Sorbonne

[225] Sorbonne war früher der gemeinschaftliche Name der Doctoren und Professoren der Theologie auf der Universität zu Paris. Sie hat ihren Namen von Robert von Sorbon in Champagne, einem pariser Theologen, der um das Jahr 1250 ein Collegium zur Bildung junger Weltgeistlichen auf der Universität zu Paris stiftete und mit Einkünften versah, die in der Folge sehr vermehrt wurden, und dessen Lehrer die jedesmaligen Doctoren und Professoren der Theologie waren, auf die dann der Name des Collegiums überging. Die Sorbonne behauptete als der erste geistliche Gerichtshof in Frankreich das größte Ansehen, indem sie die Rechte und Freiheiten der gallicanischen Kirche gegen die Eingriffe des päpstlichen Stuhls und die Königsgewalt vertheidigte, und ihre Aussprüche und Urtheile wurden in wichtigen Fällen selbst vom Auslande eingeholt und den Meinungen anderer Universitäten vorgezogen. Wenn mithin unter ihrem Einflusse die Geschichte des Katholicismus in Frankreich sich entwickelte und ihre Beschlüsse ebenso sehr der Reformation als den Jesuiten Widerstand leisteten, so gerieth sie später im strengen Festhalten am Buchstaben der alten Kirchenlehre in Widerspruch mit der Bildung der neuen Zeit. Ihre Verdammungsurtheile über die Schriften des Helvetius, Rousseau und Marmontel zogen ihr den Spott und die Verachtung der Aufgeklärten der Nation zu, bis endlich in der Revolution, nachdem sie schon längst ihren Ruhm überlebt hatte, auch ihr Name erlosch und ihre Fonds zersplittert wurden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 225.
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