[441] Independenten (d.h. Unabhängige) oder Puritaner, welcher Name jedoch in späterer Zeit abgekommen ist, heißt eine christlich-protestantische Sekte, welche kein bestimmtes Glaubensbekenntniß festhält, sondern nur an das Evangelium glaubt und zu ihren Geistlichen nur durch Frömmigkeit und Redlichkeit sich auszeichnende Männer wählt, ohne daß dieselben besonders ordinirt sein müssen. Diese Sekte findet sich in England und Holland und verdankt ihren Ursprung einem gewissen Robert Browne, welcher 1580 gegen die engl. bischöfliche Kirche in Bezug auf deren äußerliche Einrichtungen heftig auftrat und in Verbindung mit Richard Harrison, einem Dorfschullehrer, eine eigne Gemeinde, die Brownianer, stiftete. Die Gemeinden vermehrten sich, ohne in einem nähern Zusammenhange unter einander zu stehen. Browne wurde gefangen genommen, aber wieder entlassen und aus dem Lande gewiesen. Er ging nach Seeland und stiftete auch hier, sowie in Leyden und Amsterdam, mehre Gemeinden. Nachher kehrte er nach England zurück, führte ein unstätes Leben und unterwarf sich endlich ohne eigentlichen Widerruf seiner Lehren der herrschenden Kirche. Man gab ihm eine Pfründe, aber er setzte auch noch ferner sein ausschweifendes Leben fort und kam endlich, weil er sich an einer Gerichtsperson vergriffen hatte, noch in seinem 80. Jahre ins Gefängniß nach Northampton, wo er 1630 starb. Seine Anhänger wurden vielfach verfolgt, bestanden aber als Congregationalisten, bis John Robinson christliche Milde und Liebe predigte und ihnen eine bessere Richtung gab. Diesen betrachteten nun die Gemeinden, welche sich Independenten nannten, als ihren zweiten Stifter. Als Cromwell (s.d.), welcher der puritanischen Lehre zugethan war, in England zu immer größerer Macht gelangte, bildeten die Independenten eine mächtige politische Partei, welche jedoch ihr Ansehen mit der Wiedereinsetzung der königl. Familie wieder verlor.