Paradiesvögel

Paradiesvögel

[408] Paradiesvögel (die) sind vor allen durch die seltene Farbenpracht und eigenthümliche Gestaltung ihres Gefieders ausgezeichnet und auf Neuguinea und einigen benachbarten ostind. Inseln zu Hause.

Sie haben die Größe unserer Amseln, Lerchen und Sperlinge, nehmen sich aber der buschigen Federn wegen stets weit ansehnlicher aus. Lange Zeit waren sie den Europäern blos als Seltenheit und in der Gestalt bekannt, in welcher die wilden Bewohner einiger ostind. Inseln sich damit schmückten. Sie schneiden ihnen nämlich die Füße und auch die Flügel ab, sodaß blos [408] die weit herausstehenden, prächtigen und zarten Seitenfedern bleiben, und man erzählte sich daher, sie besäßen überhaupt weder Füße noch Flügel, und der Aberglaube setzte hinzu, sie kämen aus dem Himmel oder Paradiese, schwebten beständig in den Lüften und genössen keinerlei Nahrung. Seit 20 Jahren kennt man aber ihre Heimat besser und weiß, daß sie sich von Insekten und gewürzhaften Früchten nähren. Die dicksten Wälder sind ihr Lieblingsaufenthalt und bei heiterer und ruhiger Witterung sieht man sie auf den höchsten Baumspitzen, an windigen Tagen aber läßt sich selten einer blicken; ihr buschiges und langes Gefieder würde sie dann zum Spiel des Windes machen, gegen den sie auch, wenn er nicht heftig ist, meist ihren Flug richten, wo dann ihr Gefieder sich an den Körper anschmiegt und ihr Fortkommen nicht hindert. Auf der Abbildung stellt 1 das Männchen des gewöhnlichern und längst bekannten Paradiesvogels vor, der gelbbraun, am obern Kopfe und am Halse citronengelb, um Kehle und Schnabel schön grün sieht. Seine zarten, in langen gelblichen Federbüschen verlängerten Seiten- und Bauchfedern sind es, welche auch in Europa als ein theurer Kopfputz der Frauen beliebt und daher Gegenstand des Handels sind. Aus dem Schwanze ragen zwei lange, nackte Kiele hervor, welche sich bei 4, der sein prächtiges Gefieder pfauenartig ausspreizen kann, in größerer Zahl vorfinden. Der seltsame Federschmuck des Kopfes zeichnet die mit 2 und 3, der Federkragen an der Brust und die Art von Fächer auf dem Rücken, welche er beide ausbreiten und zusammenlegen kann, den bei 5 aus, welcher »der prächtige« genannt wird. Der Anblick eines fliegenden Paradiesvogels ist überaus herrlich und der Reisende Levaillant sagt von sich, er sei so erstaunt und entzückt gewesen, als er in ihrer Heimat den ersten zu Gesicht bekam, daß er es nicht habe über sich gewinnen können, nach dem Vogel zu schießen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 408-409.
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