[432] Hyäne (die) ist ein in zwei bekannten Arten vorkommendes Raubthier, welches sich durch ein eigenthümliches Gebiß, vierzehige Füße und einen Drüsenbeutel unter dem Schwanze auszeichnet.
Sie hat einen dicken Kopf, der aber in eine spitze Schnauze ausgeht, eine rauhe Zunge, rauhe Haare und einen ziemlich kurzen Schwanz. Die Beine sind ziemlich hoch, doch pflegen die Hyänen die Hinterbeine einzuknicken, sodaß es den Anschein hat, als ob diese kürzer als die Vorderbeine wären. Die Fußsohlen der Hyänen sind behaart, und an den vier Zehen haben sie scharfe hakenförmige Klauen, welche sie nicht (wie die Katzen) einziehen können. Da ihre Zähne scharf und fest, ihre Hals- und Kinnbackenmuskeln sehr stark sind, so vermögen sie die Knochen der größten Thiere zu zerbeißen und ihre Beute, auch wenn sie ziemlich schwer ist, fortzutragen. An Größe gleichen sie ungefähr einem Fleischerhunde. Sie leben in Höhlen und gehen des Nachts auf Raub aus. So beschaffen würde die Hyäne eines der gefährlichsten Thiere sein, wenn sie nicht feig und furchtsam wäre und das Fleisch todter und halbverwester Menschen und Thiere dem von frisch getödteten vorzöge. In Asien und im östl. Afrika findet man die gestreifte Hyäne. Sie ist graugelblich mit unregelmäßigen braunen oder schwarzen Querstreifen. Über Nacken und Rücken läuft eine Mähne, welche sich im Zorne sträubt. Ihre Stimme ähnelt dem krampfhaften Lachen eines fieberkranken Menschen. Sie geräth leicht in Zorn und hat mit ihren funkelnden, unsicher um sich blickenden Augen ein heimtückisches Ansehen. In einigen Gegenden, namentlich in Abyssinien, soll man diese Thiere schaarenweise finden. Sie verfolgen in den Wüsten die Karavanen, um Alles, was von Thieren oder Menschen stirbt und liegen bleibt, heißhungerig zu verschlingen. Lange Zeit glaubte man, diese Hyäne sei so wild, daß sie sich auf keine Weise zähmen lasse; Beispiele haben jedoch das Gegentheil bewiesen.
Die gefleckte Hyäne, auch Tigerwolf genannt, welche in den Gegenden am Cap der guten Hoffnung lebt, ist von röthlich, zuweilen auch weißlich grauer Farbe mit [432] schwarzen Flecken.
Ihre Mähne ist kürzer als die der gestreiften Hyäne; die Spitze der Schnauze und der Schwanz sind schwarz. Auch in Deutschland, Frankreich und England muß es in einer vorhistorischen Zeit eine Art von Hyänen gegeben haben, welche jedoch um ein Drittheil größer als die jetzt noch lebenden Arten war. Hiervon zeugen die Knochenüberreste, welche man in vielen Höhlen in den genannten Ländern gefunden hat und welche theils den hier einst hausenden Hyänen, theils andern Thieren angehörten, welche von jenen erbeutet wurden.