[393] Cellini (Benvenuto), ein geschickter Stempelschneider, Bildhauer und ausgezeichneter Goldschmied, geb. 1500 zu Florenz, wo sein Vater im Dienste der Medici stand und durchaus einen großen Musikus aus ihm machen wollte.
C. blies auch bei festlichen Musiken schon in zartem Alter die Flöte, wobei ihn ein Diener auf dem Arme trug, fand aber so wenig Gefallen daran, daß er im 15. Jahre sich wider seines Vaters Willen zu einem Goldschmied begab und durch fleißige Ausbildung seines künstlerischen Talents nach antiken Mustern, der größte Meister seiner Zeit in diesem Fache wurde. Er arbeitete stets nach eignen Zeichnungen und Modellen, und wurde vorzüglich von Päpsten, Cardinälen u.a. fürstlichen Personen in Italien beschäftigt, deren viele seine großen Gönner waren und ihm oft durchhalfen, wenn ihn seine unbeugsame biedere Gradheit, manchmal aber auch übel angebrachter Trotz und Widerwille gegen jede Abhängigkeit, in Unannehmlichkeiten und gefährliche Händel verwickelten, die jedoch den Feinden des kühnen C. oft das Leben kosteten. Als Rom 1527 von dem Heere Kaiser Karl V. belagert wurde, nahm C. an der Vertheidigung Theil und behauptete, den beim Sturme der Stadt gebliebenen kais. Feldherrn Karl, Herzog von Bourbon, gewöhnlich der Connetable Bourbon genannt, erschossen zu haben. Mit den päpstlichen Soldaten in der Engelsburg von den Kaiserlichen belagert, bediente C. hier fünf Geschütze mit großer Geschicklichkeit und behauptete, damit auch den vor dieser Veste gefallenen Prinzen von Oranien getödtet zu haben. Als er unter Papst Paul III. fälschlich der Entwendung [393] päpstlicher Juwelen beschuldigt und in dieselbe Veste eingesperrt worden war, entkam C., indem er sich nach Erbrechung der Thüren an zerschnittenen leinenen Tüchern vom Dache derselben herabließ, brach aber beim Klettern über eine äußere Mauer den Fuß. Zwar fand er auf kurze Zeit Schutz im Hause eines ihm günstigen Cardinals, kam aber später wieder in die Gewalt des Papstes und erhielt nur auf dringende Verwendung König Franz I. von Frankreich 1540 die Freiheit. Dieser hatte ihn bei einer frühern kurzen Anwesenheit in Frankreich liebgewonnen, berief ihn jetzt zu sich und übertrug ihm mehre große Arbeiten, bei denen C. auch einige deutsche Gesellen halfen, die er als seine besten Arbeiter rühmt. Da er jedoch verschmähte, der den König beherrschenden Herzogin d'Etampes den Hof zu machen, bewogen ihn die daraus erwachsenden Widerwärtigkeiten, nach Florenz zurückzukehren, wo er an Herzog Cosmus Medici einen neuen Gönner fand. Hier führte er mehre Werke in Metall und Marmor aus, und sein Perseus mit dem Medusenhaupte in Erz ziert noch den dortigen Marktplatz; auch schrieb er, außer einigen Abhandlungen über seine Kunst, die mannichfach anziehende Geschichte seines abenteuerlichen Lebens, welche durch Göthe ins Deutsche übersetzt worden ist, und verschied in Florenz im J. 1570.