Platin

[511] Platīn (das) oder Platĭna wurde zuerst 1736 in Peru von den Spaniern aufgefunden, welche es für eine Art Silber (span. plata) und deshalb platiña (das Diminutiv von plata) nannten. Es wurde sonst hauptsächlich in Peru und Brasilien im aufgeschwemmten Lande in Gestalt rundlicher Körner gefunden, seit 1822 aber wird es in derselben Form, jedoch zum Theil in größern bis mehre Pfund schweren Körnern auch an der östl. Abdachung des Ural gewonnen. In dem Zustande, wie es aus den Gruben kommt, heißt es rohes Platin oder Platinerz und enthält noch mehre andere Metalle, wie Palladium, Iridium, Osmium, Rhodium, Eisen und Kupfer. Um es aus dem Erze rein darzustellen, was bisher blos auf nassem Wege erreicht wurde, wird dasselbe in siedendem Königswasser (s. Salpeter) aufgelöst, wobei ein schwarzes, vorzüglich aus Iridium und Osmium u.s.w. bestehendes Pulver zurückbleibt; die verdünnte Auflösung wird mit Salmiak versetzt, wobei ein gelbes Pulver[511] niederfällt, aus dem man durch Ausglühen das reine Platin endlich als ein schwarzgraues, zusammenhängendes Pulver, sogenannten Platinschwamm erhält. Dieser wird nun unter einer Münzpresse stark zusammengepreßt, dann wiederholt geglüht und vorsichtig gehämmert, wodurch das Metall seine zusammenhängende dichte Form erhält. Gereinigt und polirt hat es in dieser eine silberweiße, ins Stahlgraue spielende Farbe, erhält aber weder ein so schönes Ansehen, noch so viel Glanz als Silber. Im reinen Zustande ist das Platin höchst geschmeidig und dehnbar, läßt sich zu sehr dünnen Blättchen ausschlagen und mit Anwendung besonderer Hülfsmittel zu Draht ziehen, der Spinnenfäden an Feinheit übertrifft. An Härte steht es dem Kupfer nach, ist aber der schwerste aller bekannten Körper (s. Gewicht), in keinem Ofenfeuer, sondern blos im Sauerstoffe und Knallgasgebläse und durch Brennspiegel schmelzbar, erweicht jedoch in sehr großer Hitze so weit, daß es sich schweißen läßt. Zum Sauerstoffe besitzt es so geringe Verwandtschaft, daß es nie anläuft und seinen Glanz selbst in der Glühhitze behält; ebenso wird es von Säuren bei gewöhnlicher Temperatur nicht angegriffen, und diese Eigenschaften im Vereine mit seiner Beständigkeit im Feuer machen es zu Geräthschaften für chemische Arbeiten, wie Schmelztiegel, Schalen, Retorten, Löffel, Zangen ganz besonders brauchbar. Außerdem wird es zu Spitzen an Blitzableiter, zum Ausfüttern der Zündlöcher an Geschützen und kleinen Feuergewehren, in Rußland seit 1828 auch zu Münzen, sowie zum Überziehen anderer Körper oder Platiniren, von der Homöopathie auch als Arzneimittel, als Platinschwamm zu Feuerzeugen (s.d.) angewendet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 511-512.
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