[265] Greifen waren nach der Fabellehre der Griechen eine wunderbare, dem Bacchus heilige Thierart, welche im fernen Indien hausen sollte.
Sie hatten den Kopf und die Flügel eines Adlers, den Leib, die Füße und die Klauen eines Löwen, einen Kamm von Fischflossen und Pferdeohren. Brust und Rücken waren mit verschieden gefärbten Federn besetzt. Die Phantasie der Dichter schmückte diese Thiere jedoch sehr verschieden aus, nur wurden sie stets als eine Zusammensetzung von Löwe und Adler dargestellt. Es wurde ihnen eine außerordentliche Stärke zugeschrieben. Aus dem Golde der Gebirge baut der Greif sein Nest, und mit eifersüchtiger Tapferkeit bewacht er dasselbe. Auch in das Land der Hyperboreer jenseit der Pyrenäen und Alpen, bis zu denen die geographischen Kenntnisse der ältesten Griechen reichten, wurden die goldbewachenden Greifen verlegt und hier sollten sie mit dem Volk der einäugigen Arimaspen, welche auf den Gebirgen Erze gruben und schmiedeten, im steten Kriege leben. Die griech. Städte Abdera und Teos hatten den Greif zum Symbol. Noch gegenwärtig kommt derselbe in der Heraldik als Symbol der Aufmerksamkeit und Weisheit vor.