Dämonen

[500] Dämōnen, ein griech. Ausdruck, wurde ursprünglich von den Göttern der alten Griechen gebraucht, daher bei den ältesten Schriftstellern derselben dämonisch oft gleichbedeutend mit göttlich ist. Später dachte man sich unter Dämonen gewisse Geister, welche gleichsam die Vermittler zwischen den Menschen und Göttern machten, den Priestern die von ihnen zu verkündenden Weissagungen zuflüsterten, den Göttern die Bitten und Opfer ihrer Verehrer zutrügen, und verband endlich damit die Idee der Schutzgeister, bei den Römern Genien (s.d.) genannt, von denen jeglichem Menschen einer zugeeignet sein sollte. Indessen blieb man dabei noch nicht stehen, sondern erfand ein ordentliches System der Dämonen, die Dämonologie oder Dämonenlehre, und suchte nach dem Grade ihrer Vollkommenheit und dem Maßstabe ihrer wunderbaren angeblichen Verrichtungen, Wesen in bestimmte Classen, z.B. in gute und böse Geister, Agathodämonen und Kakodämonen, zu unterscheiden, die nur Geschöpfe der menschlichen Einbildungskraft waren. Diese Bestrebungen hatten ihre Quelle in den Religionen mehrer asiat. Völker, z.B. der Hindu, der Parsen, welche sehr ausführliche Dämonenlehren annehmen, und verbreiteten sich über Ägypten nach Griechenland und Rom. Auch die Israeliten eigneten sich dergleichen Ansichten während der babylon. Gefangenschaft an, die ausschweifende Phantasie ihrer Rabbiner bildete dieselben bis in das Kleinlichste aus, und die Lehre von guten und bösen Engeln oder Engeln und Teufeln ist davon herzuleiten. Schon zu Christus Zeiten ward jedoch unter Dämon vorzugsweise ein böser Geist verstanden, wie er z.B. in den Besessenen (s.d.) hausen sollte, und durch christliche Schriftsteller ist diese schlimme Bedeutung die herrschende geworden, sodaß man die Dämonen den Engeln entgegenzusetzen pflegt, und dämonisch auch in einem Sinne mit satanisch und teuflisch braucht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 500.
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