Masaniello

[71] Masaniello, eigentlich Tommaso Aniello aus Amalfi, war ein armer Fischer und Obsthändler zu Neapel und wurde durch seinen entschlossenen Charakter und die ihm eigne Gabe der Rede das Haupt des Volksaufstandes, welcher hier im Jul. 1647 gegen die drückende Regierung König Philipp IV. ausbrach. Ein Schwager M.'s hatte sich geweigert, von einem zu Markte gebrachten Korb mit Früchten die darauf gelegte neue Abgabe zu zahlen und rief das Volk zu Hülfe, als die Steuereinnehmer sie ihm wegnehmen wollten. Sogleich drang M. mit dem Rufe: »Es lebe der König, aber zum Teufel mit der schlechten Regierung!« an der Spitze des versammelten Haufens ins Steueramt, der sodann die Zollbuden verbrannte, die Gefangenen befreite und vom Vicekönig, Herzog von Arcos, foderte, daß er seine Gewalt mit M. theilen solle. Der Herzog flüchtete aber in ein Castell und der weiter um sich greifende Aufstand richtete sich nun auch gegen den Adel, welcher Banditen wider M. gedungen hatte; viele Paläste wurden geplündert und zerstört und Jeder gemordet, der dem argwöhnisch gewordenen M. verdächtig schien welcher jetzt allein in Neapel gebot, wo alle kön. Insignien vertilgt worden waren. Endlich kam am 13. Jul., dem sechsten Tage des Aufstands, eine Übereinkunft zu Stande, nach welcher die verhaßten Zölle abgeschafft und die alten Freiheiten wiederhergestellt werden sollten, worauf M. zu seinen frühern Geschäften zurückkehrte. Allein plötzlich ergriff ihn eine Art Wahnsinn, eine Folge der übermäßigen Aufregung, der Trunkenheit oder von Gift, welches ihm der Vicekönig bei einem Gastmahl soll haben beibringen lassen; der Unglückliche wüthete nun blind gegen seine besten Freunde und ward am 16. Jul. von einem durch seine Feinde gegen ihn aufgebrachten Volkshaufen ermordet. Der Pöbel mishandelte noch seinen Leichnam, der aber am folgenden Tage von M.'s Anhängern in kön. Gewändern und mit Krone und Scepter geziert, feierlich umhergetragen und dann begraben wurde. Als hierauf die alten Bedrückungen wieder begannen, brach der Aufstand von Neuem aus und ein Prinz von Massa, dann ein gemeiner Soldat, Gennaro Annese und endlich der Herzog Heinrich von Guise traten nacheinander an die Spitze des Volks, das aber nach einiger Verminderung der Auflagen sich dem König bald wieder unterwarf. Diese Begebenheiten haben den Stoff zu Auber's (s.d.) Oper: »Die Stumme von Portici«, geliefert.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 71.
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