[535] Kalmücken (die), oder, wie sie von ihren östl. Nachbaren genannt werden, Ölöten, nennen sich jetzt Oïrat und sind ein zur mongol. Race gehörendes Volk, das in der Dzungarei am zahlreichsten ist; doch wohnen auch mehre Hunderttausende in den russ. Gouvernements Astrachan, Saratow, Orenburg und Simbirsk.
Die Dzungarei oder Kalmückei ist den Chinesen unterworfen, bei denen sie Thianschan-pe-lu heißt, und grenzt im W. an das Land der Buräten und der Kirgiskaisaken von der großen Horde, im O. an jenes der Kalkasmongolen, im S. an das chines. Turkestan und im N. an die Steppe der Kirgiskaisaken und Sibirien. Schon im frühen Mittelalter trennten sich die Ölöten von den übrigen Mongolen und waren unabhängig, bis sie in der Mitte des vorigen Jahrhunderts von den Chinesen bezwungen wurden; seit jener Zeit hat ein chines. General, der stets im Lande anwesend ist, über alle wichtigen Vorfälle das Endurtheil zu fällen. Eine große Anzahl Kalmücken ist aber seitdem über die Grenze gezogen und hat sich unter russ. Schutz begeben. Die Hauptstadt der Dzungarei ist Guldscha am Ili; sie hat etwa 10,000 Häuser und ist der Hauptstapelplatz für den Handel des mittlern Asien mit dem Westen und Osten. Die Kalmücken sind von kleiner Statur, dabei schlank und hager, von gelbbrauner Farbe und haben schwarzes Haar, plattes Gesicht, flache Augenwinkel, [535] dicke Lippen, breite, eingedrückte Nase. Sie sind gesellig, gastfrei, offenherzig und lustig, aber sehr träge, unreinlich, wollüstig und betrügerisch. Sie wohnen in tragbaren Filzhütten oder Kibitken, in denen stets ein Feuer brennt, über welchem ein Dreifuß steht; daher sind ihnen die Ausdrücke Feuer oder Familie gleichbedeutend. Sie sind ein Nomadenvolk; die Männer beschäftigen sich ausschließlich mit Viehzucht und Jagd, alle übrigen Arbeiten fallen den Weibern zur Last. Sie halten mehr Pferde als Rindvieh und Schafe, nähren sich besonders von Fleisch und Milch und bereiten aus der Milch der Stuten den bekannten Kumüs oder Milchbranntwein. Ihr ganzer Reichthum besteht im Vieh und Manche haben 1000 Pferde und eine verhältnißmäßige Menge Kameele u.s.w. Ihre Waffen sind Spieße, Bogen und Pfeile, und zu einer vollständigen Rüstung gehört auch ein Panzer. Sie stehen unter kleinen Fürsten, Nonjon genannt, deren Würde erblich ist. Der Adel nennt sich weiße, den gemeinen Mann aber schwarze Knochen. Der Stamm, welchen solch ein Fürst beherrscht, heißt Uluß und zerfällt wieder in Unterabtheilungen, Amak, deren jede unter einem Adeligen steht, und wieder in Unterabtheilungen oder Chatun von 10–12 Kibitken zerfällt. Sie bekennen sich zur lamaischen Religion und haben Schrift, Sprache und Lebensart mit ihren mongol. Nachbaren gemein. Die Gellongs oder Priester sind zahlreich und geben dem Volke Unterricht in der tangutischen Sprache, in welcher die gottesdienstlichen Bücher verfaßt sind. Vielweiberei ist bei ihnen nicht erlaubt.