Sigismund [1]

[192] Sigismund, deutscher Kaiser 1411–37, der zweite Sohn Kaiser Karl IV., wurde 1368 geboren. Als sein älterer Bruder Wenzel 1378 seinem Vater als deutscher König folgte, ertheilte ihm derselbe das Markgrafenthum Brandenburg, und 1382 ernannte ihn Ludwig der Große, König von Polen und Ungarn, zu seinem Nachfolger, indem er ihm die Hand seiner Tochter Maria zusagte. Als jedoch Ludwig 1383 starb, wählten die Polen Maria's Schwester Hedwig zur Königin, und in Ungarn riß 1385 Karl von Durazzo die Herrschaft an sich. Zwar wurde dieser schon im folgenden Jahre ermordet, nun aber nahm der Ban von Kroatien Maria gefangen und ließ ihre Mutter Elisabeth ertränken. S. befreite Maria, ließ sich 1387 zum König von Ungarn krönen, und vermählte sich im folgenden Jahre mit Maria. Durch die aufrührerischen Woiwoden der Walachei kam er in Krieg mit der Türkei, und mußte Brandenburg an seine Vettern Jobst und Prokop von Mähren verpfänden. Er wurde bei Nikopolis 1392 geschlagen, floh nach Griechenland und fand bei seiner Rückkehr seine Gemahlin nicht mehr am Leben und seine Unterthanen in schwieriger Stimmung. Im J. 1401 nahmen ihn die Aufrührer gefangen und Wladislaw, der Sohn Karl's von Neapel, wurde als König von Ungarn anerkannt. S. entwich jedoch nach Böhmen, sammelte hier ein Heer und bewältigte mit demselben die Ungarn. Nachdem 1400. S.'s Bruder Wenzel der deutschen Königswürde entsetzt und dessen Nachfolger Ruprecht von der Pfalz 1410 gestorben war, wurde S. 1411 zum deutschen Könige erwählt, doch behielt Wenzel bis zu seinem 1419 erfolgten Tode den Kaisertitel. S. hatte mit der Schweiz und Venedig zu kämpfen und kam erst 1414 nach Deutschland, wurde zu Aachen gekrönt und berief alsbald das Concilium zu Konstanz, auf welchem Huß und Hieronymus von Prag verbrannt wurden, obgleich ihnen S. freies Geleit zugesichert hatte. Dem hieraus folgenden Hussitenkriege vermochte S. keine Grenze zu setzen, bis es 1436 zu einem Vergleich kam. (S. Hussiten.) Schon 1417 hatte S. das Markgrafthum Brandenburg an Friedrich von Hohenzollern verkauft und 1423 Friedrich den Streitbaren, Markgrafen von Meißen, mit dem Herzogthum Sachsen und der Kurwürde beliehen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 192.
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