[386] Palermo mit 170,000 Einw., die Hauptstadt der danach benannten Intendantur oder Provinz und der Insel Sicilien, liegt an der Nordküste derselben am Flusse Oceto und im Hintergrunde eines kleinen Meerbusens, welchen an der Westseite das schroff und zackig aufsteigende Vorgebirge Monte Pellegrino, auf der Morgenseite das Vorgebirge Zofferano[386] begrenzt.
Eine schöne Hügelreihe erhebt sich hinter der reizenden und durch Namen, wie »die goldene Muschel«, »das goldene Thal« gepriesenen Ebene, in welcher die zum Theil sehr regelmäßig gebaute Stadt sich ausbreitet. Diese erstreckt sich nicht bis dicht ans Meer, sondern zwischen diesem und der Stadtmauer befindet sich ein breiter, mit einer Quadereinfassung versehener, des Abends vorzüglich einladender Spaziergang, la Marina genannt, der östl. zu einem öffentlichen Garten, la Flora oder Villa publica, führt. Mitten in der Stadt kreuzen sich die beiden Hauptstraßen und bilden einen von schönen Gebäuden eingefaßten, achteckigen Platz, von dem man die vier Hauptthore sieht. Viele der übrigen Straßen sind jedoch eng und krumm und man sieht viel Häuser mit geschmacklos bunten Zierathen. Das kön. Schloß, die Domkirche mit den Grabmalen Kaiser Heinrich VI. und Friedrich II., das Zeughaus, der erzbischöfliche Palast, das Rathhaus und einige Klöster, sowie das große Hospital gehören zu den merkwürdigern Gebäuden. Westl. von der Stadt liegt bei der Vorstadt St.-Lucia der große Hafen, den auf einer Seite ein Molo, auf der andern ein Kastell beschützt; den östlicher und an der Stadt gelegenen kleinen Hafen können nur kleine Fahrzeuge benutzen. P. ist der Mittelpunkt der Industrie und des Handels von Sicilien, der Sitz eines Erzbischofs und einer 1394 gestifteten Universität. In den heißen Tagen des Sommers sind es vorzüglich einige von Bäumen beschattete Springbrunnen und die eleganten Buden der Verkäufer von Eiswasser, neben denen auch die herrlichsten Südfrüchte zierlich aufgeschichtet zum Genusse einladen, welche dem Wanderer kühle Ruhepunkte in den Straßen darbieten. Die Begründung P.'s wird phönicischen Colonisten zugeschrieben, sein alter Name Panormos deutet aber mehr auf griech. Erbauer. Die Karthager hatten daselbst eine Hauptstation ihrer Flotten und auch zur Zeit der Römer blieb P. eine wichtige Stadt, unter den Vandalen, Sarazenen und Normannen aber war es, wie noch jetzt, die Residenz der Fürsten oder Statthalter der Insel. Von den dort häufigen Erdbeben erlitt es nur zweimal, am 1. Sept. 1726 und am 5. März 1823, bedeutenden Schaden.