Peter III.

[462] Peter III. (Fedorowitsch), Kaiser von Rußland, war Peter I. Enkel, von dessen Tochter Anna und dem Herzoge Karl Friedrich Ulrich von Holstein-Gottorp, hieß erst Karl Peter Ulrich und wurde von der Kaiserin Elisabeth Petrowna 1742 zum Großfürsten und nach Annahme der griech. Religion zum Thronfolger ernannt. Mangel an eigner Einsicht und an geeigneten Räthen ließen ihn durch seine zur Schau gestellte Vorliebe für das von ihm unterhaltene Corps deutscher Truppen und Zurücksetzung der russ. Großen die Russen schon vor seiner Thronbesteigung gegen sich einnehmen, wozu noch das Misverhältniß zu seiner Gemahlin, einer Prinzessin von Anhalt-Zerbst (s. Katharina II.), kam. Zur Regierung gelangte P. III. nach dem Tode der Kaiserin Elisabeth im Jan. 1762 und schloß sofort mit dem von Rußland bisher bekriegten Friedrich II. von Preußen Frieden; er rief ferner viele unter der vorigen Regierung nach Sibirien Verbannte zurück, hob die geheime Policei auf und traf manche andere willkommene Verbesserung. Durch Neuerungen beim Heere, die Einführung einer holstein. Garde, übereilte Veränderungen auf kirchlichem Gebiete, die seine Anhänglichkeit an dem protestantischen Glauben bemerken und die Absicht durchscheinen ließen, die Kirchengüter einzuziehen, erregte er aber noch weit mehr Unzufriedenheit. Seine Gemahlin glaubte bei seiner offenen Neigung zu einer Fürstin Woronzow das Ärgste von P. fürchten zu müssen, und während dieser die Wiedereroberung des von seinem Vater 1713 an Dänemark verlorenen Theils von Schleswig vorbereitete, verlor er durch eine längst angelegte Verschwörung in der Nacht vom 8.–9. Jul. 1762 den Thron, auf welchen er Tags darauf verzichtete. Seine Gemahlin war von den Garden, der Geistlichkeit und den Großen zur Kaiserin als Katharina II. ausgerufen worden, P. III. aber wurde gefangen gehalten und am 14. Jul. von einigen der Verschworenen umgebracht. (S. Orloff.)

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 462.
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