[58] Fliegen (das) des Vogels ist gleichsam ein Schwimmen (s.d.) desselben in der Luft, welches ihm allein dadurch möglich wird, daß er in seinen Flügeln eine gegen sein eignes Gewicht sehr bedeutende Stärke besitzt. Der Vogel breitet beim Fliegen die Flügel aus und drückt die Luft durch den Flügelschlag unter sich zusammen. Der ganze Bau des Vogels ist übrigens von einer Beschaffenheit, welche die Bewegung in der Luft ebenso sehr begünstigt, wie der Bau des Fisches das Schwimmen erleichtert. Seit den ältesten Zeiten haben sich viele Menschen mit Plänen und Versuchen, zu fliegen, beschäftigt, ohne daß es jemals einem vollkommen gelungen wäre. Die griech. Mythe erzählt, daß Dädalus (s.d.) und sein Sohn Ikarus mit künstlichen Flügeln geflogen wären, und auch aus spätern Zeiten gibt es Sagen, wonach wenigstens Maschinen, welche mit Flügeln flogen, hergestellt worden wären, aber allen diesen Sagen fehlt die geschichtliche Beglaubigung. Unter den Flugmaschinen, die man in neuerer Zeit erfunden, hat nur die des Uhrmachers Degen in Wien in einigen Versuchen einigermaßen Bedeutendes geleistet. Dieselbe besteht aus großen Flügeln von Rohr und Papier und einem Luftballon. Ihrer Anwendung im Großen steht entgegen, daß sie an denselben Mängeln leidet, wie alle Luftballons (s.d.), nämlich nicht beliebig regiert werden kann. Das Fliegen des Menschen findet überhaupt die größten Schwierigkeiten darin, daß erstens der Mensch viel schwerer als die Luft ist und daß er zweitens eine gegen sein eignes Gewicht sehr geringe Kraft der Arme und Beine besitzt.