[558] Presburg, ungar. Posony, eine Freistadt der gleichnamigen Gespanschaft in Niederungarn, liegt unweit der Grenze von Niederöstreich in einer von hohen Bergen umschlossenen, anmuthigen Ebene am linken Ufer der hier 130 Klaftern breiten Donau, über welche eine der Stadt 1825 vom Kaiser Franz I. zum Geschenk gemachte Schiffbrücke führt und hat 38,000 Einw. von meist deutscher Abkunft, darunter 8000 Protestanten.
P. ist eine der schönsten Städte von Ungarn, obgleich es durch das Aufblühen von Pesth aufgehört hat die schönste zu sein. Auf einer der äußersten Höhen der nach der Donau abfallenden Karpaten liegen vor der Stadt die Ruinen des 1811 abgebrannten königl. Schlosses, welches 1635 auf Landeskosten erbaut und durch Maria Theresia noch wesentlich erweitert und verschönert worden war. Ausgezeichnete Gebäude in der Stadt selbst sind das an einem schönen und danach benannten Platze gelegene, alterthümliche Rathhaus, das von außen mit einem Frescogemälde verziert ist, welches die Höllenfahrt eines eidbrüchigen Senators vorstellen soll; das Landhaus, wo die Versammlungen der gewöhnlich nach P. berufenen ungar. Reichstage gehalten werden; der erzbischöfliche Palast; der Dom zu St.-Martin, in welchem die Könige von Ungarn gekrönt werden, wenn der Krönungsreichstag nicht in Ofen gehalten wird; das Comitatshaus; das Theater u.a.m.; auch befinden sich in P. zwei protestantische Kirchen. Von öffentlichen Plätzen sind noch der Theaterplatz mit der Promenade, der Fürstenplatz, der Fischmarkt mit einer Dreifaltigkeitssäule anzumerken. Außerhalb der Stadt befindet sich [558] der unter Maria Theresia 1776 erneuerte, künstlich aufgeworfene Königshügel, welchen jeder in P. neugekrönte König von Ungarn hinanreitet und oben mit dem entblößten Schwerte des h. Stephan vier Kreuzhiebe nach den vier Himmelsgegenden thut, wodurch er andeutet, daß er das Königreich nach allen Seiten gegen Feinde schützen wolle. Von höhern Bildungsanstalten bestehen in P. eine katholische Akademie oder hohe Schule für Rechtswissenschaft und Philosophie, ein katholisches und ein protestantisches Gymnasium, sowie mehre öffentliche Bibliotheken; Erziehungsanstalten und Schulen für Mädchen sind auch mit dem Kloster der Congregation von Notre Dame und dem der Ursulinerinnen verbunden. Die gewerbliche Betriebsamkeit ist ohne besondere Wichtigkeit und auch der Handel ist, den Verkehr mit ungar. Weinen und einigen andern Landesproducten abgerechnet, nicht sehr ansehnlich. Die Gründung von P. verliert sich in die Zeit der röm. Herrschaft in diesen Gegenden, nach deren Besitznahme durch die Ungarn es als Grenzplatz gegen die Deutschen zunehmende Wichtigkeit erlangte. In der Zeit, wo die Osmanen einen großen Theil von Ungarn samt der Hauptstadt Ofen in ihre Gewalt gebracht hatten, war P. die Hauptstadt des Königreichs, der Sitz aller höchsten Reichsbehörden und Verwahrungsort der ungar. Kroninsignien, was es auch noch später bis 1784 blieb, wo dieselben wieder nach Ofen, sowie in das neuangebaute Pesth verlegt wurden. In Folge der Schlacht bei Austerlitz wurde im Dec. 1805 zu P. ein danach benannter Friede zwischen Frankreich und Östreich abgeschlossen, in welchem das letztere die nicht lange vorher erworbenen venetian. Provinzen nebst Tirol, Vorarlberg, Eichstädt und Passau, das Breisgau und andere Landstriche und Städte (über 1000 ! M. mit 3 Mill. Einw.) an Italien, Baiern, Würtemberg und Baden abtrat, zugleich die Souverainetät der letztern drei und die neue königl. Würde für Baiern und Würtemberg anerkannte. Dagegen erhielt Östreich nur Salzburg und Berchtesgaden und die im östr. Hause erbliche Hochmeisterwürde des deutschen Ritterordens zuerkannt. In dem franz.-östr. Kriege von 1809 litt P. bedeutend durch die von Anfang Jun. bis Anfang Jul. wiederholten Angriffe der Franzosen unter Davoust auf den dabei angelegten Brückenkopf und es wurden mehre hundert Häuser durch das Beschießen der Stadt zerstört und beschädigt.