[103] Freiberg, Stadt im erzgebirgischen Kreise des Königreichs Sachsen, mit 12,000 Einw., ist durch seinen Bergbau und seine bergwissenschaftlichen Anstalten berühmt. Es liegt am Münzbach, welcher sich in die eine 1/2 Stunde von der Stadt entfernte freiberger Mulde ergießt. Ihren Ursprung gegen Ende des 12. Jahrh. verdankt die Stadt dem Bergbau, welcher hier eine reiche Ausbeute fand. Bergleute vom Harz sollen hier die ersten Silberbergwerke angelegt haben. In der größten Blüte stand F. vor dem dreißigjährigen Kriege, wo es 32,000 Einw. hatte. Die hiesige 1765 gestiftete Bergakademie hat berühmte Lehrer und sehr werthvolle Sammlungen, namentlich das ausgezeichnetste und vollständigste Edelsteincabinet Europas. Eine bestimmte Anzahl von Inländern wird hier unentgeldlich unterrichtet, und aus den entferntesten Gegenden, sogar aus Südamerika kommen Zöglinge, welche den Bergbau praktisch und wissenschaftlich erlernen wollen. Die Hauptbergschule ist eine Vorbereitungsanstalt der Akademie. Andere Schulanstalten sind das Gymnasium, das Schullehrerseminar und die Sonntags- und Handwerkerschule. Die Domkirche, welche ein in byzantinischer Bauart errichtetes Portal, die goldene Pforte genannt, hat, enthält die vom Herzog Heinrich dem Frommen (st. 1541) erbaute Begräbnißkapelle der protestantischen sächs. Fürsten, bis zum letzten derselben, Johann Georg IV., der 1694 starb. Man findet hier auch ein schönes Denkmal des Kurfürsten Moritz (s.d.), welches denselben in einer lebensgroßen alabasternen Bildsäule darstellt. Historisch merkwürdig ist ferner das Haus des[103] berüchtigten Prinzenräubers Kunz von Kauffungen (s.d.), sowie ein steinernes Kreuz vor dem Rathhause, welches den Ort bezeichnet, wo derselbe hingerichtet wurde; die Rüstung, welche Kurfürst Moritz in der Schlacht bei Sievershausen 1553 trug und welche neben dessen Denkmal im Dome steht, die Begräbnißstelle des berühmten Naturforschers Werner (s.d.) in einem Kreuzgange des Doms u. A. Ausgezeichnete Gebäude sind außer dem Dome die Peterskirche mit dem über 200 F. hohen Hahnenthurm, die Jakobskirche, wahrscheinlich so alt wie die Stadt, die Nikolaikirche, der Freudenstein, welcher ehemals das Residenzschloß war, jetzt ein Magazin ist, das Rathhaus, das Kaufhaus und andere. F. ist der Sitz der Oberbergbehörden Sachsens: des Oberbergamts, des Bergschöppenstuhls und des Oberhüttenamtes. Der Bergbau in der Gegend von F. ist sehr bedeutend. In fast 200 Gruben arbeiten gegen 500 Bergleute; berühmt sind die Gruben: Himmelsfürst, Beschert-Glück, die alte Hoffnung Gottes u.s.w. Die Grube Himmelsfürst lieferte von 1769–1818 allein 2176 Ctr. Silber und die gesammte Ausbeute des freiberger Bergbaus soll seit seiner Entstehung bis 1825 (640 Jahre) 82,000 Ctr. seines Silber oder 240 Mill. Thlr. betragen. Außer dem Bergbau bieten mehre Fabriken und Manufacturen von leoner Gold- und Silberwaaren, Bleiweiß, Bleiglätte, Schrot, Spitzen, Bändern u.s.w. wichtige Nahrungszweige. Die Umgegend von F. ist kahl und düster, welcher Anblick noch durch die vielen zum Bergbau gehörigen, zum Theil sehr großartigen Werke erhöht wird. Zu diesen gehört das Amalgamirwerk (s. Amalgama), nach welchem die Erze auf dem mit der Mulde verbundenen Kurprinzenkanäle geführt werden. In der Nähe des Amalgamirwerks ist eine Maschine, welche Kähne mit 60–90 Ctr. Erz beladen, 40 F. hoch aus der Mulde in den Kanal hebt.