Dannecker

[510] Dannecker (Joh. Heinr. von), einer der vorzüglichsten Bildhauer der neuern Zeit, geb. 25. Oct. 1758 von armen Ältern zu Stuttgart, wo er jetzt als Hofrath und Professor der bildenden Künste lebt. Wider den Willen seines Vaters, der bei dem herzogl. Marstalle angestellt war, wendete er sich persönlich an den Herzog Karl von Würtemberg und ward in Folge davon 1771 in die Militairakademie auf der Solitude, einem Lustschlosse bei Stuttgart, aufgenommen. Hier, wo auch Musiker und andere Künstler gebildet wurden, bestimmte sich D. zum Bildhauer und erwarb bereits in seinem 16. Jahre einen Preis. Zugleich mit Schiller, dessen Freund er war, verließ er 1780 die Akademie, welche 1774 nach Stuttgart verlegt worden war, und wurde als herzogl. Hofbildhauer mit 300 Gulden Gehalt angestellt. Um sich zu vervollkommnen, reiste er 1783 nach Paris und von da 1785 nach Rom, wo er, von Canova unterstützt, eifrig seinen Studien oblag und mit Göthe und Herder bekannt wurde. Nachdem er durch seine trefflichen, in Marmor gearbeiteten Statuen der Ceres und des Bacchus Mitglied der Akademien von Bologna und Mailand geworden war, kehrte er nach Stuttgart zurück, wo er vom Herzog Karl zum Professor der bildenden Künste an der zur hohen Schule erhobenen Karlsakademie ernannt wurde und sich vortheilhaft verheirathete. In dieser glücklichen äußern Stellung schuf er nach und nach eine Reihe vorzüglicher, theils kleinere, [510] theils größere Arbeiten, z.B. eine Sappho, einen Hektor, eine Ariadne, als Bacchusbraut auf dem Panther reitend, welche sich im v. Bethmann'schen Garten zu Frankfurt am Main befindet, und andere, von 1804 an war er aber besonders im Portraitiren thätig. Nachdem er schon früher die Büsten des Herzogs Friedrich Eugen und seiner Gemahlin und die von Schiller in Lebensgröße gefertigt hatte, arbeitete er jetzt die des Erzherzogs Karl in Marmor, und nach Schiller's Tode eine zweite, kolossale Büste desselben, von der sich D. aber noch nicht getrennt, sondern nur Gypsabgüsse davon ausgegeben hat. Eine dritte, zwischen dem kolossalen Maße und Lebensgröße stehende Büste Schillers verfertigte der Künstler später für den Kronprinzen Ludwig von Baiern; ferner die von Gluck, von Friedrich dem Siegreichen, und die des Herzogs Karl von Baden für dessen Enkel, den Großherzog Ludwig. Später kamen hierzu noch zwei sehr gelungene Büsten des Königs Friedrich von Würtemberg, eine sprechend ähnliche von Lavater und mehre andere. Sein vorzüglichstes Werk ist ein Christus, worüber er acht Jahre, von 1816 an, zubrachte, ein kolossales Marmorbild, Christus als Mittler zwischen Gott und den Menschen darstellend, wie er ihm in einem Traume erschienen war. Nach der Beendigung dieses nach Petersburg gekommenen Werkes arbeitete er seit 1825 an der 7 F. hohen Statue des Evangelisten Johannes für die kön. Kapelle auf dem Rothenberge, und in gleicher Größe wiederholt er in weißem Marmor sein Christusbild. D. ist in der Erfindung einfach und sinnreich und in allen seinen Werken ist Wahrheit, Natur und Leben und das Studium der Alten sichtbar.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 510-511.
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