[210] Müllner (Adolf), Verfasser der beliebten Lustspiele »Die Vertrauten«, »Die Onkelei«, »Die großen Kinder« und anderer, sowie der Dramen »Der neunundzwanzigste Februar«, »Die Schuld«, »König Yngurd«, »Die Albaneserin«, war 1774 zu Langendorf bei Weißenfels geboren und erhielt seine wissenschaftliche Bildung auf der Fürstenschule Pforta und Universität Leipzig, wo er sich zur Rechtswissenschaft bestimmte, später als Advocat in Weißenfels lebte, auch als rechtswissenschaftlicher Schriftsteller sich vortheilhaft bekannt machte und 1805 Doctor der Rechte wurde. Schon auf der Schule, wo er sich auch viel mit Mathematik beschäftigte, machte sein dichterisches Talent sich geltend und ein anonym erschienener Roman »Incest« (2 Bde., Greiz 1799) [210] war das erste, von M. aber später nicht anerkannte größere Erzeugniß desselben. Mangelnde Anregung und Berufsgeschäfte scheinen ihn nachher lange von größern dichterischen Werken abgehalten zu haben, bis ein zu Weißenfels auf seinen Betrieb 1810 gebildetes Privattheater, zu dessen eifrigsten und geschicktesten Mitgliedern er gehörte, ihn zur Abfassung seiner dramatischen Werke bewog, von denen »Die Schuld« (Lpz. 1816), welche zuerst in Wien und dann in ganz Deutschland mit großem, von keinem seiner spätern Stücke wiedererworbenen Beifall aufgeführt wurde, seinen Ruf als dramatischer Dichter hauptsächlich begründen half. Seit 1820 machte M., der 1817 zum preuß. Hofrath ernannt worden war, kritische Bestrebungen zu seiner Hauptrichtung, war 1820–25 Redacteur des »Literaturblatts« zu der bekannten Zeitschrift »Morgenblatt« und begann 1823 noch ein eignes literarisch-kritisches Blatt »Hekate«, das jedoch bald wieder geschlossen wurde; seit 1826 aber gab er bis an seinen im Jun. 1829 zu Weißenfels erfolgten Tod das »Mitternachtblatt« heraus. Vorher schon hatte er die Herausgabe seiner »Vermischten Schriften« (2 Bde., Stuttg. 1824–26) und »Dramatischen Werke« (7 Bdchn., Braunschw. 1828) besorgt. Am anziehendsten erscheinen M.'s dichterisches Talent und der ihm zu Gebote stehende Witz in seinen, auch in den Einzelnheiten trefflich ausgearbeiteten Lustspielen, in seinen Tragödien aber vermögen bilderreiche, schöne Sprache und bühnengerecht angelegter Plan nicht für das darin vorherrschende blinde Walten eines düstern, das Gemüth abstoßenden Schicksals zu entschädigen. In zahlreiche Rechtshändel und literarische Fehden gerieth M. durch seine schonungslose, von selbstsüchtigen Zwecken oft misleitete und Sache und Person vermengende Kritik; auch sein Verhältniß zu seinen Verlegern blieb fast nie ohne Proceß und machte noch den Gegenstand seiner letzten Schrift: »Meine Lämmer und ihre Hirten« (Wolfenb. 1828) aus.