit, fand mit ihren Kindern, einem Sohne, Eugen Beauharnais (s.d.) und einer Tochter, Hortensia, später Gemahlin von Ludw. Bonaparte (s.d.), einen angeblich nicht uneigennützigen Beschützer an Barras (s.d.). Durch ihn wurde sie mit dem damaligen General Napoleon Bonaparte bekannt, der sich am 8. März 1796 mit ihr vermählte und dem sie mit der ganzen Innigkeit ihres edlen Herzens ergeben war. Sie folgte ihm zunächst nach Italien und wurde endlich am 2. Dec. 1804 zur Kaiserin der Franzosen gekrönt. Ihre Sanftmuth und Hingebung erwarben ihr auf ihren Gemahl großen Einfluß, den sie aber stets zu menschenfreundlichen Absichten, vorzüglich zur Milderung seines Zornes anwandte von dem sie mitunter selbst empfindlich zu leiden hatte. Sogar der Ausgewanderten nahm sich ihre unbegrenzte Wohlthätigkeit nachdrücklich an und ihre Handlungen versöhnten dem Kaiser manches Gemüth, was er eines Tages mit den Worten anerkannte: »Wenn ich Schlachten gewinne, erobern Sie Herzen.« Aber der Kaiser Napoleon wünschte sehnlich einen Thronerben zu besitzen und beschloß deshalb im Dec. 1809 [292] die Trennung seiner kinderlosen Ehe mit Josephinen, die sich während derselben den rühmlichen Beinamen seines Schutzgeistes erworben hatte. Mit Würde verließ Josephine den Thron, welchen die Erzherzogin Marie Luise nach ihr einnahm und lebte unter dem Titel verwitwete Kaiserin. Königin, geachtet vom In- und Auslande, als Freundin der Künste und der Botanik in anspruchsloser Zurückgezogenheit auf ihrem Lustschlosse Malmaison. Als Napoleon's Sturz Europas größte Herrscher in Paris vereinigte, ehrten sie Josephinen durch ihre Besuche, allein sie überlebte ihres ehemaligen Gatten Unglück nicht lange und starb am 30. Mai 1814 an den Folgen einer Erkältung, die sie sich in ihrem Garten während eines Spaziergangs mit dem Kaiser Alexander zugezogen hatte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 292-293.
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