Sophokles

Sophokles

[224] Sophŏkles, der größte Tragiker der Griechen, war ein Athener, geb. 495 oder 491 v. Chr., gest. 407.

Er war ungefähr 17 Jahre jünger als Äschylus, und 15 Jahre älter als Euripides, überlebte aber den Letztern noch. Er gehörte einer angesehenen Familie an, und dies, sowie seine glänzenden geistigen Eigenschaften eröffneten ihm den Weg zu den ersten Staatsämtern. Er versuchte sich anfangs als lyrischer Dichter, trat, 28 Jahre alt, mit seiner ersten Tragödie auf, entrang dem Äschylus den Preis und wurde in der Folge noch 19mal mit dem ersten Preise in den dramatischen Wettkämpfen geschmückt. Als er gegen 80 Jahre alt war, trug einer seiner Söhne darauf an, ihm gerichtlich die Verwaltung seines Hauswesens abzunehmen, weil das Alter seinen Verstand geschwächt hätte. S. hatte damals eben seine Tragödie: »Ödipus auf Kolonos« gedichtet und las sie statt aller weitern Vertheidigung seinen Richtern vor, welche ihn natürlich freisprachen. S. trug wesentlich zur Erweiterung der dramatischen Handlung bei, indem er drei und selbst vier Schauspieler auf die Bühne brachte, welches man früher nicht gewagt hatte. Den Chor, die dem griech. Drama eigenthümlichen lyrischen Einlagen, zog er so weit in die Kürze, daß er nicht wie bisher hemmend auf den Gang der dramatischen Handlung einwirkte. Seine großen Vorzüge sind lebendige Wahrheit der von ihm dargestellten Charaktere, vollkommenste sittliche Reinheit, Tiefe des Gefühls, echt künstlerische Anordnung des Ganzen nach allen seinen Theilen, und eine reine, wunderbar schöne Sprache und Versbildung. Von den vielen dramatischen Gedichten des S. (man zahlte deren über hundert) sind uns sieben erhalten: »Der wüthende Ajax«, »Elektra«, »König Ödipus«, »Antigone«, »Ödipus auf Kolonos«, »Die Trachinerinnen«, »Philoktet«. Dieselben sind oft herausgegeben worden, namentlich von Brunck, Erfurdt, Hermann, Schäfer u. A.; am besten ins Deutsche übersetzt von Solger (2 Bde., Berl. 1808 und 1824) und Thudichum (Darmst. 1827).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 224.
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