[483] Phädrus, der röm. Fabeldichter, war aus Thrazien oder Macedonien gebürtig, kam sehr jung als Sklave nach Rom und in den Besitz des Kaisers Augustus, welcher ihn frei gab. Unter dessen Nachfolger Tiberius war P. Gegenstand der Verfolgung von Seiten eines Günstlings desselben, des Sejanus, den er vielleicht in seinen Fabeln gekränkt hatte, und starb in hohem Alter. Seine 90, in fünf Bücher abgetheilten Fabeln sind in dem ihm zur andern Muttersprache gewordenen Lateinischen geschrieben und entstanden zum Theil aus Nachbildung und glücklicher Übersetzung der griech. Fabeln des Äsop, mit denen er die Römer zuerst näher bekannt gemacht hat. Das Übrige sind vielleicht ebenfalls Nachahmungen nach uns nicht bekannten Originalen. Die gegen die Echtheit der Fabeln des P. früher gehegten Zweifel scheinen jetzt beseitigt und nur in Bezug auf 32 weitere Fabeln noch zu bestehen, welche erst 1809 zu Neapel durch den Druck bekannt gemacht worden sind und P. ebenfalls zum Verfasser haben sollen.