Lack

[687] Lack oder Lackfirniß werden verschiedene Auflösungen harziger Substanzen in gewissen Flüssigkeiten genannt, welche, auf allerlei Gegenstände aufgetragen, auf diesen einen Überzug bilden, der einen hohen Grad von Glanz durch Schleifen und Poliren annimmt. (Vgl. Firnisse.) Das aus dem Persischen stammende Wort Lack bezeichnet aber eigentlich jede glänzendrothe Farbensubstanz und im engern Sinne den sogenannten Gummilack. Dieses Harz liefern mehre ostind. Gewächse, namentlich verschiedene Ficus- und Crotonarten u. A. Ein zur Gattung der Schildläuse gehörendes Insekt (lat. Coccus laccae) sticht nämlich in die jungen Zweige der erwähnten Gewächse, und aus den so entstandenen Öffnungen fließt die harzige Materie, welche das Gummilack gibt. An den Zweigen saugen sich die Weibchen der Schildläuse an und lassen sich von den Männchen befruchten. Darauf bildet der auslaufende Saft des Gewächses gleichsam eine Zelle um das Weibchen, welches allmälig zu einer Blase anschwillt, die von einer rothen Flüssigkeit erfüllt wird und in der die Maden der Lackschildläuse sich ausbilden. Nach und nach verzehren die jungen Thierchen jene rothe Flüssigkeit und brechen endlich durch. Indem man die Äste, welche mit einer Menge der erwähnten Zellen umgeben sind, ablöst, erhält man den Stangen-, Stock- oder Holzlack. Öffnet man eine der durchscheinenden Zellchen, so findet man häufig noch seine weiße Häutchen, die Überbleibsel der Blase, in welche sich das Thier verwandelte, und kaut man den Stocklack, so erweicht er sich, färbt den Speichel violetroth und hat einen bitterlich zusammenziehenden Geschmack. Auf Kohlen geworfen, verbreitet der Stangenlack einen angenehmen Geruch. Durch Klopfen befreit man die Stücke von dem Holzantheil und erhält dann den Körner-oder Samenlack, der aus unregelmäßigen erbsengroßen Stücken besteht, die fast ganz geschmacklos, mattglänzend, gelblich oder rothbraun sind. Schmilzt man dieselben zusammen, so erhält man endlich den Klumpenlack. Derselbe besteht gewöhnlich aus runden oder ovalen Scheiben, 2–21/3 Zoll im Durchmesser haltend, von dunkelbrauner Farbe. Wird der Körnerlack, nachdem er durch Auskochen seines Farbestoffs beraubt worden ist, in einem 2–3 Zoll dicken und einige Ellen langen Sacke über Feuer geschmolzen, so erhält man den Schellack, Tafel-, Platt- oder Schalenlack. Sowie der Körnerlack so erhitzt ist, [687] daß er durch die Leinwand zu dringen beginnt, so wird der Beutel vom Feuer entfernt, gedreht und die abfließende Flüssigkeit auf untergelegte Pisangblätter abgetröpfelt, wo sie alsbald erhärtet. Der Schellack wird nach der Farbe in blonden, hellen, orangefarbenen und dunkeln unterschieden. Durch Entfärbung mit Chlor erhält man weißen Schellack; dieser steht aber an Klebkraft dem braunen Schellack nach. Die verschiedenen Arten des Gummilacks werden, in starkem Weingeist gelöst, zur Tischlerpolitur, zur Fabrikation des Siegellacks, mit seinem Ziegelmehl zusammengeschmolzen zum Kitt für Glas- und irdene Waaren, bei der Seidenhutfabrikation, in Ostindien zur Herstellung von allerlei Zierrathen u.s.w. verbraucht. Der aus dem Stocklack ausgezogene rothe Farbestoff gibt den Lacklack, Lackdye oder Färberlack, welchen gegenwärtig die Färber allgemein statt der Cochenille anwenden. Noch concentrirter enthalten ist der Farbestoff in dem seit 1815 von den Gebrüdern Ofenheim in Wien erfundenen ofenheimer Roth. – Die Kunst des Lackirens besteht theils in der Bereitung der verschiedenen Lackfirnisse, theils in der Kunst des Austragens und Polirens dieser Firnisse. Die lackirten Waaren werden überdies noch durch Vergoldung, Versilberung, Gemälde, künstliche Gründe (z.B. Marmorgrund, lasirten Gold- und Silbergrund, Moirégrund u.s.w.) verziert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 687-688.
Lizenz:
Faksimiles:
687 | 688
Kategorien: