Gryphius

[293] Gryphius (Andr.), eigentlich Greif, ist einer der ausgezeichnetern ältern deutschen Dichter, welcher 1616 zu Großglogau [293] in Schlesien geboren wurde. Er hatte sich den Rechtsstudien gewidmet und wurde 1636 Lehrer im Hause des kais. Pfalzgrafen Georg von Schönborn, durch den er zum Dichter gekrönt und mit einem Adelsdiplom beschenkt wurde. Von dem letztern machten er und seine Nachkommen jedoch keinen Gebrauch. G. mußte nach dem Tode seines Gönners, wegen Glaubenssachen verketzert und der Regierung verdächtigt, sein Vaterland verlassen. Er war zehn Jahre lang auf Reisen, namentlich in Holland, kehrte dann zurück, ließ sich in Fraustadt nieder und nahm 1650 nach Ablehnung mehrer Auffoderungen, ein Universitätslehramt zu übernehmen, das Amt eines Landsyndicus im Fürstenthum Glogau an, welches er mit Eifer und Fleiß bis 1664 verwaltete, wo er in der Mitte der versammelten Landstände, vom Schlage getroffen, starb. G. ist der Schöpfer des neuen deutschen Schauspiels. Er hat mehre Trauerspiele und Lustspiele geschrieben, die durch würdevolle Sprache und dramatische Durchführung sich auszeichnen. Unter seinen übrigen Gedichten zeichnen sich vortheilhaft seine Sonette aus. Es spricht sich in seinen Liedern ein mildes, inniges, etwas zur Schwermuth hinneigendes Gemüth aus.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 293-294.
Lizenz:
Faksimiles:
293 | 294
Kategorien: