[680] Kunz von Kaufungen ist der Name des berüchtigten Ritters, welcher den sogenannten Prinzenraub beging. Derselbe war auf der Burg Kaufungen bei Penig geboren worden, hatte im Hussitenkriege sich ausgezeichnet und noch mehr in der Fehde, welche 1449 die Stadt Nürnberg mit dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg führte. K. nahm sogar den Markgrafen gefangen und ließ ihn gegen ein hohes Lösegeld frei, anstatt ihn den Nürnbergern zu übergeben. Hierauf trat K. in Dienste bei dem Kurfürsten von Sachsen, Friedrich dem Sanftmüthigen, wurde in dem Bruderkriege zwischen dem Genannten und dem Herzog Wilhelm gefangen genommen und mußte ein bedeutendes Lösegeld zahlen. Er konnte von dem Kurfürsten weder Ersatz für dieses Lösegeld noch die anderweitigen Belohnungen erlangen, auf welche er Anspruch machte, und gerieth darum mit demselben in einen Streit, der nach des Kurfürsten Bestimmung durch Schiedsrichter zu Altenburg geschlichtet werden sollte. K. wartete die Entscheidung nicht ab, sondern unternahm es, durch Gewalt die Erfüllung seiner Ansprüche zu erzwingen. Er verband sich mit andern Unzufriedenen, namentlich mit Wilh. von Mosen und Wilh. von Schönfels, und zog den Küchenbedienten des Kurfürsten, Hans Schwalbe, ins Einverständniß. In der Nacht vom 7. zum 8. Jul. 1455, wo der Kurfürst in Leipzig und die meisten Hofleute zu einem Banket nach der Stadt Altenburg waren, stiegen die Verbündeten auf Strickleitern, welche Schwalbe an ein Fenster befestigt hatte, in das Schloß bei Altenburg. Die Gemächer der Kurfürstin und der übrigen Frauen wurden von außen verschlossen und K. selbst nahm den ältesten Prinzen Ernst mit sich, während Mosen den jüngsten Prinzen Albert entführte. Er hatte aber statt des Prinzen, welcher sich versteckt hatte, den jungen Grafen von Barby ergriffen. Im Schloßhofe bemerkte K. die Verwechselung und holte nun selbst noch den jungen Prinzen. Auf verschiedenen Wegen eilten die Räuber der böhm. Grenze zu. K. hatte den kürzesten Weg eingeschlagen und war nur noch ungefähr eine Meile von dem Ziele entfernt, als er in der Gegend von Elterlein und Grünhain den Bitten des Prinzen nachgab und mit seinen beiden Begleitern (die übrigen hatte er vorausgeschickt) im Walde vom Pferde stieg, um einige Beeren zu suchen. Indeß ertönten durch das Land die Sturmglocken, um alle Unterthanen zur Wachsamkeit auf die Räuber aufzufodern. Ein Köhler, Namens Schmidthatte das Geläute der Glocken vernommen, jetzt schlief er im Walde, als ihn das Geräusch der Reiter erweckte. Er kam mit seinem Schürbaume herbei und fragte K. nach dem Namen. Dieser verwickelte sich während des Gesprächs mit seinen Sporen in das Gestrüpp und fiel. Sogleich entdeckte sich der Prinz dem Köhler, dieser schlug sogleich die beiden Knechte nieder und bemächtigte sich dann des Ritters, welcher sich nicht schnell genug hatte aufhelfen können. Indeß waren durch Schmidt's Frau noch mehre Köhler herbeigerufen worden. Die Gefangenen wurden in Sicherheit und der Prinz von den Köhlern und den Knechten des Klosters zu Grünhain am folgenden Tage zu seinen Ältern zurückgeführt. Der Köhler Schmidt erzählte, daß er den K. mit seinem Schürbaume weidlich »getrillt« habe und erhielt davon mit seiner Familie den Namen Triller. Zur Belohnung verlangte derselbe nichts als freies Holz zum Kohlenbrennen, welches ihm bewilligt wurde, und außerdem erhielt [680] er noch vom Kurfürsten ein Freigut und ein jährliches Deputat an Korn. Die beiden andern Räuber, Mosen und Schönfels, waren mit dem Prinzen Ernst bis in die Gegend von Hartenstein gekommen und hielten sich hier in einer Höhle verborgen, welche seitdem die Prinzenhöhle genannt wird. Hier hörten sie zufällig, daß K. gefangen worden sei und benachrichtigten nun den Amtshauptmann Friedr. v. Schönburg, daß sie den Prinzen gegen die Zusicherung der Begnadigung ausliefern wollten, ihn aber ermorden würden, wenn diese ihnen verweigert würde. Es wurde ihnen Verzeihung zugesichert und am 12. Jul. kehrte auch Prinz Ernst zu seinen Ältern zurück. K. wurde am 14. Jul. zu Freiberg hingerichtet und Hans Schwalbe wurde mit drei Knechten K.'s zu Zwickau geviertheilt. Zum Andenken an den Prinzenraub ist an dem Orte, wo der Köhler Schmidt den K. getrillt hat, 1822 ein Denkmal errichtet worden. Schreiter hat eine »Geschichte des Prinzenraubs« (Lpz. 1804) geschrieben.