[281] Grind bezeichnet eine Krankheit der Haut, von welcher sich zwei Hauptarten unterscheiden lassen, der Kopfgrind nämlich, der den behaarten Theil des Kopfs zu befallen pflegt, und der Gesichtsgrind. Nachdem ein Gefühl von Jucken, Spannung und Hitze in dem behaarten Kopftheile, ferner Kopfschmerz, Anschwellung und Schmerzhaftigkeit der am Hinterkopfe und Halse gelegenen Drüsen vorausgegangen sind, beginnt der Kopfgrind selbst damit, daß balgartige, erbsenförmige, juckende Pusteln oder kleine Blattern zum Vorschein kommen, die bald bersten und dann eine klebrige, übelriechende Flüssigkeit ergießen, welche in eine Kruste gerinnt. Hierzu gesellt sich sehr bald ein höchst lästiges Nebenübel, die Entwickelung von Läusen in großer Menge. Leiden die kleinen Kranken – denn vorzüglich Kinder sind es, die von dem Kopfgrinde befallen werden – an Skrofeln oder an der sogenannten engl. Krankheit, oder haben sie gar von den Ältern oder der Amme venerisches Gift überkommen, so wird der Grind noch bösartiger und zerstört nicht nur die Haut und die Haare sammt ihren angeschwollenen Zwiebeln, sondern greift endlich auch die Beinhaut der Knochen und diese selbst an. Diese Art Grind wird der böse oder der Erbgrind genannt. Eine ganz besondere Anlage, von ihm befallen zu werden, zeigen vollsaftige, verschleimte, skrofulöse Kinder mit dicken Bäuchen, was zum Theil aus dem in dem Kindesalter vermehrten Triebe der Säfte nach dem Kopfe erklärlich ist. Die Entstehung des Kopfgrindes wird vorzüglich begünstigt durch zu warmes Verhalten des Kopfs, Unreinlichkeit, besonders bei dichtem Haarwuchse, öftere Kopfschweiße und vieles Ungeziefer, durch eine zu reichliche, zu nahrhafte und zu fette Kost, zu geringe Hautausdünstung und Harnabsonderung, Unterdrückung anderer durch längere Dauer dem Körper bereits zur Gewohnheit gewordener Ausleerungen, so z.B. durch Unterdrückung von Ausflüssen aus der Nase, den Ohren, von seit langer Zeit bestehenden Kopf-, Achsel- oder Fußschweißen, endlich durch Übertragung eines eignen Ansteckungsstoffs. Der Kopfgrind ist immer ein langwieriges, oft Jahre lang dauerndes, mehr lästiges als gefährliches Leiden. Heilsam wird er zuweilen für vollsaftige, mit einer seinen und zarten Haut begabte, übrigens gesunde Kinder, wenn er hartnäckige Augenentzündungen, Ausflüsse aus den Ohren u.s.w. hebt; aber die fast allgemein verbreitete Meinung, als sei der Kopfgrind ein Zeichen von Gesundheit, ist durchaus irrig. Nicht selten widersteht er hartnäckig jeder ärztlichen Behandlung, bis er etwa zur Zeit der beginnenden Geschlechtsreife von selbst verschwindet. Plötzliche Unterdrückung desselben hat oft die gefährlichsten Folgen. – Der Gesichtsgrind (der Milchschorf, Milchgrind, Ansprung, Vierziger, Freisam, die Milchborke), die zweite Hauptart des Grindes, ist ebenfalls ein langwieriger, ansteckender Hautausschlag, der in der Regel nur Kinder befällt und aus kleinen, auf rothen, leicht entzündeten Hautstellen an den Wangen, der Stirne und den Schläfen sich gruppenweise erhebenden Pusteln besteht, welche jucken, nach einigen Tagen aufbrechen und eine zähe Flüssigkeit von sich geben, die zu einem Schorf [281] verhärtet. Dieser Ausschlag verbreitet sich zuweilen über den größten Theil des Antlitzes. Bei großer Ausbreitung des Ausschlages wird das Jucken so beträchtlich, daß es den Schlaf stört, die Eßlust mindert, die Verdauung schwächt und die Kräfte herunterbringt. Dennoch endet die Krankheit fast immer mit Gesundheit, indem nach einer kürzern oder längern Dauer derselben die Borken abfallen, ohne daß ein neuer Ausbruch erfolgt oder auch nur Narben zurückbleiben. Nur in außerordentlich seltenen Fällen entwickelt sich ein schleichendes Fieber welches unter beständiger Zunahme der Abmagerung und unter nicht zu stopfenden Durchfällen zum Tode führt. Bei ererbter Anlage nimmt der Milchgrind mitunter eine bösartigere Gestalt an, gleicht mehr einer wirklichen Flechte und heißt dann räudiger Ansprung. Im Allgemeinen ist jedoch die Milchborke eine leichte Krankheit, die zuweilen nach dem Entwöhnen oder nach dem Durchbruche der ersten Zähne von selbst aufhört und am häufigsten in Gemeinschaft mit Skrofelsucht beobachtet wird. Als nächste Veranlassung zu ihrer Entstehung beschuldigt man ebenfalls einen besondern Ansteckungsstoff, zu alte und dicke Mutter- oder Ammenmilch, Überfütterung und Alles, was den Kindern Säure machen kann.