Plutarch

[514] Plutarch, ein sehr fleißiger philosophischer und historischer Schriftsteller des alten Griechenlands, welcher zu Ende des 1. und im Anfange des 2. Jahrh. n. Chr. lebte, war aus Chäronea in Böotien gebürtig und hatte sich in Athen mit Platonischer und Aristotelischer Philosophie vertraut gemacht, hielt sich jedoch vorzüglich zur erstern. In Italien und namentlich in Rom, trat P. selbst als Lehrer der Philosophie auf und war ein eifriger Gegner der Stoiker und Epikuräer. Er scheint jedoch diesem Wirkungskreise bald durch Verwendung zu Staatsämtern entzogen worden zu sein, indem er vom Kaiser Trajan zum Consul und Präfecten von Illyrien, von Hadrian aber, welcher P.'s Schüler gewesen war, zum Procurator von ganz Griechenland ernannt ward. Zuletzt wurde er noch Priester des Apollo und starb um 120 oder 130 n. Chr. in seinem Vaterlande. Dieser vielseitigen Thätigkeit ungeachtet soll er gegen 300 Schriften verfaßt haben, von denen noch 125, darunter jedoch einige unechte, übrig sind. Man theilt dieselben gewöhnlich in die ethischen oder moralischen Schriften, welche aber nicht blos von Gegenständen der Moral, z.B.: von Freunden und Schmeichlern, von der falschen Scham, von Tugend und Laster u.s.w. handeln, sondern zu denen auch welche von gemischtem, sowie von politischem und mythologischem Inhalt gezählt werden, und in die historischen, welche seine besten sind. Er schildert darin in 44 vergleichenden Lebensbeschreibungen, daher sie Parallelen genannt worden sind, die Charaktere berühmter Griechen und Römer, wozu noch fünf einzelne ihm zugeschriebene Biographien kommen. Sie sind sämmtlich von Kaltwasser (die moralischen Werke, 9 Bde., Frankf. 1783–1800, die historischen, 10 Bde., Magdeb. 1799–1806), ein Theil der letztern vorzüglich gut von G. G. Bredow übersetzt worden. P.'s Lebensbeschreibungen haben ähnlichen Sammlungen in den meisten europ. Ländern zum Muster gedient und sein Name ist denselben sogar als Titel mit Bezeichnung des Landes (z.B. östr. Plutarch, schwed. Plutarch u.s.w.) vorgesetzt worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 514.
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