[536] Horizont (v. gr. der Begrenzer), der Kreis, welcher auf einer Ebene od. einer Wasserfläche die Erdfläche von dem scheinbaren Himmelsgewölbe trennt. In dem Maße, als durch Erdgegenstände (Berge, Wälder, Gebäude etc.) diese Kreislinie unterbrochen wird, ist der H. ein freier. Von dem gedachten scheinbaren (terrestrischen) H-e unterscheidet man für astronomische Bestimmungen den wahren (astronomischen) H., den man sich als mit dem scheinbaren parallel laufend durch den Mittelpunkt der Erde gezogen denkt. Der H. theilt das scheinbare Himmelsgewölbe in zwei Hemisphären, wovon die eine also immer unter dem H., die andere über demselben ist. Den Unterschied zwischen dem scheinbaren u. wahren H. nennt man die Horizontalparallaxe; sie kommt bei näheren Himmelskörpern in Betrachtung, indem sie beim Aufgang etwas später (Sonne u. Planeten um einige Secunden, der Mond um etwa einen Grad) in den scheinbaren H. treten, als in den wahren, beim Untergang aber auch um so viel früher aus demselben gelangen. Dagegen verschwinden bei den Fixsternen, wegen deren Weite, jene Unterschiede ganz. Doch erscheinen alle Himmelskörper wegen der Strahlenbrechung bei ihrem Aufgang etwa um 32 Minuten, od. den Betrag eines scheinbaren Durchmessers des Mondes, früher am H. u. bleiben beim Untergang auch um so viel länger sichtbar, welcher Unterschied also auch bei Bestimmung des Standes der Himmelskörper über od. unter dem H. in Betracht kommt. Der H. ist, wegen der Kugelform der Erde, für jeden Standpunkt ein anderer; der Unterschied beträgt auf jede Meile, die man in einem größten Kreise (z.B. Meridian) auf der Erde zurücklegt, etwa vier Minuten. In Bezug auf die Lage des Äquators unterscheidet man a) einen parallelen H., der erhalten würde, wenn man seinen Standpunkt auf einem der beiden Erdpole nehmen könnte. Kein Stern würde dann auf- od. untergehen, sondern alle über den H. erhabene dann parallel mit ihm sich herumdrehen; b) einen geraden, von einem auf dem Erdäquator genommenen Standpunkte aus, wo alle Sterne senkrecht auf u. nieder steigen u. jeder Fixstern eben so lange über als unter dem H. bleibt; c) einen schiefen, von jedem anderen Standpunkte aus, wo alle Sterne entweder mehr od. minder in schiefen Winkeln, länger od. kürzer über ihm verweilend, auf- u. untergehen, od. auch theils gar nicht über dem H. erscheinen, theils gar nicht unter demselben verschwinden. Der Theil der Erdoberfläche, der auch bei völliger Ebene in den H. fällt, ist immer ein sehr beschränkter u. richtet sich völlig nach der Erhebung des Auges über die Horizontalebene. Er beträgt schon 2 Minuten 18 Secunden wegen des aufrechten Standes des Menschen, unter Annahme von 5 Fuß Erhebung, für 225 Par. Fuß aber schon 16 Minuten 30 Secunden. Um so viel wird dann auch von der Himmelskugel mehr erblickt, u. es muß auch hiernach die Höhe eines Sterns über den wahren H. bestimmt werden. Nach dem Standpunkt, worauf man sich befindet, unterscheidet man Landhorizont u. Wasserhorizont. 2) Künstlicher H., eine vollkommen wagerecht liegende spiegelnde Fläche, welche dazu dient, Bilder der Gestirne zu reflectiren, welche dann genau soweit unterhalb des H-es zu liegen scheinen, als die Gestirne selbst über demselben stehen. Das Nähere s.u. Spiegelsextant.