[494] Dach heißt derjenige wesentliche Theil eines Gebäudes, welcher das Innere desselben gegen die Einwirkung der Witterung von oben her schützt und bedeckt, und aus dem Dachstuhle, d.h. dem Gebälke, auf dem das Dach zunächst ruht, und den Sparren oder den Balken besteht, welche die eigentliche Bedachung tragen. Der Form nach unterscheidet man im Allgemeinen Altan- oder platte, und abschüssige Dächer; bei erstern liegt die aus Steinplatten oder Metallblech bestehende Bedachung unmittelbar auf den Balken, sodaß man gemächlich darauf umhergehen kann, und ist nur wenig an einer Seite oder in der Mitte erhaben, damit der Regen abfließt. Sie sind im Morgenlande sehr gewöhnlich, unserm rauhern Klima aber weniger angemessen, daher sie auch in Deutschland selten und meist blos bei Prachtgebäuden angewendet werden; gleichwol findet man sie auch in Norwegen und auf der Insel Island zum Theil von Rasen auf den Wohnungen der Landleute, die den Schnee als eine die Kälte abhaltende Decke den Winter über darauf liegen lassen, und im Sommer laufen sie weniger Gefahr, von den dort gewöhnlichen Stürmen beschädigt zu werden, als es mit hohen Dächern der Fall sein würde. Die abschüssigen Dächer sind entweder einhängige, zweihängige, Walm-, Zelt, oder gebrochene Dächer. Einhäugige, Halb- oder Pultdächer sind nur nach einer Seite abschüssig, reichen von der niedrigen Vordermauer zu der höhern Hintermauer eines Gebäudes, auf welcher der Gipfel, First oder Forst des Daches ruht, und werden meist auf Hinter-und Seitengebäuden angebracht, wo diese so dicht an einer benachbarten Besitzung aufgeführt sind, daß von einem andern Dache die Traufe dahin fallen würde. Die zweihängigen, Sattel- oder Giebeldächer haben zwei vom Forste nach beiden Seiten sich neigende, zwischen den Giebelmauern eines Gebäudes liegende Dachflächen, und heißen auch deutsche Dächer, weil sie auf den mit dem Giebel nach vorn gebauten Häusern alter deutscher Städte gewöhnlich sind. Liegen auch Dachflächen auf den beiden Giebelmauern und sind diese nicht höher aufgeführt, als die Hauptmauern eines Gebäudes, so ist das Dach ein holländ. oder Walmdach, was für freistehende Häuser sehr vortheilhaft ist; sind die Giebelmauern aber höher als die Hauptmauern, sodaß die darauf ruhenden Dachflächen kürzer als die zwei andern sind, so hat das Gebäude ein halbes Walmdach, was die Werkleute auch Schafsnase zu nennen pflegen. Zeltdächer sind solche, die aus vier in eine Spitze zusammenlaufenden Dachflächen bestehen, und gebrochene Dächer heißen vorzugsweise die nach dem franz. Baumeister Mansard benannten Mansardendächer, welche gleichsam aus einem untern steilen und flachen obern Dache bestehen, daher der Raum des untern bequem zu Wohnungen eingerichtet werden kann. Da sie jedoch eine Vermehrung der Bau- und Unterhaltungskosten mit sich bringen, welche die Vortheile derselben zu sehr überwiegen, so werden sie jetzt seltener angewandt. Aus demselben Grunde und wegen ihrer Unförmlichkeit und Schwere wird die sonst manchmal bedeutende Höhe der Dächer jetzt meist auf die der halben Breite des Hauses gleiche beschränkt. In Griechenland und Italien beträgt jedoch die Höhe der Dächer nur den vierten und zuweilen nur den fünften Theil der Hausbreite, welchem Verhältnisse sich die neuern deutschen Baumeister ebenfalls nähern.
Erst durch Belegen der auf die Sparren genagelten Latten mit einem, der Witterung genugsam widerstehenden, wo möglich feuerfesten Material wird ein Dach vollendet, doch wird die letztere Eigenschaft nicht immer berücksichtigt und die Dächer werden daher außer mit Schiefer, Ziegelsteinen und Metallblechen, auch mit Bretern, Schindeln, Stroh und Rohr gedeckt. In Gegenden, wo man Schiefersteine wohlfeil genug haben kann, sind sie ihrer geringen Schwere und langen Dauer wegen vorzuziehen, und dieser Eigenschaften wegen wählt man sie auch gern für Thurm- und Kirchendächer. Das Dach eines mit Schiefer zu deckenden Hauses muß jedoch erst mit Bretern überkleidet oder verschalt werden und auf diese Verschalung wird dann jeder Schieferstein mit 2–3 Nägeln befestigt. Am gewöhnlichsten werden jetzt gebrannte Dachsteine oder Ziegel (s.d.) zum Eindecken der Dächer verwendet, welche auch große Sicherheit bei Feuersgefahr gewähren. Von den Metalldachungen sind die bleiernen wegen ihrer Schwere, geringen Dauer und [494] leichten Schmelzbarkeit bei Feuersbrünsten nicht zu empfehlen; vorzüglicher sind die von Kupferblech, verzinntem und schwarzem Eisenblech, welche aber der Dauer wegen auf beiden Seiten des Anstrichs mit einer Firnißfarbe bedürfen und früher nur auf verschalte Dächer angewandt wurden. Jetzt deckt man jedoch mit Eisenblech auch ohne Verschalung auf Latten, die der Größe der Bleche angemessen voneinander entfernt stehen, und bedient sich zum Anstrich des Steinkohlentheers, wobei jedoch das Dach erst mit Firniß getränkt und mit Sand übersiebt werden muß, wenn der Anstrich dauerhaft werden soll. Zinkbleche sind in neuerer Zeit ebenfalls zu Bedachungen angewandt worden. Höchst feuergefährliche Bedachungen sind die von Stroh, Rohr, Schilf und Holz, das entweder in Bretern oder in Form von Schindeln oder Spließen dazu verwandt wird, welche gleich Schiefersteinen aufgenagelt werden; in Rußland bedient man sich zu gleichem Zwecke auch der Birkenrinde. Man wendet gegenwärtig in Deutschland Alles an, diese allerdings wohlfeilen, zum Theil auch warmen und daher auf dem Lande und in armen Gegenden gewöhnlichen feuergefährlichen Bedachungen durch Ziegel oder wenigstens durch die auch ziemlich feuersichern und wohlfeilen Lehmschindeln zu verdrängen, welche von verschiedener Größe aus einer dünn ausgebreiteten Lage Stroh bestehen, die auf einer oder auf beiden Seiten mit Lehm bestrichen wird, und über deren Zweckmäßigkeit das Schriftchen belehrt: »Anweisung zur Herstellung und Unterhaltung der feuersichern Lehmschindelbedachung, nebst Vergleichung mit dem Ziegel- und Strohdache«, von Fr. Teichmann (mit Abbildungen, Lpz. 1833).
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