Katharina von Medici

[581] Katharīna von Medici, eine Tochter des Herzogs von Urbino, Lorenzo von Medici, und Nichte des Papstes Clemens VII., geb. 1519, wurde 1533 mit dem zweiten Sohne des franz. Königs Franz I. vermählt, welcher als Heinrich II. 1547 zur Regierung kam. K. war ebenso schön, geistreich und gebildet, als ränkesüchtig, herrschsüchtig und unsittlich, und brachte während der Herrschaft ihres Gemahls und ihrer drei nacheinander den franz. Thron besteigenden Söhne Franz II., Karl IX. und Heinrich III. unsägliches Unglück über Frankreich, indem sie, um selbst zu herrschen, das Land in Bürgerkriege verwickelte und ihre Söhne, wie ihr nachgesagt worden, geflissentlich zu Ausschweifungen und Unsittlichkeiten verleitete, welche ihre moralische Kraft schwächen sollten, damit die ehrgeizige Mutter nur ihren Einfluß nicht verlöre. Zwei Parteien stritten in Frankreich ebenso sehr [581] aus Rücksichten des Ehrgeizes als der Religion, die Guisen (s.d.) und die Hugenotten. (S. Cevennen.) K. begünstigte bald die eine, bald die andere Partei, bis sie endlich die Hugenotten durch die Ermordungen in der Bartholomäusnacht 1572 zu vernichten gedachte. (S. Bluthochzeit.) Durch Erfindung dieser Maßregel hat K. auf alle Zeiten ihr Gedächtniß gebrandmarkt. Als Heinrich III. die Guisen hatte ermorden lassen, war K. sehr unglücklich, weil sie dadurch alle ihre Pläne vereitelt sah, den Guisen die Thronfolge zuzuwenden. Sie starb bald darauf im Anfange des I. 1589. K. liebte und begünstigte die Wissenschaften und Künste. Sie baute eine Anzahl ausgezeichnet schöner Schlösser und bezog aus Griechenland und Italien kostbare Handschriften. Durch das Beispiel aber, welches sie ihrem Hofe gab, trug sie zur allgemeinen Sittenverderbniß bei und in Folge ihrer Verschwendung sog sie das Land aus. Bei ihrem Tode hinterließ sie noch 8 Mill. Francs Schulden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 581-582.
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