Lackmus

[688] Lackmus ist ein blauer Farbestoff, welcher aus mehren Flechtenarten, besonders aus Roccella oder Lecanora tinctoria, die an den felsigen Küsten von England, den canarischen Inseln u.s.w. in Menge vorkommen, bereitet wird. Lange Zeit wurde die besonders in Holland betriebene Fabrikation geheim gehalten. Die Flechten werden gemahlen, dann mit Potasche und Harn der Gährung überlassen, bis sich eine purpurrothe Farbe entwickelt. Hierauf setzt man gebrannten Kalk und einen neuen Antheil Harn hinzu und läßt sie abermals gähren. Nach 2–3 Wochen wird Kreide oder Gyps zugesetzt, die Masse zu kleinen Würfeln geformt und im Schatten getrocknet. Das gute Lackmus muß eine veilchenblaue Farbe zeigen, leicht zerreiblich sein und sich leicht in Wasser und verdünntem Weingeist auflösen. Die Auflösung des Lackmus, die Lackmustinctur, hat die Eigenthümlichkeit, daß sie durch jede Art Säure geröthet wird; daher benutzt man sie und besonders auch mit ihr getränktes Papier, Lackmuspapier (welches man in die zu prüfende Flüssigkeit taucht), um die Gegenwart einer Säure zu erkennen. Man braucht übrigens das Lackmus vorzüglich als Anstrichfarbe, zum Färben des Papiers, des Weins, des Essigs u.s.w. Im Handel kommt es in Gestalt kleiner viereckiger Stücke vor.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 688.
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