Dominicus

[582] Dominicus (der Heilige) de Guzman, ein span. Edelmann, geb. 1170 zu Calarvejo in Altcastilien, widmete sich den Wissenschaften, ward nachher Kanonikus und Archidiakonus zu Osma in Altcastilien, diente dem Papste Innocenz III. im südl. Frankreich zur Bekehrung der Albigenser, bei denen er durch Milde mehr ausrichtete als die päpstlichen Legaten mit Gewalt, und starb 1221 zu Bologna. Bei Gelegenheit der Bekriegung der Albigenser in der Grafschaft Toulouse wurde dort das erste Inquisitions-tribunal errichtet, als dessen Oberrichter und überhaupt als erster päpstlicher Generalinquisitor er betrachtet wird. Auch schreibt man ihm die Einführung des von den Arabern [582] durch die Kreuzzüge nach Europa gekommenen Rosenkranzes als Mittel christlicher Tugendübung zu und Papst Gregor IX. sprach ihn 1233 heilig. Sein Werk war auch die Stiftung des Ordens der Dominikaner, nachdem er schon 1206 meist aus bekehrten Albigenserinnen bei Toulouse den Nonnenorden der Dominikanerinnen gestiftet hatte, die weiße Kleidung mit schwarzem Mantel und Schleier trugen und zur Arbeitsamkeit verpflichtet waren, welche dem 1215 zu Toulouse aus einer Anzahl regulirter Chorherren nach der Regel des Augustinus errichteten Dominikanerorden seines höhern Berufs wegen nicht zugemuthet wurde. Ihre Bestimmung war nämlich, als Prediger die Ketzer zur Mutterkirche zurückzuführen, oder, wenn sie widerstanden, dem geistlichen Gerichte zu überliefern, woher ihr Name, Predigermönche, rührt. Ihre Kleidung ist weiß, sowie auch das Scapulier, der Mantel schwarz, und in Frankreich erhielten sie den Namen Jakobiner, weil ihr erstes Kloster zu Paris in der Jakobsstraße lag. Sie wurden 1272 den Bettelorden zugezählt, erhielten aber 1425 die Erlaubniß, Schenkungen an Geld und liegenden Gütern anzunehmen. Als Prediger kann man ihnen zu jenen Zeiten, wo aller Unterricht von den übrigen Geistlichen und Mönchen fast gänzlich vernachlässigt war, vielfache Verdienste nicht absprechen; auch mancher berühmte Gelehrte ging aus ihrem Orden hervor, und lange waren sie die Beichtväter und Rathgeber der Fürsten, bis sie später aus diesen Ämtern durch die schmiegsamern und schlauern Jesuiten verdrängt wurden. Auch als Missionare sind sie sehr thätig gewesen und das Predigen ist immer ihr Hauptgeschäft geblieben, als Ketzerrichter aber haben sie den Ruf der Unduldsamkeit und Grausamkeit sich zugezogen, und bei allen gewaltsamen Bekehrungen war ihre Hand gewöhnlich am meisten geschäftig. Was sie durch die Reformation in Europa verloren, erwarb die Thätigkeit ihrer Missionen in Amerika wieder, in der neuesten Zeit aber hat ihre Anzahl sich sehr vermindert, und nur noch im südl. und westl. Europa und in Amerika findet man Klöster ihres Ordens.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 582-583.
Lizenz:
Faksimiles:
582 | 583
Kategorien: