Cervantes Saavedra

Cervantes Saavedra

[397] Cervantes Saavedra (Miguel de), einer der berühmtesten span. Dichter, der Verfasser des, »Don Quixote«, geb. 1547 zu Alcala de Henares von unbegüterten Ältern, mit denen er in früher Jugend nach Madrid kam und hier eine Art von gelehrter Erziehung erhielt.

Seine überwiegende Neigung zur Dichtkunst ließ ihn jedoch nicht zu dem Entschlusse kommen, ein sogenanntes Brotstudium zu ergreifen, sondern er dichtete Romanzen, Sonette und schrieb auch einen nicht ungünstig aufgenommenen Schäferroman »Filena«, bis er im 22. Jahre sich ohne Mittel zu seinem Fortkommen im Vaterlande sah und nach Italien wendete. Hier bekleidete er kurze Zeit eine untergeordnete Stelle im Hause eines Cardinals, nahm 1570 unter dem päpstlichen Feldherrn Colonna Dienste gegen die Türken und Barbaresken und focht 1572 mit Auszeichnung in der Seeschlacht bei Lepanto, wo er aber den linken Arm einbüßte. Nachdem C. noch einige Jahre bei der span. Besatzung von Neapel gestanden, wollte er sich 1575 zur See nach Spanien begeben, wurde aber unterwegs von Seeräubern gefangen genommen und in Algier als Sklave verkauft. Erst 1581 wurde er ausgelöst und kehrte nun nach Spanien zurück, wo er sich der Dichtkunst wieder ganz zuwendete, auch die abenteuerlichen Schicksale seiner Sklaverei in der Novelle »Der Gefangene« erzählt haben soll. C. verheirathete sich 1584, und schrieb nun vorzüglich für das Theater, konnte aber gegen Lope de Vega (s.d.) nicht aufkommen, daher er unmuthig der Schriftstellerei wieder entsagte und bis zu des argwöhnischen Königs Philipp II. Tode (1598) von einem geringen Amte in Sevilla spärlich lebte. Als jetzt eine freiere geistige Bewegung in Spanien begann, trat C. endlich 1606 mit dem ersten Bande des »Don Quixote«, seines Meisterwerks, hervor, das als Muster des komischen Romans noch unübertroffen ist, und mit welchem er den Geschmack und die Denkungsart seiner Landsleute von der [397] falschen Richtung, welche sie durch die abenteuerlichen Ritterromane damaliger Zeit erhalten hatten, zurückführen wollte. Erst nach einiger Zeit fand »Don Quixote« den verdienten enthusiastischen Beifall, weckte aber nun auch Neid und Misgunst, welche dem Dichter durch Aufstechen von angeblich darin enthaltenen gehässigen Anspielungen zu schaden suchten. So laut daher auf der einen Seite C.'s Verdienst anerkannt wurde, so wenig Vortheil zog dieser davon, und obgleich er an dem Grafen Lemos einen Gönner gefunden, sah er sich doch genöthigt, abermals für das Theater zu schreiben. Erst 1615 vollendete er seinen »Don Quixote«, womit er die Reihe der bei seinen Lebzeiten erschienenen Schriften schloß, indem er arm, wie er immer gewesen, 1616 zu Madrid verschied und so unscheinbar begraben wurde, daß Niemand seine Ruhestätte kennt. Nach C.'s Tode erschien noch der fertig hinterlassene Roman »Persiles und Sigismunde«, und erst 1833 befahl König Ferdinand VII., daß C.'s Büste an dem Hause zu Madrid aufgestellt werden sollte, welches jetzt den Platz des ehemals von dem großen Dichter bewohnten einnimmt, dessen »Don Quixote« in Deutschland vorzüglich durch die Übersetzung von L. Tieck (4 Bde., 3. Aufl., Berl. 1831),, und Soltau (4 Bde., 2. Aufl., Leipz. 1825) allgemeine Verbreitung gefunden hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 397-398.
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