Mina

[145] Mina (Francesco Espoz y), span. Generallieutenant, von wohlhabenden Ältern in einem Dörfchen bei Pampelona 1784 geboren, wurde im span. Befreiungskriege 1811 der Anführer eines Trupps Guerrillas an der Stelle seines Neffen, Xavier M., geb. 1789, der in franz. Gefangenschaft gerieth und später als Kämpfer für die Unabhängigkeit der Mexicaner in Amerika von den Spaniern erschossen wurde. Der entschlossene, mit der Gelegenheit des Landes genau bekannte, von der patriotischen Bevölkerung wacker unterstützte M., welcher unter andern Talenten auch das besaß, seine wenig an Regelmäßigkeit gewöhnten Streiter möglichst abzurichten, erwarb sich in Navarra und den angrenzenden Provinzen durch seine kühnen Unternehmungen bald Ruf und Vertrauen, sodaß sich ein ansehnliches Corps unter seinen Befehlen sammelte, mit dem er besonders die Verbindungen der Franzosen von Bayonne nach Madrid unterbrach, ihre Zufuhren wegnahm und durch gute Kundschafter und Wachsamkeit fast allen ihren Anschlägen auf ihn und seine Truppe entging. Sie gaben selbst dem kühnen Parteigänger den Namen des »Königs von Navarra«, und gelang es ihnen auch einmal, durch Übermacht seine Guerrillas zu zersprengen, so sammelten sie sich stets und meist in größerer Zahl an einem im Voraus bestimmten Orte wieder. Franz. Spione, die ihm in die Hände fielen, pflegte er durch Verlust eines Ohrs, und indem er ihnen »viva Mina« (es lebe Mina) auf die Stirn brennen ließ, zu bestrafen. Von der span. Regentschaft in Cadiz ward M. 1813 zum Brigadegeneral ernannt und von dem 1814 nach Madrid zurückkehrenden Könige Ferdinand VII. dahin berufen, begab sich aber nach Aufhebung der Constitution von 1812 mit mehren Gleichgesinnten heimlich nach Navarra, um sie dort wiederherzustellen, was aber nicht gelang. M. flüchtete deshalb nach Frankreich, wo er zwar durch einen vom span. Gesandten dazu verleiteten Policeibeamten verhaftet, auf Ludwig XVIII. Befehl aber die Freiheit und selbst ein Jahrgeld erhielt Nach 1820 erfolgtem Aufstande der Constitutionnellen zu Cadiz eilte M. abermals nach Navarra, sammelte seine alten Waffengenossen und ward nach Wiederannahme der Constitution von Ferdinand VII. zum Generalcapitain dieser Provinz ernannt. Mit militairischer Strenge verfuhr er hier und nachdem er deshalb nach Galicien versetzt worden, auch dort wider die Gegner der Constitution und ward deshalb im Dec. 1821 nach Siguenza verbannt; als aber seine Freunde bei Hofe wieder das Übergewicht erlangten, im Aug. 1822 als Oberbefehlshaber nach Catalonien geschickt, wo er zuerst die sogenannte Glaubensarmee schlug und dann den 1823 einrückenden Franzosen im kleinen Kriege viel zu schaffen machte, ohne jedoch den Gang der Sachen zu hemmen. Bei M.'s Genesung von längerer Kränklichkeit war das Schicksal der span. Constitution entschieden und er überlieferte daher Barcelona unter sehr ehrenvollen Bedingungen an die Franzosen und ging nach England, wo ihm ein glänzender Empfang zu Theil ward. Er lebte nun hier und in Frankreich bis nach der Juliusrevolution, wo er an der Spitze span. Flüchtlinge abermals eine constitutionnelle Bewegung in Spanien zu versuchen wagte, aber nach zehn Tagen schon in Folge der Uneinigkeit seiner Begleiter geschlagen ward und nur mit Mühe die franz. Grenze erreichte. Endlich berief ihn, aber unter veränderten Verhältnissen, die Königin-Regentin Christine im Oct. 1834 selbst zum Generalcapitain von Navarra und dem Oberbefehl der sogenannten Nordarmee, um Don Carlos (s.d.) in den baskischen Provinzen zu bekämpfen; seine Kränklichkeit aber, die ihn nöthigte, sich zu sehr auf seine Untergebenen zu verlassen und seine mit Feuer und Schwert wider die Gegner wüthende Strenge ließen ihn den gehofften Erfolg nicht erreichen und er legte im Apr. 1836 das Commando nieder, um in Frankreich seine Gesundheit herzustellen, übernahm aber noch 1836 wieder den Oberbefehl [145] in Catalonien, wo er aber kaum mehr ausrichtete und 1832 zu Barcelona starb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 145-146.
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