Peyronnet

[469] Peyronnet (Graf von), franz. Minister des Innern im letzten Ministerium König Karl X., geb. 1775 zu Bordeaux, wo er als Rechtsanwalt lebte, der Sache der Bourbons von jeher anhing und nach Herstellung derselben auf dem franz. Throne seit 1818 Präsident des Tribunals erster Instanz seiner Vaterstadt, nachher Generalprocurator beim königl. Gerichtshofe zu Bourges wurde. In die Deputirtenkammer gewählt, machte er seine Gabe der Beredtsamkeit für die Zwecke der Royalisten geltend, bewies aber mehr Besonnenheit als die heftigsten Wortführer dieser Partei, wurde im Dec. 1821 Justizminister und im folgenden Jahre mit Villèle in den Grafenstand erhoben. Auf seinen Vorschlag erhielten die franz. Advocaten ihre frühern, ihnen 1810 von Napoleon entzogenen Vorrechte und Gerechtsame wieder, daneben aber sann er fortwährend auf Auswege, um selbst unabsetzbare Beamte beseitigen zu können, die nicht strenge Royalisten wären, und war der beredte Vertheidiger des Krieges gegen Spanien zur Herstellung Ferdinand VII. im J. 1823. Im Jan. 1828 trat er mit dem Grafen Villèle aus dem Ministerium, dessen Verfahren er in einer Schrift vertheidigte, übernahm aber im Mai 1830 unter dem Fürsten Polignac wieder das Ministerium des Innern, soll jedoch den Maßregeln nicht unbedingt beigestimmt haben, welche die Juliusrevolution und Vertreibung Karl X. herbeiführten. (S. Julitage.) P. suchte nach derselben verkleidet zu entfliehen, ward aber im südl. Frankreich verhaftet, mit mehren seiner gefangenen Amtsgenossen von der Pairskammer zum bürgerlichen Tode und lebenslänglichen Hast verurtheilt und mit ihnen bis in den Herbst 1836 im Schlosse Ham verwahrt, dann aber entlassen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 469.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika