[244] Nativität. Dieser aus dem Lateinischen herrührende Ausdruck begreift eigentlich das Geborenwerden und Alles in sich, was unmittelbar darauf Bezug hat; man verstand jedoch darunter vorzugsweise den angeblichen Einfluß, welchen nach den abergläubischen Lehren der Astrologen der Stand der Planeten und anderer Gestirne im Augenblick der Geburt eines Menschen auf diesen und sein Lebensgeschick ausüben sollte. Die eingebildete Wissenschaft von der Auslegung und also Vorhersagung der Folgen jenes vermeintlichen Einflusses auf das Leben der Einzelnen wurde davon Nativitätstellen genannt und von den Astrologen oder Sterndeutern ausgeübt. Die Stellung der Gestirne in der Zeit der Geburt eines Menschen gab dabei den Anhalt und wurde, nachdem sie ermittelt, in dem sogenannten Horoskop zusammengestellt, d.h. man trug in ein Quadrat oder einen Kreis, die ein mittles, zur Einzeichnung der Geburtszeit bestimmtes, von zwölf andern gleichmäßig umschlossenes Feld enthielten, nach einer gewissen Reihenfolge die zwölf Zeichen des Thierkreises (die sogenannten zwölf himmlischen Häuser) und die in dem einen oder andern stehenden früher angenommenen sieben Planeten ein, zu denen auch Sonne und Mond gehörten. Jedes Haus sollte nun seine besondern Beziehungen [244] auf das Lebensgeschick, auf gewisse Theile des Körpers und andere Verhältnisse haben, und darnach fand die Auslegung statt.