Cid

Cid

[431] Cid und Campeador, Herr und Held ohne Gleichen, sind volksthümliche Beinamen des hier nach dem Tode abgebildeten Don Rodrigo Diaz, Grafen von Bivar, geb. 1026, jenes an Tapferkeit und Rittertugend ausgezeichnetsten span. Helden, dessen Thaten zahllose Romanzen feiern.

Am Hofe Königs Ferdinand I. von Castilien erzogen, mußte er seinen im Zweikampf überwundenen greifen Vater schon als Jüngling an einem misgünstigen Höflinge rächen. Er tödtete aber dabei in demselben zugleich den Vater seiner geliebten Ximene, die nun von Pflichtgefühl getrieben beim Könige den Wiedergeliebten anklagte, der im Kampfe mit den in Castilien eingefallenen Mauren Zerstreuung und Linderung seines Kummers suchte. Hier erhielt er vom Feinde den ruhmvollen Beinamen des Cid, und bald konnte der 20jährige Held fünf überwundene und gefangene maurische Fürsten an Ferdinand I. abschicken, der ihm dafür verzieh und mit der Geliebten verband, und den Siegen des C. verdankte er die Provinzen, welche Castilien unter seiner Regierung erwarb, sowie den Beinamen des Großen. Da er bei seinem Tode sein Reich unter seine drei Söhne theilte und die Brüder sich darüber bekriegten, focht der C. siegreich für König Sancho von Castilien, der ihn zum Campeador des ganzen Heers ernannte, und nachdem dieser durch Meuchelmord gefallen war, widmete er dessen Nachfolger und Bruder Alfons seine wichtigen Dienste mit gleicher Treue und gleichem Erfolge, mußte aber dennoch mehrmals erfahren, daß neidische Einflüsterungen mächtiger waren als seine Großthaten und diese ihm das beständige Vertrauen des Königs nicht sicherten. Er tröstete sich darüber im Kreise seiner Familie, und da sein Ruhm stets Kampflustige ihm zuführte, hörte er nicht auf, mit einem für sich allein gebildeten Heere die Ungläubigen zu befehden, und obgleich Alfons ihn seines Vermögens beraubte, vergaß er nicht, als gewissenhafter Lehensmann demselben stets den gebührenden Antheil von der gemachten Beute zu übersenden. Die glänzenden Erfolge der Waffen und das makellose Benehmen des C. brachten endlich den König Alfons zu der Einsicht, daß ihm dieser eine Ritter bessere Dienste leiste als alle [431] seine Höflinge; er entzog ihm daher seine Gunst fortan nie wieder und schützte ihn kräftig gegen seine Neider und Feinde. Die Eroberung von Murviedro im J. 1095 war die letzte Waffenthat des C., der 1099 in Valencia verschied. Als kurz darauf diese Stadt von den Mauren angegriffen wurde, soll man den in die wohlbekannte Rüstung gekleideten Leichnam auf des Verblichenen Streitroß Babieça gesetzt, ihm das Schwert in der Hand befestigt und ihn so den Mauren entgegengeführt haben, die alsbald vor dem Anblick des vermeintlich Lebenden die Flucht nahmen. Die Witwe des C. führte hierauf die Leiche des Helden nach Castilien, wo er zwei Stunden von Burgos im Kloster San-Pedro de Cardenna beigesetzt, sowie im Klosterhofe sein Streitroß begraben wurde. Da Vieles in der Lebensgeschichte des C. auf dichterischen Überlieferungen beruht, so bleibt ihre historische Gewißheit zweifelhaft. Die meisten der seinen Ruhm feiernden Romanzen sind von Herder in seinem »Cid« (Tüb. 1806) ins Deutsche übersetzt worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 431-432.
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