Rhabdomantie

[687] Rhabdŏmantie wird nach dem Griechischen das angeblich manchen Menschen von Natur eigne und dann durch Übung ausgebildete Vermögen genannt, unterirdische Metallmassen, Erze und Quellen durch ein Ferngefühl wahrzunehmen, wobei mitunter sogenannte rhabdomantische Werkzeuge, wie die Wünschelruthe (s.d.) und. das siderische Pendel angewendet werden. Das letztere besteht aus einem ungesponnenen Faden, z.B. von Menschenhaar, roher Seide oder Hanf, an welchem ein Metall-, Glas- oder Siegellackkügelchen, ein Würfel von Schwefelkies oder ein goldener Ring befestigt wird. Der Faden wird beim Gebrauch zwischen Daumen und Zeigefinger gefaßt und das Pendel schwebend über eine Metallplatte, eine Schale mit Wasser oder andern siderischen Stoff gehalten. Besitzt nun Derjenige, welcher dies thut, jenes rhabdomantische Vermögen, so geräth das Pendel in eine kreisförmig schwingende Bewegung; ebenso dreht sich die Wünschelruthe in seiner Hand nach unten, wenn er Metall oder andere siderische Körper berührt oder ihnen nahe kommt. Obgleich nun im Alterthume schon die Sage vom Fühlen von Metallen unter der Erde ging und auch Odin, dem ersten der Asen, die Eigenschaft zugeschrieben wurde, zu wissen, wo Gold, Silber und Erz im Schoose der Erde verborgen sei, hat man, trotz vielseitiger Beobachtungen und Versuche in neuerer Zeit, doch keinen naturgesetzlich begründeten Zusammenhang jener Gegenstände mit den angeführten Erscheinungen, etwa durch Magnetismus und Elektricität, nachzuweisen vermocht; vielmehr scheint sich ergeben zu haben, daß jenes rhabdomantische Vermögen bei den Meisten, welche dasselbe zu besitzen behaupten, kaum auf etwas Anderm wie Selbsttäuschung oder auf absichtliche Hintergehung Anderer hinauslaufe. Die Kunst des Metallfühlens wird auch insbesondere Metalloskopie, die des Wasserfühlens Hydroskopie genannt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 687.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: