Pontinischen

Pontinischen

[534] Pontinischen (die) oder pomptinischen Sümpfe, an der südl. Spitze des Kirchenstaates, sind eine sehr ungesunde Niederung, welche sich an der Küste 10 M. lang und 2–4 M. breit, von Nettuno bis Terracina hinzieht und durch eine Menge von den Apenninen kommende kleine Gewässer versumpft ist, deren Abfluß ins Meer durch die tiefe Lage des Bodens gehemmt wird.

In den ältesten Zeiten Roms sollen dort sich zahlreiche Städte befunden haben, von denen eine Pometia hieß und nach welcher die ganze Gegend noch benannt wird. Kriege und der mit zunehmender Versumpfung immer ungesunder werdende Aufenthalt machten diesen Landstrich schon frühzeitig veröden und mehre röm. Kaiser, sowie später mehre Päpste unternahmen vergeblich, denselben durch gänzliches Austrocknen wieder für den Anbau zu gewinnen und damit zugleich die Quelle der von dort aus selbst über die benachbarten Gegenden sich verbreitenden, nachtheiligen Ausdünstungen zu vertilgen; freilich geriethen auch die getroffenen Vorkehrungen von Zeit zu Zeit immer wieder in Verfall. Indessen ist durch die auf Papst Pius VI. Befehl ausgeführten Entwässerungskanäle und Dämme und spätere Anlagen doch viel erreicht und jetzt von diesem einförmigen Landstrich, durch welchen die schöne Straße von Rom nach Neapel führt, viel Boden für den Ackerbau gewonnen worden; außerdem ernähren die unabsehbaren Weiden große Heerden von Büffeln, Rindern [534] und Pferden; wildes Geflügel nistet in Menge in dem hohen Schilf und Rohr und nach der Küste hin liegen ansehnliche Waldungen. Das erdfahle Ansehen der wenigen Bewohner einiger einsamen Wirthshäuser an der Straße und in weiten Entfernungen voneinander liegenden Pachthöfe, sowie der bei den Heerden weilenden Hirten bezeugt aber den noch immer verderblichen Einfluß der Ausdünstungen dieser Sümpfe, die besonders gefährliche Fieber hervorbringen. Die beständige Bevölkerung derselben ist daher sehr klein und die erfoderlichen Feldarbeiten werden von in den Apenninen wohnenden Landleuten errichtet, welche zum Theil familienweise, wo möglich ihre Habe auf schwerfälligen, von Büffeln gezogenen Karren mitführend, im Jun. herab vom Gebirge kommen, um die Ernte zu besorgen. Eine Hütte von Rohr, manchmal auf mehre Fuß hohen Pfählen, oder eine Art Zelt dient die meist kurze Zeit ihres Verweilens diesen Leuten als Wohnung für die Nacht. von denen die Abbildung nach einem vortrefflichen Gemälde von dem 1835 zu Venedig gestorbenen, ausgezeichneten Maler Leopold Robert aus Lachaux de Fonds im Canton Neufchatel, das bei der Kunstausstellung in Paris im J. 1831 unter 2500 als das beste anerkannt wurde, eine eben anlangende Familie darstellt, die fröhlich und wohlgemuth der hier ihrer wartenden harten Arbeit, spärlichen Kost und dem Fieber entgegensieht, das immer ein Theil derselben nach wenig Wochen mit fortnimmt, wenn sie in die Heimat zurückkehren. Erst wenn die große Hitze vorüber ist, kommen diese Arbeiter gegen Ende Oct. auf einige Zeit zum andern Male wieder, um die Felder von Neuem zu bestellen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 534-535.
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