Friedrich Wilhelm III.

Friedrich Wilhelm III.

[117] Friedrich Wilhelm III., regierender König von Preußen seit 1797, der älteste Sohn Friedrich Wilhelm II., geb. den 3. Aug. 1770, wurde anfangs von seinem Großoheim, Friedrich II., und seiner Mutter, einer Prinzessin von Hessen-Darmstadt, nachher vom Grafen Adolf von Brühl erzogen. Er zeichnete sich schon als Kronprinz durch religiösen Sinn, Charakterfestigkeit und persönlichen Muth aus, und vermählte sich 1793 mit Luise, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, einer ebenso schönen als geistreichen und liebenswürdigen Frau. Diese Verbindung war nicht durch Staatsklugheit, sondern durch die reinste und aufrichtigste persönliche Zuneigung und Hochachtung gestiftet worden, und wurde das Muster einer glücklichen Ehe.

Die nachherige Königin wurde von ihrem Volke ebenso sehr verehrt, ja angebetet, als von ihrem Gemahl geliebt. Gleich nach dem Antritte der Regierung schaffte Friedrich Wilhelm die Misbräuche ab, die sich unter seines Vaters Regierung eingeschlichen hatten, und hob die das Land drückenden Verfügungen auf. Die Schuldenlast, welche er mit der Regierung übernommen hatte, suchte er durch die weiseste Sparsamkeit zu erleichtern. Der Beginn seiner Regierung war nur glücklich und im Anfange dieses Jahrhunderts hatte Preußen eine Größe erreicht, zu der es bis dahin noch nie emporgestiegen war. Aber nun brachen die Kriege aus, welche grenzenloses Unglück auch über das preuß. Volk, wie über ganz Deutschland brachten, und die namentlich durch die von Napoleon schlau hervorgebrachte Uneinigkeit der deutschen Staaten untereinander herbeigeführt wurden. Zwar warf sich Preußen den Anmaßungen des überall siegenden Kaisers der Franzosen, nur mit Sachsen verbündet, 1806 entgegen, aber das preuß. Heer war hinter der neuen, durch Napoleon's Genie geschaffenen Kriegskunst zu weit zurückgeblieben, das Glück und der Geist Napoleon's imponirte den Befehlshabern seiner Gegner so sehr, daß die entschiedensten Niederlagen, Verrath der wichtigsten Festungen die Folge dieses Kriegs waren und im Frieden zu Tilsit 1807 F. die beste Hälfte seines Landes einbüßte. Sogar Berlin fiel in Feindes Hand und F. mußte sich nach Memel zurückziehen. Um so kräftiger war aber später die Wiedererhebung Preußens. Der durch den schnellen Tod seiner geliebten Gemahlin (am 19. Jul. 1810), die ihm durch alle Wechsel seines Schicksals treu gefolgt war und ihn bei allen Leiden, die er über den Fall der Größe Preußens erlitten, mit freudiger, muthiger Hoffnung auf eine bessere Zukunft getröstet hatte, noch tiefer gebeugte König warf sich vertrauensvoll in die Arme seines treuen Volkes, welches Gut und Blut an die Abwälzung des ausländischen Joches setzte. Mit einer Aufopferung, einer Todesverachtung, die wenige Beispiele in der Geschichte hat, ging Preußens Jugend in den Krieg gegen Frankreich, der 1813 ausbrach, und der, nachdem auch Östreich dem Bündnisse zwischen Rußland und Preußen beigetreten war, den Sturz Napoleon's zur Folge hatte. (S. Preußen und Deutschland.) F. selbst ging in diesem Kriege seinem Volke mit Beweisen der Aufopferung, des Muthes und der Ausdauer voran. Er setzte sich mehrmals selbst der Gefahr der Schlacht aus, namentlich am 30. Aug. 1813 in der Schlacht bei Kulm, und am 25. März 1814 bei Fère-Champenoise. Durch die Verhandlungen auf dem wiener Congreß erhielt Preußen Entschädigungen für die im tilsiter Frieden erlittenen Verluste und hat seitdem eine würdevolle Stelle in der Reihe der großen Mächte Europas eingenommen, welche es weniger seinem Flächenraume als seiner geistigen Größe verdankt. F. ist unablässig bemüht gewesen, durch Sorge für Kirche und Schule, durch Schutz und Förderung der Künste und Wissenschaften, durch eifrige Beförderung des Gewerbfleißes sein Volk zu heben. Selbst während der schweren Zeiten des Kriegs arbeitete er nach diesem Zwecke hin, und sein [117] Scharfblick ließ ihm immer Männer finden, welche seine väterlichen Absichten mit Klugheit und Redlichkeit ausführten. Schon 1809 wurde die seitdem so herrlich emporgeblühte und mit kön. Freigebigkeit ausgestattete Universität zu Berlin gegründet, die Universität Frankfurt wurde 1810 nach Breslau verlegt und erhielt eine neue zeitgemäße Einrichtung, die Universität Bonn wurde 1818 gestiftet. Herrliche Bauwerke wurden in Berlin und an andern Orten aufgeführt, die Vaterlandsvertheidiger ehrenvoll belohnt und das Schulwesen durch das ganze Königreich so vortrefflich eingerichtet (namentlich auch für Gewerbschulen gesorgt), daß dasselbe ein Muster für die gebildetsten Nationen der Erde geworden ist. Auch an der Verbesserung der Rechtspflege und der Verwaltung wurde unablässig gearbeitet, eine vortreffliche Städteordnung und berathende Landstände wurden in den Provinzen eingeführt. Segensreich für den größten Theil von Deutschland ist der von Preußen ausgegangene Zollverband (s.d.) geworden. In schwierigen Zeiten erhielt F. durch Mäßigung, Besonnenheit und Festigkeit den Frieden auf die ehrenvollste Art, um sein Land alle Wunden, die ihm die Kriegsjahre geschlagen, vergessen zu machen. So steht F. jetzt als der geliebte Vater seines Volkes da, das durch seines Königs Bemühungen sich den Ruhm erworben hat, an der Spitze europ. Bildung zu stehen, und das zu seiner Regierung ein in der Gegenwart seltenes Vertrauen hat, weil es die Offenheit und Redlichkeit derselben kennt. F. hat sich 1824 in morganatischer Ehe mit der Gräfin Auguste von Harrach verbunden, welche den Titel einer Fürstin von Liegnitz und Gräfin von Hohenzollern erhalten und sich durch die ausgezeichneten Eigenschaften ihres Geistes und Herzens die Verehrung aller ihrer Umgebungen erworben hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 117-118.
Lizenz:
Faksimiles:
117 | 118
Kategorien: