West

[698] West (Benjamin), einer der berühmtesten engl. Historienmaler der neuern Zeit, geb. 1738 zu Springfield in Pennsylvanien, Sohn eines Quäkers, gab sich von früher Jugend an ohne alle Anleitung der Neigung zum Zeichnen und Malen hin. Er war in seiner Selbstausbildung schon weit fortgeschritten, als die Bedenklichkeiten seines Vaters, ihn die Kunst als Beruf ergreifen zu lassen, die Entscheidung darüber einer Versammlung von Glaubensgenossen anheimstellte. Diese entschied sich jedoch dafür und W. ward von ihr feierlich dazu eingesegnet, begab sich dann nach Philadelphia und 1760 nach Rom. Der Cardinal Albani, Ant. Rafael Mengs (s.d.) und andere angesehene Männer und Künstler waren dort seinen Studien förderlich, bis er 1763 über Paris nach England ging, was bald seine bleibende Heimat wurde. Durch Ausstellung einiger von seinen Bildern, die großen Beifall fanden, und einige Arbeiten für den Erzbischof von York erregte er allgemeine Aufmerksamkeit der Kunstfreunde, ward dem Könige Georg III. empfohlen und 20 Jahre lang bei den Verschönerungen im Schlosse Windsor und andern Gelegenheiten beschäftigt. Nach [698] der unheilbaren Erkrankung des Königs hörte jedoch 1810 W.'s Jahrgehalt auf und er malte nun bis an seinen 1820 erfolgten Tod für Privatpersonen. Die Zahl seiner Werke ist sehr groß, und gebührt ihnen das Verdienst richtiger Zeichnungen und durchdachter Composition, so macht sich dagegen ein Mangel tiefer und großartiger, genialer Auffassung, bei den frühern auch allerhand Störendes in der Farbengebung bemerklich. Neben Gegenständen aus der heiligen Geschichte, von denen sein die Kranken und Lahmen im Tempel heilender Christus u. A. großen Beifall erhielten, sind auch mehre Darstellungen aus der neuern Zeit, namentlich sein Tod Nelson's und sein Tod des Generals Wolfe (s.d.), berühmt, und W. war der Erste in England, welcher solche Darstellungen im modernen Costum unternahm. Die wichtigsten Verdienste um Beförderung der Kunstbildung in England erwarb sich W. durch Veranlassung der Stiftung (1768) der königl. Kunstakademie, deren Präsident er auch seit 1791 war, und durch Miterrichtung des für die Künste so wohlthätig gewordenen, Bristish Institution (1805) genannten Kunstinstituts.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 698-699.
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